War das Leben lebenswert in der Bundesrepublik von 1949 bis 1990?
Was war gut und was war weniger gut? Die Frage ist nur an die Bundesbürger der BRD (1949 - 1990) gerichtet.
4 Antworten
Nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs und der Teilung Deutschlands bot die Gründung der Bundesrepublik 1949 einen neuen Anfang. Das Wirtschaftswunder, das in den 1950er Jahren einsetzte, brachte einen beispiellosen Aufschwung. Die Menschen konnten sich wieder sicher sein, genug zu essen zu haben, und viele konnten sich erstmals Konsumgüter leisten. Es entstand eine neue Mittelschicht, und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft kehrte zurück.
Doch hinter der Fassade des Wohlstands gab es auch Schattenseiten. Die Teilung Deutschlands war eine tiefe Wunde in der deutschen Gesellschaft, und die Angst vor einem neuen Krieg prägte die Menschen. Der Kalte Krieg und die Bedrohung durch Atomwaffen schürten Ängste. Die schnelle Industrialisierung führte zu Umweltproblemen, und die soziale Ungleichheit blieb bestehen. Viele Gastarbeiter, die zur Unterstützung des Wirtschaftswunders nach Deutschland kamen, wurden diskriminiert und lebten unter schwierigen Bedingungen.
Die Bundesrepublik Deutschland der Nachkriegszeit war eine Zeit des Umbruchs, der Hoffnungen und der Herausforderungen. Das Leben war nicht immer einfach, aber es gab auch viele positive Entwicklungen. Die Frage, ob das Leben in dieser Zeit lebenswert war, muss jeder für sich selbst beantworten, der diese Zeit selbst erlebte.
Ich bin Jahrgang 1960 und wir hatten genau so unsere Probleme und unsere Chancen wie die jungen Menschen heute.
Der Ost-West-Konflikt war dauerpräsent, wir waren als Angehörige der "Karnickeljahrgänge" immer zu viele, es gab zu wenig Lehrstellen und zu wenig Studienplätze, es gab die Terroristenhysterie (RAF), Umweltschutz wurde zu Gunsten der Industrie kleingeschrieben (man beachte - die Dinge wiederholen sich), Angst vor Ausländern hatten wir als Kinder alle (Italiener "fressen Katzen") und heute interessiert sich kein Mensch mehr für Italiener die unser Land "überfluten" sondern die werden als kulturelle Bereicherung wahrgenommen und geschätzt.
Wie soll ich's jetzt sagen - wir waren auch Optimisten und Optimisten, die ihr Leben anpacken, die kommen immer und überall durch......
1949 war ich noch nicht dabei. Die Zeit für die ich sprechen kann war super.
Unsere Musik war so gut, dass sie noch jetzt regelmäßig gespielt und geklaut wird. Die Mode war bunt und frech. Keine Handys und viel Freiheit. Wir haben deutlich mehr experimentiert und Blödsinn gemacht. Nichts davon kursiert im Internet. Die Eltern wußten nie wo wir waren und das war ok. Wir hatten viele Freunde und viel Spaß.
Alles war positiv aufgeladen und man freute sich auf seine Zukunft, denn es herrschte sehr lange bereits Frieden. Putin hatte noch keine nennenswerte Macht und versaute uns nicht alles.
Bei den Nazis waren sich alle einig, dass die doof sind und sie hielten deshalb die Klappe und versauten weder den Ton im Land noch mussten wir uns um unsere Demokratie sorgen. Man lernte gerne neue Menschen und fremde Kulturen kennen und schlotterte nicht vor Angst, nur weil sie anders waren.
Wenn einen was störte, dann unternahm man selber was dagegen und erwartete nicht, dass der Staat alles regelt. Das Vertrauen in die eigene Fähigkeiten und die der anderen war einfach da. Keine Dauerbedenkenträger und Miesepeter, die alle Neuerungen und Innovationen im Keim erstickten oder schon im Vorfeld schlecht reden.
Sobald jemand was für die Allgemeinheit anstieß fand er Menschen die mitmachten. Niemand frage, wieviel Geld er dafür bekommt und was für ihn dabei rausspringt. Man machte es, weil man Freude daran hatte. Ehrenämter oder politische Posten konnten leicht besetzt werden, weil niemand um seine Gesundheit oder die seiner Familie fürchten musste. Auch Shitstorms waren noch nicht erfunden.
Deutschland konnte vor Kraft kaum gehen. Sicher haben wir heute einen höheren Lebensstandard, aber nur absolut, nicht relativ.
Damals war Deutschland, wie die Schweiz heute.
Deutschland war das Maß der Dinge nach den USA.
Heute sind wir einfach eins Pimmelland.