War Karl May in der ehemaligen DDR ein gern gelesener Autor?
Guten Morgen, Ihr Lieben
Mich interessiert, ob Karl May - der ja bekannlicherweise aus Sachsen kam - in der ehemaligen DDR gerne gelesen wurde.
Zumal sicherlich auch Kinder und Jugendliche, die im Sozialismus aufwuchsen, sich doch bestimmt auch für Abenteuerromane begeisterten, wenngleich diese (die Amerika-Erzählungen betreffend) ebenda spielten.
Meine Frage: Waren Karl Mays Werke in Bibliotheken zu bekommen, oder war er eher "verpönt" ??? Das würde mich mal sehr interessieren.
Vielleicht kann mir die Eine oder der Andere ja weiterhelfen. Ich würde mich sehr freuen. Dankeschön :))
6 Antworten
Er galt natürlich als "Bürgerlicher", der die Indianer "romantisch überbewertet" habe und somit Kitschautor gewesen sei.
Seine Bücher konnte man dummerweise nicht wie die Filme auf "sozialistische Realität" umlügen, daher galten sie als verpönt, waren jedoch nicht verboten.
Wie sich die DDR-Kulturbonzen dann ab 1982 den Karl May sozialistisch zurechtgebogen haben, kannst Du hier nachlesen:
Zu Karl May hatte man in der DDR ein merkwürdiges Verhältnis.
Erst nachdem man das Plädoyer für die Indigenen Amerikaner erkannt hatte erlebte er einen Aufschwung.
Auch als Seitenhieb auf den Amerikanischen Kapitalismus.
In den Anfangsjahren waren die Bücher aber in Prinzip verboten.
Er wurde weltweit gelesen, so in der DDR nicht anders. In Radebeul gibt es ja ein Museum, zu DDR Zeiten war ich einmal dort, ob es Heute noch geöffnet ist, es ist offen.
Einige seiner Bücher (also bei weitem nicht alle) wurden in den 1980er Jahren in der DDR verlegt. Es waren aber genug alte Auflagen verbreitet, so dass jeder, der sich informierte, diese Bücher lesen konnte.
May war auf jeden Fall Nationalist: "Ich bin Deutscher und damit zehn Mal mehr wert als jeder von euch" (sinngemäßes Zitat aus einem der Kara Ben Nemsi Teile). Das dürfte seine Stellung bei den offiziellen DDR-Behörden nicht gerade verbessert haben.
Übrigens wurde in den 1950er Jahren mal der Auszug aus einem der Afrika-Bände in einem Abenteuerheft abgedruckt (evtl. "kap - Krimi Abenteuer Phantastik"?). Das war aber sich nur mehr oder weniger ein Versehen, denke ich.
Also von den Arbeitskollegen die aus dem DDR Raum kommen, habe ich bisher nur positives über seine Werke gehört. Hab zwar nie so direkt gefragt wie Du jetzt, aber vom Eindruck her würde ich sagen, war er bei den Kindern und Jugendlichen dort recht bekannt und beliebt.