War der Versailler Vertrag die Hauptursache zu Hitlers Aufstieg?

7 Antworten

Wahlerfolge hatte die NSDAP erst ab 1930, was mit dem Börsencrash von 1929 und der nachfolgenden Weltwirtschaftskrise zu tun hat.

Das hatte mit dem Versailler Vertrag weniger zu tun, eher mit den vielen Arbeitslosen nach 1929.

Ja, die Nationalisten profitierten enorm hierdurch sowie von den sechs Millionen Arbeitslosen:

Umso mehr Raum bot diese Erzählung nach 1945 für exkulpierende Argumente. Schon in den 1930er Jahren hatten viele Deutsche die große Zustimmung zum Nationalsozialismus mit Versailles erklärt. Nun begründeten ehemalige Anhänger des Regimes, warum sie in die NSDAP eingetreten waren: nicht aus ideologischer Überzeugung und antisemitischem Eifer, sondern weil man es den Nationalsozialisten zutraute, den ungeliebten Versailler Vertrag zu überwinden.

Quelle: https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/288790/verhasster-vertrag/

Hitler konnte viele Nichtwähler mobilisieren, später auch mehr und mehr Arbeiter:

Von den 17 Millionen NS-Wählern kamen ungefähr 7,4 Millionen von den bürgerlich-protestantischen, 2,5 Millionen von den sozialistischen Parteien und 6 Millionen von den Nichtwählern. Überdurchschnittlich waren protestantische Milieus und Beamte vertreten. Dagegen widerstanden das katholische Milieu, das der Zentrumspartei/BVP treu blieb, und das der sozialistischen Arbeiterschaft den Nazis. Dennoch haben 40 Prozent der deutschen Arbeiter die Nazis gewählt, die in Kleinbetrieben und auf dem Land arbeiteten.[5] Ab den Reichstagswahlen Juli 1932 gaben mehr Arbeiter der NSDAP ihre Stimme als jeweils der KPD und SPD.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Hitlers_W%C3%A4hler#Ergebnisse

Die Grundlage. Versailles war der politische Kreissaal Adolf Hitlers. Offenbar wollte der Westen den Aufstieg eines solchen Politikers in Deutschland um später a) einen "Stellvertreter" zu haben, der die Drecksarbeit macht und gegen die Bolschewismus kämpft (vor dem damals jeder in Europa Angst hatte, der nicht gerade ein Habenichts oder ein Krimineller war) und b) einen Vorwand zu haben für einen weiteren Krieg gegen Deutschland.

Der Weltkrieg 1914 ging aus dem Wunsch Großbritanniens hervor, den ungeliebten Wirtschaftsrivalen Deutschland auszuschalten. England ist aber nicht der Alleinschuldige am Krieg, denn auch Frankreich und Russland hatten ganz klar kriegerische Interessen. Ich fasse die Interessen der Großmächte während der Jahrhundertwende zusammen:

Großbritannien: Vernichtung Deutschlands, um die eigene imperiale Vorherrschaft auf der Erde zu sichern (eine ähnliche Haltung wie England damals gegenüber Deutschland einnimmt, nehmen heute übrigens die USA gegenüber China ein).

Frankreich: Rache für 1870/71, erneuter Raub Elsass-Lothringens. Frankreich hatte hat bereits 1648 diese deutschen Gebiete geraubt und fühlte sich im Rechte, diese erneut rauben zu dürfen, da sie ja 1648 vom "heiligen römischen Reich", nicht aber von einem deutschen Nationalstaat geraubt worden waren.

Rußland: Imperiale Machtausdehnung auf dem Balkan. Endziel: Rückeroberung Konstantinopels von den Türken. Nachdem letztere vom Balkan vertrieben worden waren, kämpften Österreich-Ungarn und Rußland um die Hegemonie über den Balkan. Beide begründeten diese mit ideologischen Vorstellungen, die Russen mit ihrem berüchtigten "Panslawismus", durch den sie sich als "Befreier" erst vom osmanischen, dann vom österreichischen "Joch" aufspielen wollten.

Deutschland und Österreich hielten in "Nibelungentreue" zusammen. Einen unnötigen Bruderkrieg zwischen zwei deutschen Staaten wie 1866 wollte man weder in Berlin noch in Wien. Dadurch wurde aber der Rückversicherungsvertrag mit Rußland verspielt und die perfiden Westmächte konnten das Zarenreich letztlich ihrer Entente anschließen.

Weder Deutschland noch Österreich hatten irgendwelche militärischen Interessen oder irgendwelche "Schuld" am Kriege. Das ist alles nur Siegerpropaganda, hat aber nichts mit den Tatsachen zu tun. Deutschland ging es im Kaiserreich sehr gut, man strebte wirtschaftlich, wissenschaftlich und technisch voran und brauchte nichts mehr als dauerhaften Frieden, um den großen Aufstieg seit 1871 weiter fortführen zu können.

