Warum beharren so viele darauf, dass es ein "3. biologisches Geschlecht" gäbe?
Die Bezeichnung "3. Geschlecht" ist ausschließlich als nettes Entgegenkommen auf der sozialen Ebene bezüglich Intersexuellen gedacht, damit sie sich nicht diskriminiert fühlen, und hat rein gar nichts damit zu tun, dass es tatsächlich ein 3. biologisches Geschlecht gäbe:
Verschiedene Formen der Intersexualität werden medizinisch nach der englischen Bezeichnung Differences of sexual development als DSD klassifiziert.[15] Viele Inter-Personen fühlen sich durch die Klassifizierung von Entwicklungsvarianten als Störung oder als Krankheit herabgesetzt, weswegen es heute üblich ist, neutrale Bezeichnungen zu verwenden. Die körperliche Erscheinung von Inter-Personen lässt sich zu einer nahezu ununterbrochenen Reihe zwischen „rein weiblich“ und „rein männlich“ anordnen (deswegen auch abgeleitet von lateinisch inter, dazwischen). Eine Bildung von Klassen, im Sinne von zusätzlichen Geschlechtern (bekannt geworden ist etwa der Vorschlag der US-amerikanischen Wissenschaftlerin Anne Fausto-Sterling, fünf Geschlechter zu unterscheiden[16]), oder die Klassifizierung, etwa von Inter-Personen pauschal, als drittes Geschlecht ist eine soziale Konvention und nicht biologisch begründbar, da natürliche Grenzen zwischen den Klassen nicht angegeben werden können und die Zuordnung letztlich am Selbstbild der jeweiligen Person festgemacht werden muss.
Die Frage, wie viele Geschlechter es gibt, hängt davon ab, wie man Geschlecht definiert. Die Biologie ist da sehr klar. Sie macht das Geschlecht an der Rolle in der Fortpflanzung fest. Bei der geschlechtlichen Fortpflanzung treffen immer kleine Samenzellen auf wesentlich größere Eizellen. Diejenigen Lebewesen, die die kleinen Samenzellen produzieren, heißen männlich. Und die, die die großen Eizellen produzieren, heißen weiblich.
Zwitter sind in der Biologie kein drittes GeschlechtLebewesen, die keine Ei- oder Samenzellen produzieren, haben nach dieser Definition kein drittes, sondern gar kein Geschlecht. Lebewesen wiederum, die beides produzieren – die gibt es vor allem im Reich der Pflanzen – heißen Zwitter. Aber auch sie definieren kein drittes Geschlecht.
Die deutsche Bundesregierung nutzt den Begriff des "3. Geschlechts" nicht, sondern stattdessen die Bezeichnungen "3. Geschlechtsoption" oder "divers" für Intersexuelle:
Dritte GeschlechtsoptionWeiblich, männlich, diversDie Geschlechterangaben "männlich" und "weiblich" im Geburtenregister werden um "divers" für intersexuelle Personen ergänzt. Neugeborene können dann mit dieser dritten Geschlechtsoption ins Geburtenregister eingetragen werden. Das Gesetz ist am 22. Dezember 2018 in Kraft getreten.
https://www.bundesregierung.de/breg-de/suche/weiblich-maennlich-divers-1510828
3 Antworten
"Die Bezeichnung "3. Geschlecht" ist ausschließlich als nettes Entgegenkommen auf der sozialen Ebene."
Ja richtig, aber ich finde so ein Entgegenkommen nicht schlecht.
Viele Sachen, die wir tun, sind vielleicht gar nicht extrem notwendig, sind aber eine Sache des Entgegenkommens, ich denke da an Frauenparkplätze.
Ich muss auch nicht jedes Mal, wenn ich formal gesehen Vorfahrt habe, zuerst fahren, manchmal kann es günstig sein, den anderen vorzulassen (nicht generell, aber es kann solche Situationen geben - je nach Verkehrssituation).
Heute war im Laden zufällig (ohne mein Zutun) eine Packung mit mehreren Kleinpackungen runtergefallen. Ich habe sie aufgehoben und eingeräumt. Aber ich habe das nicht tun müssen (es ist eigentlich der Job der Verkäuferin). Dennoch tun mir solche kleine Gesten nicht weh, und ein wenig Entgegenkommen ist uns sicher auch schon mal zugutegekommen.
Es ist nicht falsch, sondern der aktuelle Stand der Wissenschaft.
Weil dem so ist. Geschlecht ist ein Spektrum mit zwei Extremen am Rande.
Folgende Zitate aus Fachartikeln.
Das Fachmagazin Nature schreibt:
The research and medical community now sees sex as more complex than male and female, and gender as a spectrum that includes transgender people and those who identify as neither male nor female.
https://www.nature.com/articles/d41586-018-07238-8
Die National Library of Medicine meint:
Consequently, the binary division in male and female sex has been called into question and a more fluid understanding of sex has been proposed.
Some of the major textbooks teach anatomy, particularly of the urogenital system, as a male-female binary.
Anatomical sciences curricula need to adopt a more current approach to sex including the introduction of the category of "intersex"/"differences in sexual development" and present sex as a continuum rather than two sharply divided sets of characteristics
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32735387
Zuletzt noch ein Zitat aus dem American Journal of Public Health:
Furthermore, despite the binary that is suggested by human reproduction, both sex and gender are fluid. Variations in chromosomes, hormone levels, and reproductive organs result in more than 2 sexes, reflecting complex processes of sex development across multiple levels, and suggesting that sex itself is culturally constructed.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3786754
Und:
Neuere medizinische Definitionen von Geschlecht sind mehrdimensional. Es gibt nicht nur eine Definition von biologischem Geschlecht (somatische Geschlecht), sondern mehrere: chromosomales, genitales, gonoduktales und gonadales Geschlecht.
Und ein psychisches, juristisches und soziales Geschlecht (Pschyrembel, Klinisches Wörterbuch).
Im Detail: https://www.pschyrembel.de/geschlecht/K08P4/doc/
Geschlecht ist nun mal wesentlich komplexer als nur Chromosomen oder Mann und Frau und existiert auf verschiedenen Ebenen.
Weil das so besser in das Weltbild mancher Menschen passt. Wobei das eigentlich egal sein könnte. Als nettes Entgegenkommen ist es ja auch ok. Problematisch wird es erst dann, wenn biologische Tatsachen auf einmal nicht mehr gültig sind und alle das so zu akzeptieren haben.
Problematisch wird es erst dann, wenn biologische Tatsachen auf einmal nicht mehr gültig sind und alle das so zu akzeptieren haben.
Ja, eben.
Das ist dann auch das, was ich unter Genderideologie verstehe. Das ist eine Ideologie abseits von Naturwissenschaft.
Das ist eine Ideologie abseits von Naturwissenschaft.
Komisch das die Fachmagazine dieser Naturwissenschaft die "Ideologie" unterstützten und Artikel veröffentlichen.
Man könnte fast meinen es ginge dir weder um Wissenschaft noch ihren Konsens🧐
Ja, aber wenn man explizit die Frage stellt, ob es ein 3. biologisches Geschlecht gibt, dann sollte man doch in der Lage sein diesen Sachverhalten korrekt zu reflektieren und mit "nein" antworten.
Hier antwortet eben mindestens die Hälfte der Personen immer mit "ja", selbst wenn man ihnen erklärt, dass es falsch ist.