Warnung von Ursula Krechel(1977)-Gedichtsanalyse

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Hm... Nach meiner Ansicht geht es da um ein (Ex-)Paar. Vielleicht denkt er, dass sie nicht ohne ihn kann und deshalb will sie, dass er von seinem hohen Roß runterkommt, also wieder zurück auf den Boden der Tatsachen und zusieht, wie sie einfach davon geht und ihm zeigt, dass sie ihn nicht braucht (dreht sich nicht um nach ihm) und auch ohne ihn glücklich wird!?


IsiBerry 
Beitragsersteller
 08.09.2011, 19:03

danke dir :)

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In Ursula Krechels Gedicht „Warnung“, erschienen im Jahr 1977, fordert das lyrische Ich den Adressaten dazu auf, sich nicht arrogant und hochnäsig zu verhalten und stellt dar, wie es ihn verlässt. Bei erster Betrachtung des Gedichtes fällt die optische Einteilung in drei Abschnitte durch Zäsuren zwischen der zweiten und dritten und der dritten und vierten Zeile auf. Die Zeile drei wird als eigener Abschnitt besonders hervorgehoben; es entstehen Spannung und eine Wartehaltung, die Krechel durch die Erklärung bzw. das Beschreiben des Tuns des lyrischen Ichs erst im nächsten Abschnitt auflöst. Der erste Eindruck des Gedichtes wird stark durch den Titel beeinflusst: Das Wort „Warnung“ lässt gleich eine negative Konnotation entstehen. Wenn eine Warnung erfolgt, muss auch eine Gefahr bestehen. Der beiläufige, aber doch freundliche Ton, der vom lyrischen Ich angeschlagen wird („steig mal von deinem Roß“, Z.2), passt allerdings überhaupt nicht dazu. Der Leser stellt jedoch direkt einen Bezug zu der umgangssprachlichen Redewendung „auf dem hohen Ross sitzen“ her; gemeint ist hier also jemand, der sich jemand anderem (in diesem Fall dem Sprecher) überlegen fühlt und auf ihn herabsieht. Diese Beobachtung spiegelt sich ebenfalls in der Tatsache wider, dass der Angesprochene sich in “der Höhe“ (Z. 1) aufhält, also über allen steht. Der Eindruck der Bewegung von oben nach unten „herab“ (Z. 1) wird noch verstärkt durch die verwendete Alliteration. Außerdem ist zu bemerken, dass als Verbformen in den Zeilen eins bis drei ausschließlich Imperative verwendet werden. Diese sind komplett im Singular verfasst, es gibt also nur einen Adressaten. Hier kann ein bestimmter oder verallgemeinerter Partner oder ein grundsätzlicher Impuls zur Verbesserung der Situation in der Gesellschaft gemeint sein. Von Bedeutung ist in diesem Zusammenhang auch die Haltung des lyrischen Ichs, das als eigentlich unterlegene – oder dem Adressaten unterlegen erscheinende – Person die Befehlsform verwendet: Offensichtlich ist es selbstbewusster geworden, was sich eben auch in seinem sprachlichen Ausdruck zeigt. Auffällig in dem Gedicht ist auch das symbolhafte Verhalten: Anfänglich verläuft die Bewegungsrichtung nach unten (vgl. Z. 1/2) und lässt den Adressaten und das lyrische Ich scheinbar näher zusammenkommen. Im Kontrast dazu steigert sich die Aktivität des lyrischen Ichs (vgl. Zeilen vier bis sechs) und es finden ausschließlich Bewegungen statt, die nach oben oder vom Adressaten weg gerichtet sind, sie erzeugen eine Distanz. Die Positionen werden im Grunde genommen vertauscht: Das lyrische Ich ist nun über dem Adressaten, der sich inzwischen auf dem Boden (dem „ Boden der Tatsachen“?) befindet und seinen Blick nach oben richten muss, um den Sprecher sehen zu können. Dieser nämlich erhebt sich höher als ein Pferd in die Lüfte, um frei wie ein Vogel zu sein; dem Zurückgelassenen bleibt nur noch passives Verhalten: „sieh einfach zu“ (Z. 3). Das Heben des Kopfes verweist ebenso auf das gewachsene Selbstbewusstsein des ehemals unterlegenen Partners, der sich jetzt befreit aus der ihn einengenden Beziehung, wie der erstmalige Gebrauch des Personalpronomens „Ich“ (Z. 4). Das lyrische Ich nimmt sich als eigenständige Person wahr, gewinnt an Kraft („Schultern“, „Arme“, Z. 5) und Stolz und entwickelt ein Gefühl der Individualität und der Unabhängigkeit – eine Selbstsicherheit, die des anderen nicht mehr bedarf (vgl. Z. 7).

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es sich um einen Appell auf aktiver und passiver Ebene des lyrischen Ichs an einen Partner handelt: Das lyrische Ich kann hier z.B. als Person gesehen werden, die ihren beruflichen Aufstieg vorantreiben möchte, oder aber auch als eine sich aus ihrer als unterdrückend empfundenen Beziehung emanzipierende Frau. Diese löst sich aus der für sie unbefriedigenden Partnerschaft, in der sie nicht als gleichwertig behandelt wird, entwickelt neues Selbstbewusstsein und lässt den Partner ohne Reue zurück. Diese These kann man durch den geschichtlichen Hintergrund bei Erscheinen des Gedichtes begründen: In der Zeit der „Neuen Subjektivität“ fand ein Umdenken bezüglich der Rollenverteilung von Mann und Frau statt, der Gedanke der 68‘-Proteste setzte sich fort. Die Frau sollte freier und unabhängiger werden und nicht mehr in ein, der männlichen Vorstellung entsprechendes, Leben gezwungen werden.

Sollte man als Hausaufgabe ne 1 für kassieren :D Bitte ;)


IsiBerry 
Beitragsersteller
 04.06.2012, 15:59

danke,ist aber leider bisschen spät :D

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