Einen Versailler "Vertrag" oder gar "Friedensvertrag" hat es niemals gegeben. Bei Verträgen nämlich verhandeln zwei Partner mit unterschiedlichen Interessen über eine Sache. In den Pariser Vororten wurde 1919 aber nicht zwischen den "Siegermächten" und der deutschen und österreichischen Delegation verhandelt, sondern diesen nur Bedingungen diktiert. In Wahrheit handelte es sich also um ein Diktat bzw. um ein Kriegsdiktat, da für jeden, der 2 und 2 zusammenzählen könnte klar war, daß das absurde Unrecht dieses Diktates auf kurz oder lang eine Radikalisierung der Politik in Deutschland und Österreich bewirken würde, deren Ergebnis neue Spannungen in Form von Revanchismus und Völkerhaß sein müssen.

Die Verbrecher um Roosevelt und Clemenceau, die für dieses Diktat verantwortlich waren, handelten nicht aus Unwissenheit und Naivität, sondern aus bewußter Absicht. Sie trifft also die Schuld für alles, was in Deutschland später nach 1933 geschehen ist.

Die extremen Reparationszahlungen des Versailler verschärften die Arbeitslosigkeit und machen das Land anfällig für Krisen. Und die kamen in Form der Inflation 1923 sowie der Weltwirtschaftskrise 1929. So wie ein mangelernährter Mensch anfälliger ist für Infektionen, so ist ein durch kaum bezahlbare Forderungen geschwächtes Land anfälliger für Krisen, aus deren heraus dann nur radikale Forderungen helfen können. Die Extreme, also Kommunisten und Nationalsozialisten gewannen an Macht, während die Liberalen, Sozialdemokraten und Konservativen mehr und mehr davon einbüßten. Hitlers Aufstieg war im Grunde berechenbar.

Ein schlechtes Gewissen aufgrund der rücksichtslosen Ausbeutung durch das Versailler Diktat hatte 1919 noch der britische Premierminister David Lloyd George in seinem Memorandum zu diesem „Vertrag“:

 Man mag Deutschland seiner Kolonien berauben, seine Rüstung auf eine blosse Polizeitruppe und seine Flotte auf die Stärke einer Macht fünften Ranges herabdrücken. Dennoch wird Deutschland zuletzt, wenn es das Gefühl hat, daß es im Frieden von 1919 ungerecht behandelt worden ist, Mittel finden, um seine Überwinder zur Rückerstattung zu zwingen. (...) Um Vergütung zu erreichen, mögen unsere Bedingungen streng, sie mögen hart und sogar rücksichtslos sein, aber zugleich können sie so gerecht sein, daß das Land, dem wir sie auferlegen, in seinem Innern fühlt, es habe kein Recht sich zu beklagen. Aber Ungerechtigkeit und Anmaßung, in der Stunde des Triumphs zur Schau getragen, werden niemals vergessen noch vergeben werden. (...) Ich kann mir keinen stärkeren Grund für einen künftigen Krieg denken, als daß das deutsche Volk, das sich sicherlich als einer der kraftvollsten und mächtigsten Stämme der Welt erwiesen hat, von einer Zahl kleinerer Staaten umgeben wäre, von denen manche niemals vorher eine standfeste Regierung für sich aufzurichten fähig war, von denen aber jeder große Mengen von Deutschen enthielte, die nach Wiedervereinigung mit ihrem Heimatland begehrten.“


Da spielen offensichtlicher Weise viele Faktoren mit hinein, aber der Versailler "Vertrag" war auf jeden Fall eine Hauptursache. Wäre Deutschland gerecht behandelt worden hätte es vermutlich selbst Hitler nicht genug radikalisiert um in die Politik zu gehen. Er wuchs ja gerade erst aus der Niederlage seines Volkes und der Not die daraus kam.

Ja, würde ich sagen, aber man weiß es natürlich nicht. Die Reparationsforderungen und dann noch die Weltwirtschaftskrise führten in Deutschland zu Not und Hunger, und Hitler versprach, die Deutschen satt zu machen.

Woher ich das weiß:Hobby – Ich befasse mich gerne mit solchen Themen

wjdxe 
Beitragsersteller
 31.05.2024, 23:59

Ist es aber letztlich nicjt doch irgendwie die Personen Hindenburg und auch Franz von Papen gewesen, die seiner offizielle Ernennung ermöglicht haben?

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Anastasia65  01.06.2024, 00:02
@wjdxe

Hindenburg mochte Hitler nicht, sah sich aber gezwungen, den Willen der Wähler umzusetzen.

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wjdxe 
Beitragsersteller
 01.06.2024, 00:04
@Anastasia65

Ja, hast du vllt. Argumente dagegen oder dafür, was meine Frage angeht, sodass man das auch zwei Perspektiven gut betrachten kann ?

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