War es falsch, einem Depressiven zu helfen?
Hallo,
ich habe heute einem Freund eine Wohnung besorgt, die ein anderer Freund ihm vermietet. Vertrag wurde sofort unterzeichnet, alles passt. So weit, so gut.
Inzwischen meldeten sich einige Familienangehörige von mir, die das mitbekamen und meinten, ich hätte einen Fehler gemacht und er würde sich ganz sicher daneben benehmen und es würde auf mich zurück fallen.
Der Meinung bin ich nicht - er ist zuverlässig, hat eine feste Arbeit, zahlt pünktlich, ist freundlich und ruhig, aber er hat Depressionen, dazu steht er und hat das auch gleich gesagt, um klare Verhältnisse zu schaffen. Die Depressionen zeigen sich in Zukunftsängsten und Unsicherheiten sowie Klammern an den wenigen Bezugspersonen, die er hat.
Meine Angehörigen sind in der Hinsicht wenig tolerant und hatten nie eigene Probleme, neigen auch dazu, Depressionen und andere psychische Leiden lächerlich zu machen. Ich hatte vor 15 Jahren selbst Depressionen und bekam aus der Familie null Hilfe, man hat mich eher noch ausgelacht und für dumm verkauft.
Wir sind 30 Jahre befreundet und kennen uns gut, haben vieles gemeinsam durchgestanden. Bin der Meinung, es heute richtig gemacht zu haben, mein Freund ist sehr zufrieden. Aus seiner bisherigen Bleibe müsste er wegen Eigenbedarf raus und in ein Hochhaus oder auf ein ganz kleines Dorf wollte er nicht.
Muss ich mir Sorgen machen, etwas falsches gemacht zu haben? Oder reden meine Angehörigen einfach nur daher?
3 Antworten
Wenn du spürst, dass dein Freund zuverlässig ist und es das Richtige ist, dann ist es das Richtige, egal was jemand anderes sagt.
Auch depressive Menschen können zuverlässig sein.
Das ist so eine Sache, die ich generell nicht ausstehen kann. Wenn man nur aufgrund einer Depression bei einer Person davon ausgeht, dass diese andere Menschen gefährdet, Dinge zerstört oder nicht repariert, gar nicht mehr aus dem Bett kommt usw.
Ich hatte selbst Burnout und habe sowas am eigenen Leib erfahren. Damals wurde über mich behauptet ich sei zu faul zur Arbeit, könnte bei eventuellem Suizid andere mit in den Tod reißen, wäre ein gesellschaftlicher Schmarotzer und und und...
Das hat aber alles nicht gestimmt. Ich habe meine Weiterbildung mit 1 er Schnitt im Zeugnis abgeschlossen, war unter den vier besten Absolventen im Bundesland... Und das habe ich mir hart erarbeitet, obwohl ich eine Erschöpfungsdepression hatte. Und die Ursache dieser Depression waren einzig und allein Menschen, die ständig auf mir rumgehackt haben, wie dumm, hässlich oder faul ich doch bin, dass ich den Abschluss nicht schaffe und als Putzfrau (welche eigentlich auch nicht durch den Dreck gezogen werden sollten, weil sie wichtig sind) arbeiten sollte usw...
Also ja, solche Menschen, die sowas dann sagen, kann absolut gar kein Mensch und erst Recht kein depressiver Mensch, brauchen.
Na siehst du, dann weißt du ja sowieso schon, was du an ihm hast und wie viel du dich für ihn einsetzen möchtest.
Ehrlich gesagt sind Depressionen aufgrund von negativem Umfeld für mich keine psychische Erkrankung, sondern eine Reaktion auf negative Aktionen. Denn das einzige, was mir geholfen hat, war, solche Leute aus meinem Leben zu verbannen und danach, oh Wunder, war meine Erschöpfungsdepression innerhalb von ein paar Monaten verschwunden.
Alle Psychischen Krankheiten haben eine Ursache und manchmal geht es sogar recht leicht, was dagegen zu tun, wenn man am der Wurzel des Problems anpackt.
Deine Angehörigen reden nicht nur so daher. Sie reden müll. Von solchen Menschen sollte man sich distanzieren ich kenne das genug.
Du hast alles richtig gemacht. Deine Angehörigen sind einfach nur ableistisch.
Ja, zuverlässig ist er und weiß es zu schätzen, wenn ihm jemand hilft. Er revanchiert sich insofern, dass ich demnächst ein neues Sofa bekomme und wir es gemeinsam aufbauen. Er ist nicht laut, er ist freundlich und genügsam, ihm reicht wenig, er braucht aber feste Gewohnheiten.
Das mit meiner Depression war die gleiche Ursache: Familie und dauerndes Fertigmachen. Und mir wurde auch gesagt, ich sei zu faul für meine Arbeit und zu dumm und ein schlechter Mensch, ein Schmarotzer, der sich was schämen solle und wo es hieß, man würde sich so für mich schämen.