warst du mal gläubig und heute nicht mehr?

3 Antworten

Bei mir war das ein auf und ab.

Als Kind war ich gläubig. Das war ein unschuldiger Glaube an Gott und Jesus. Es war ein freier Glaube, fernab von Zwängen und Sünden. Das war damals noch kein Thema. Thema war gut und böse, aber Sünde, damit wurde man als Kind nicht behelligt. Das wurde erst zum Thema als die Konfirmation Thematik wurde. Ich hatte auch Religionsunterricht in der Schule und später in der Ausbildung das Fach Religionspädagogik.

Je älter ich wurde, desto mehr war Religion eine Kopfsache. Glaube existierte keiner. Ich war gut in Religion. Hatte eine 1 oder eine 2, je nach Jahr und Zeugnis. Mir war das aber nicht gut genug. Während meiner Ausbildung kam eine Frau als Quereinsteiger in unsere Klasse. Die konnte im Reliunterricht on Point den Bibelvers in der Bibel aufschlagen und dem Lehrer eine Begründung unter die Nase reiben oder eine Bestätigung. Das fand der toll und da nur die Frau das konnte und wir nicht gabs für alle dann eine oder zwei Noten schlechter. Ich rutschte von einer 1 auf eine 2, in dem einen Jahr sogar auf eine 3.

Ich wollte das auch können und dann musste ich so werden wie sie. Sie war eine ehemalige Zeugin Jehovas und wurde ausgeschlossen. Aber was man einmal gelernt hat vergisst man nicht. Jahrelanger Drill an der Bibel reichten um gute Noten zu bekommen. Am Ende meiner Ausbildung wurde ich dann eine Zeugin Jehovas. Glauben war hier nicht von Nöten. Man musste zwar so tun als ob, und der Organisation die Treue schwören, aber mehr war es nicht. 5 Jahre habe ich da ausgehalten + ein Jahr als Interessierte und dahabe ich alles gelernt was ich lernen wollte.

Danach war ich 13 Jahre ohne Glauben unterwegs. Ich habe nicht an Gott geglaubt, nicht an Gott gedacht, mir war Religion egal, weil ich es in meinem Job nicht brauchte. Ich war aus der Kirche ausgetreten weil ich bei den Zeugen mitmischen wollte und bin dann nach dieser Zeit aus der Zeugenwelt dann auch wieder raus.

Nach 13 Jahren bekam ich dann wieder einen Glauben und dieses mal ist es anders. Es muss der Glaube sein, den man als Richtig empfindet, denn die Gefühlslage die sich entwickelt hat, die ist anders als jene die ich früher hatte. Ich bin in keiner Kirche. Ich mache alles allein. Vom Beten, übers singen und spenden hin zum Bibellesen und so weiter. Im Moment rede ich mit einem wiedergeborenem Christen der mir die Feinheiten des Abendmahls näher bringt. Als wiedergeborene Christen machen die das im Familienbund selber.

Ich habe in meinem Leben 3 Lehrmeinungen kennen gelernt. Kirche, Sekte, Freikirche. Das reichte um zu sehen, das nicht der Glaube das Problem ist, sondern die Menschen die eine Lehrmeinung hoch halten und krakehlen sie haben die einzige und alleinige Wahrheit. Das stimmt aber nicht. Aber es reicht aus, das ich meinen Glauben und meine christliche Religion alleine durchführe. Es ist also komplett anders als mit einer Kirche im Nacken.

Du hast aber gefragt, wie das ist, so ohne Glauben und Religion. Es ist so, als wäre dieser Aspekt nicht mehr vorhanden. Man denkt einfach nicht dran und hat etwas anderes im Sinn. Wenn man vorher im Glauben war, dann hat man auch Dinge mit anderen Menschen erlebt. Da gibts Flashbacks.

Aber zwischen "in der Kirche sein" und "richtigem Glauben" gibt es einen Unterschied. Jemand der richtigen Glauben hat, der wird weniger enttäuscht und fällt eher auch nicht von Glauben ab. Jemand der in der Kirche ist, oder einer Gruppierung oder Organisation, der kann vom Glauben abfallen, sobald Dinge auftauchen, die nicht mit dem Glauben übereinstimmen. Stell dir vor du bist katholisch. Nun hörst du von allen Enden der Welt das es Geistliche gibt, die Kinder missbraucht haben, oder in Prunk und Protz leben. Das sind Dinge, die den Glauben erschüttern können.

Wenn du, wie ich alleine unterwegs bist, was solls da noch geben? Ich selber lebe nicht in Prunk und Protz. Ich fasse keine Kinder an. Da sind nur ich und der Glaube, also ich und Jesus und Gott. Da gibts niemanden der an meinem Glauben rütteln könnte, außer mir selber vielleicht. Wenn man in der Kirche ist, dann ist das so, als wenn da eine Person zwischen mir und Gott dazwischen steht. Ohne Kirche steht keiner dazwischen und somit ist das glauben pur.

Wenn ich heute zurück denke an die Zeit wo ich keinen Glauben hatte, so war das eine normale Zeit. Nicht besonders, aber es fehlte mir auch nichts. Aber ich kann mir heute nicht vorstellen, noch einmal in so eine Zeit zu kommen.

Ja.

Das war am Ende der Konfirmation. Da habe ich meinen Kinderglauben verloren. Es folgten einige Jahre in der Esoerik.

Die intensive Auseinandersetzung mit diversen Religionen und Gespräche mit Freunden haben mich dann zum christlichen Glauben gebracht.

Seither hat mich der Glaube an Gott/Jesus schon durch manchen Lebens-Sturm getragen. Auf Banken, Versicherungen, Anwälte, Aerzte...habe ich dagegen nur sehr bedingtes Vertrauen. Eigene Erfahrungen und von Mitmenschen.

Ich bin katholisch aufgewachsen. Ich glaube aber schon lange nicht mehr an die „Heilige katholische Kirche“, sondern einfach an Jesus Christus.