Waren Kaiser Wilhelm und Kaiser Franz Joseph gute Menschen?

5 Antworten

Der Franzl? ja, wie wir alle vermutlich.Gut und schlecht. Ein Verbrecher war er nicht. Er war halt nicht der Intelligenteste, aber leider halt Kaiser. Seine Mutter Sophie war die Intelligenzbestie am Wiener Hof, aber natürlich politisch rückwärts gewandt. Sie wollte alles so haben, wie es immer war und ihr Sohn Franzl war eh ein Muttersöhnchen und tat, was Mama für richtig hielt. Sein Papa, recht doof, hat sich rausgehalten aus der Politik. Leider hat Franzl seinem Sohn, der intelligenzmäßig sicher nach der Oma kam, aber leider seelisch nach der Mama., sicher Unrecht getan. Er konnte mit den modernen Ideen von Rudolf nie was anfangen.

Und Willi? Hatte einen Knall. Daran mag auch seine Mutter Schuld gehabt haben, denn die konnte ihr Kind nie leiden. Sie fand es schrecklich, dass er behindert war und hielt vermutlich auch sonst nicht viel von Willi. Willi war der lebende Minderwertigkeitskomplex - verständlich - und hat den mit seiner Großmannssucht verbergen wollen, vor allem sich selbst gegenüber. Er war ein Antisemit, aber das waren vermutlich die meisten seiner GEneration und seiner KLasse. Aber einen Holocaust hötte er nie angefangen.

Vielleicht hat er indirekt mit seinem entfernten Cousin Harry Wales ähnliche Gene. Harry dürfte genauso deppert sein wie damals Willi, aber Gott sei Dank hat er keine Macht, um Unfug anzurichten.


stormking  19.04.2024, 21:33

Na ja, man sollte Wilhelm II. nicht allein danach beurteilen, wie er sich präsentiert hat. Das war oft Schauspielerei. Nicht Großmannssucht, sondern sein Minderwertigkeitsgefühl war die Ursache für manchen Eklat. Er litt darunter, dass ihn viele wegen seiner Behinderung nicht für voll nahmen. Ein behinderter Mensch galt zu der Zeit nichts. Daher hat er ja auch immer seinen verkrüppelten Arm versteckt. Und dann wuchs er in einer Militärmonarchie auf, mit dem großen Vorbild Friedrich dem Großen. Daher spielte er oft den harten Krieger, obwohl er keiner war. Golo Mann bescheinigte ihm, dass er im Grunde ein friedfertiger Charakter war. Das könnte erklären, warum er im Krieg eine unglückliche Rolle spielte. Er war oft depressiv. Vielleicht ahnte er schon früh, wie alles enden würde. Und ob er ein Antisemit war, tja eine gute Frage. Er war jedenfalls vor der Revolution mit vielen Juden befreundet (z.B. Ballin) und lehnte die Judenzählung ab, die sein Kriegsminister im Weltkrieg durchführen wollte. Diese wurde zwar durchgeführt aber die Ergebnisse wurden nicht veröffentlicht. Er lehnte wohl hauptsächlich die Juden ab, die was an seinen Regierungsstil und der Monarchie auszusetzen hatten. Er war allerdings nicht frei von Vorurteilen und Einflüsterungen von seinem Umfeld (Stoecker, Houston Stewart Chamberlain), aber während seiner Regierungszeit gab es keine antijüdischen Maßnahmen. Jedenfalls sind mir keine bekannt. Über die Dreyfus Affäre in Frankreich sagte er sogar, dass "die Hydra des rohesten, scheußlichsten Antisemitismus überall ihr gräuliches Haupt erhebe." Später in der Exilzeit gab es allerdings ein paar scheußliche Sätze von ihm. Andererseits empörte er sich darüber, was in der Reichskristallnacht geschah. Er war ein Mensch, der viel und gerne über jeden schimpfte. Im Exil nahm das wohl zu. Da machte er jeden verantwortlich für den Verlust seines Thrones. Nach allem, was ich bisher über Wilhelm in Erfahrung gebracht habe, denke ich nicht, dass er ein Mensch war, der wissentlich log. Er muss wohl immer felsenfest davon überzeugt gewesen sein, was er lautstark verkündete oder als Randnotiz notierte. Bei Wilhelm Zwo muss man jedenfalls immer genau schauen und vergleichen, bei dem, was er sagt und bei dem, was er tut. Ich denke, dass er aufgrund seiner komplexen Persönlichkeit noch nicht völlig erforscht ist.

Kaiser Franz Joseph war ein gut-meinender aber wohl überforderter zu alter Regent eines alten Vielvölkerstaates mit vielen Problemen.

