War das Wirtschaftswunder wirklich ein Wunder?

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Das Wirtschaftswachstum erreichte damals Prozentzahlen, welchen den aktuellen in China entsprechen. In anderen westlichen Ländern gab es ebenso hohe Wachstumszahlen, also eigentlich ist es in dem Sinne kein Wunder. Wer sich aber in die Nachkriegszeit versetzt wird verstehen, warum man bis 1973 von einem Wirtschaftswunder sprach. Denn es ist eigentlich unvorstellbar, dass aus einem zerstörten Land so schnell eine hochindustrialisierte Nation werden kann.

Hallo b23k10,

eigentlich war es kein Wirtschaftswunder, es war eher insofern ein Wunder, als das die Energie und Tatkraft der Bevölkerung nach diesem grausamen und zerstörerischen Krieg nicht gelähmt war.

Dazu folgende Begründungen:

Wachstum wird immer in Prozent angegeben. Das ist oftmals irreführend. wenn Du in ein leeres Glas einen Tropfen Wasser gibst ist das extrem wenig. Kommt ein zweiter Tropfen hinzu, ist es zwar immer noch extrem wenig vom Inhalt her, dennoch ist er um 100% gewachsen. In einem ähnlichen Zustand befand sich die Wirtschaft

Nach der Währungsreform hatte der Staat so gut wie keine Schulden. Ein großer Teil der Staatseinnahmen konnte somit wieder investiert werden. Das beschleunigte das wirtschaftliche Wachstum, da Steuergelder in die Wirtschaft zurück flossen. Erst mit zunehmender Staatsverschuldung veränderte sich das radikal und beschleunigte die Wirtschaftskrisen, da immer mehr Geld in den Schuldendienst floss und immer weniger in die Realwirtschaft.

Vielleicht hilft Dir das bei Deinen Überlegungen.

EF2


YarlungTsangpo  26.06.2011, 10:56

Nach einer nahezu "Totalzerstörung" von Infrastruktur und Bausubstanz in den Städten gibt es viel aufzubauen, also wird das Wirtschaftswachstum vorübergehend belebt.

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eurofuchs2  25.06.2011, 16:43

Vielleicht mal zum Verständnis:

heute zahlen wir jährlich ca. 60.000.000.000 € nur Zinsen für die Staatsverschuldung. Das BIP betrug 1950 dagegen nur 50.000.000.000

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so ein "echtes wunder" war das nicht: die westmächte hielten sich bezüglich ihrer reparationsforderungen sehr zurück. während in der ostzone viele gleise demontiert und loks nach russland verbracht wurden, halfen im westen die sieger der bundesrepublik beim aufbau. das geschah natürlich nicht uneigennützig, weil man sich einerseits einen starken wirtschaftspartner andererseits aber auch einen bremsklotz gegen die expansionswillige sowjetunion aufbauen wollte. die damalige amerikanische medienlandschaft berichtete ausführlich über die notleidende westdeutsche bevölkerung, die daraufhin mit einer großen aktion sog. care pakete aus amerika unterstützt wurde gleichzeitig konnte sich der marshall-plan gegenden sog. morgenthau-plan durchsetzen , der aus deutschland einen reinen agrarstaat machen wollte. schon zu kriegszeiten hatte ein fränkischer wirtschaftsprofessor (ludwig ehrhard) überlegungen angestellt, wie es mit deutschland nach einem verlorenen krieg weitergehen könnte. mit einigen amerikanischen wirtschaftsfachleuten wurde dann der plan einer währungsreform gefaßt. im juni 1948 erhielt jeder bundesbürger 40.- deutsche mark, die schaufenster der läden waren plötzlich wieder mit waren gefüllt, die vorher lange nicht erhältlich gewesen waren.