War Hitler ein talentierter Redner?

10 Antworten

Na, sagen wir mal so, er kam zu damaliger Zeit beim (niederen) Publikum gut an. Den meisten Intellektuellen haben sich aber oft die Haare gestreubt.

Seine teils höchst merkwürdigen Wirtschafts- und Gesellschaftstheorien zeugen eher von einer bescheidenen Allgemeinbildung.

Das Buch mein Kampf erscheint mir persönlich eher als eine Art Mischung von Hitlers eigenem Geschreibsel sowie zusätzlich irgendwelcher "völkischer" Autoren. Ich nehme dem einfach nicht ab, das alles selbst geschrieben zu haben.

Das Buch Wie Hitler zum Nazi wurde des englischen Wissenschaftlers Weber aus dem Jahre 2016 zeichnet ein ganz anderes Bild von Hitlers Werdegang, als wir es bisher kennen. Sehr lesenswert!


Garnet72  28.06.2018, 02:10

...und "Talent"? - er hat, wie zahlreiche Fotos belegen (mal Hitler Redeposen googlen) vor allem akribisch an seinen "Posen", seiner Gestik und Mimik gearbeitet, um die Wirkung seiner Reden zu "steigern"...Allerdings müssen seine Reden "das Volk" erreicht und mitgerissen haben, wie sonst ist diese Verführung der Massen, die Massenhysterie zu erklären...?

0
Joshua18  28.06.2018, 02:17
@Garnet72

Ja, das hatte er soweit ich weiss, irgendwo an einem Theater mit einem Regiseur so eingeübt, d.h. den Hitler den man warnahm, war eigentlich gar nicht er selbst, sondern eher so eine Art Kunstprodukt.

Laut Weber (s. oben) war er zunächst auch gar kein Judenhasser, wurde dann aber zu einem, als er merkte, dass er damit eine steile Karriere machen konnte.

Alles nur ausgestopfte Vögel!

Diese Person war für Deutschland ein verhängnisvolles Unglück!!

1

Hitler war technisch gesehen ein rhetorisch perfekt ausgebildet. Trotzdem kann man ihn in meinen Augen nicht als großen Redner bezeichnen. Und zwar aus drei Gründen:

  1. Es ist immer sehr einfach, die niedersten Instinkte der Menschen anzustacheln. Auch ein Mandela, Martin Luther King oder Gandhi hätten geifernd zum Hass auf ihre Unterdrücker aufhetzen können. Es ist aber gerade ihre Größe, dass sie statt dessen Toleranz und Friedfertigkeit wählten und trotzdem ihre Ziele erreichten.
  2. Es ist immer leicht, große Reden zu schwingen, wenn Zehntausende dir zujubeln und jeder, der dir widerspricht, am nächsten Laternenpfahl aufgeknüpft wird. Hitler war ein Feigling, der sich nie in eine freie Parlamentsdebatte getraut hat oder den Mumm hatte, vor einem ausländischen Publikum zu reden. Wer 200 SA-Leute braucht, die hinter einem stehen, gesteht damit im Grunde seine eigene Schwäche ein. Goebbels war ein Scheusal, hatte aber wenigsten den Mut, in Berlin in kommunistischen Vierteln Wahlkampf zu machen, wo die Arbeiter Biergläser nach ihm geworfen haben. Hitler hat sich sowas nie getraut.
  3. Große Redner zeigen sich in der Stunde der Not. Lincoln, Roosevelt und Churchill haben ihre großen Reden gehalten, als alles um sie herum finster zu sein schien. Hitler konnte große Sprüche klopfen, als alles gut lief. Aber sobald der Krieg in die andere Richtung ging, hat er sich wie eine feige Ratte im Führerbunker verkrochen und sich nicht mehr blicken lassen. Oder kennt irgendwer eine einzige öffentliche Führerrede aus der Zeit von 1943 bis 1945?

Man muss sagen:
Ja! Ja! Ja!

Das war sein Talent. Seine Reden waren bis ins Detail erprobt. Mimik, Gestik, Tonmodulation. Dazu gehört viel Übung, Talent, und Hingabe.

Nein Hitler war nur der Anheizer. Goebbels war der Redner.

Zusammen waren sie ein unschlagbares Team.

Ja – wenn man sein Talent als Redner danach beurteilt, ob die Reden die von ihm erwünschte Wirkung hatten.

Gisevius: Adolf Hitler, S. 65:

Der Volksredner kommt an. Alle Register ziehend, gestikulierend, brüllend, drohend, witzelnd, reißt er die Massen mit. Eine Gaudi, wie sie selbst im Hofbräuhaus nicht alle Jahrzehnte vorkommt.