Kaiser Wilhelm dagegen war ein unfähiger Militarist der einen neuen und aggressiv expandierenden Gewaltstaat in den Krieg führte.


stormking  19.04.2024, 21:49

Es ist mittlerweile erwiesen, dass Deutschland nicht allein verantwortlich am 1. Weltkrieg war. Außerdem hat Österreich-Ungarn den Krieg zuerst entfesselt. Ob Franz Joseph so ein guter Mensch war, muss man sehr hinterfragen. Man müsste sich seine Maßnahmen gegen die Ungarn 1848/49 genauer ansehen. Zudem sind mehrere Kriegsverbrechen der k. und k. Armee im 1. Weltkrieg bekannt. Sie richteten sich sowohl gegen die Zivilbevölkerung der Feindstaaten, als auch gegen die polnischen, jüdischen und ruthenischen Untertanen der Donaumonarchie, den man oft unbegründet vorwarf, dass sie mit dem Feind paktieren würden. Es gab Zwangsdeportationen, Internierungen und Massenhinrichtungen. Davon gibt es auch Fotos. Lächelnde k. und k. Soldaten stehen neben aufgehängten Menschen. Das wurde von höchster Stelle angeordnet. Franz Joseph muss es also gewusst haben. So harmlos war der Mann nicht.

rr1957  19.04.2024, 22:57
@stormking

Mein Argument ist vor allem, dass Franz Joseph bei Kriegsbeginn schon 84 war ...

stormking  20.04.2024, 13:46
@rr1957

Da stimme ich dir zu. Franz Joseph war schon sehr alt und überfordert. Und er sah das Scheitern seiner Politik. Er trägt aber auch die Verantwortung dafür, dass das österreichisch-ungarische Heer in einem fürchterlichen Zustand war. Nach den verlorenen Kriegen von 1859 und 1866 hat er sich um die Probleme der Armee nicht mehr gekümmert. Wäre diese besser ausgerüstet und ausgebildet gewesen und hätte sie mehr fähige Generäle gehabt, wäre der Feldzug gegen Serbien 1914 erfolgreicher gewesen. Genauso wie die Kämpfe gegen die Russen in den Karpaten. Der Krieg hätte vielleicht einen anderen Verlauf genommen, da erst die vielen Niederlagen dazu führten, dass zunächst Italien und dann Rumänien der Donaumonarchie den Krieg erklärten.

Kaiser Wilhelm II. meinte es übrigens auch gut mit seinem Volk. Es gibt eine Reihe von sozialen Reformen, die er eingeführt hat. Wilhelm nur als Militaristen zu sehen, verengt den Blick auf ihn. Ohne ihn wäre es wahrscheinlich schon viel eher zu einem Krieg gekommen. Zum Beispiel 1911 in der zweiten Marokkokrise. Da wollten Teile der Presse und der bürgerlichen Parteien es sogar auf einen Krieg gegen Frankreich und Großbritannien ankommen lassen. Nur die SPD stand dem Reichskanzler Bethmann-Hollweg zur Seite, der es nicht so weit kommen lassen wollte. Vielleicht erkannte Kaiser Wilhelm, wie mächtig die chauvinistischen Kräfte in Deutschland war und wollte diese so weit wie möglich zufriedenstellen, was ihm am Ende nicht gelang. Der nationalistische Expansionshunger von Teilen des Adels und des Bürgertums war so groß, dass er nach dem 1. Weltkrieg nicht gebrochen wurde, sondern sich steigerte. Das Resultat war 1933 die Wahl von Hitler.

Durchgeknqllt 
Beitragsersteller
 08.02.2024, 22:18

Danke hat geholfen

Sicherlich hatten beide gute Seiten - wie wir alle. Ob sie gute Menschen waren? Tja, auch Mutter Theresa war gut - mit einer sehr schlechten Seite.

Franz Joseph war lt. Historikern eine kaiserliche Null, die besser Buchhalter geworden wäre. Eine seiner hirnrissigsten Entschlüsse siehst du im Krieg mit Italien. Total unfähig als Landesherrscher. Auch sonst eher ein Muttersöhnchen ohne Rückgrat.

Wilhelm war schon eher ein Herrscher. Hatte aber auch merkwürdige Ansichten. Man denke, dass er Weihnachtsbäumchen an die Front schickte - statt Nahrung oder Kleidung!

Aber egal welche dieser Taten überliefert sind - sie sagen nichts über den jeweiligen Menschen als Privatmensch aus. Somit kann niemand deine Frage beantworten.

Und ja, es gibt einige gute Filme. Zum Beispiel den über den Weihnachtsfrieden. Eine wahre Tatsache - wenn auch im Film romantisch dargestellt.

Wenn Karl der Große schon Teil der deutschen Geschichte ist, dann müsste das doch auch auf die Karolinger vor ihm und die Merowinger (wenigstens was Austrasien angeht) zutreffen oder nicht?

Ansichtssache: viele Familienglieder dachten so, die sie ja kannten...aber nicht alle: so mochte Rudolf (der ja Selbstmord beging) seinen Vater Franz Joseph überhaupt nicht.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Studium und Beruf

Aylamanolo  29.02.2024, 16:32

was man verstehen kann. Der intelligente Rudolf fand auch Willi immer blöd.

stormking  20.04.2024, 13:51
@Aylamanolo

Der „intelligente“ Rudolf aber ermordete seine Geliebte und tötete sich anschließend selbst.

Aylamanolo  20.04.2024, 15:06
@stormking

das hat mit INtelligenz nichts zu tun. Er hatte wohl die Neigung zu Depressionen von seiner Mutter geerbt und der Vater hat ihn stets kalt gestellt, ausspionieren lassen und es geduldet, dass er als kleiner Junge seelisch misshandelt wurde.

stormking  20.04.2024, 15:56
@Aylamanolo

Aber seine Mutter hatte eine stärkere Natur. Sie tat immer was sie wollte. Politisch vertraten Rudolf und sein Vater völlig andere Positionen. Dann war noch seine Ehe mit Stephanie von Belgien sehr unglücklich. Ob Rudolf ein guter Kaiser gewesen wäre, ist fraglich.