Wann erzeugen Flugzeuge keine Konsensstreifen?

8 Antworten

"keine Klimafolgen außer CO2" ist eine bemerkenswerte Ausdrucksweise.

Es geht bei den Kondensstreifen nicht so sehr um die Höhe sondern um die relative Luftfeuchtigkeit.

Bei der Verbrennung von Kerosin, also Kohlenwasserstoffen entsteht (im Wesentlichen) Kohlendioxid und Wasser. Da die Verbrennung unter hohen Temperaturen stattfindet, liegen beide Produkte gasförmig vor - Kohlendioxid sowieso und Wasser als Wasserdampf.

Die Aufnahmefähigkeit der Luft für Wasserdampf hängt stark davon ab, wie warm oder kalt sie ist und wie hoch der Druck ist. Je höher der Druck und je kälter es ist, desto weniger Wasserdampf kann die Luft aufnehmen.

In der Atmosphäre kommt dann noch hinzu, dass dort ja bereits Wasserdampf vorhanden ist, mal mehr und mal weniger, je nach Wetter. Wenn sich zum Beispiel ein Hochdruckgebiet breit macht, dann heißt das "Hochdruck", weil von oben Luft auf die Erde drückt. Die Luft, die von oben drückt, hat sich irgendwann vorher mal beim Aufsteigen abgekühlt und dementsprechend Wasserdampf abgeschieden. Daher ist ein Hochdruckgebiet mit sehr wenig Wasserdampf angereichert und kann dementsprechend viel Wasserdampf aus dem Flugzeugtriebwerk aufnehmen. Es entstehen keine Kondensstreifen.

Anders sieht das aus, wenn sich eine mit Wasserdampf angereicherte Warmfront annähert. Da die warme, mit Wasserdampf angereicherte Luft eine geringere Dichte hat als das trockene Hochdruckgebiet, nähert sich die Warmfront wie ein Keil über das Hochdruckgebiet, d.h. die Luft in der Höhe wird zuerst von der Front verdrängt. Da diese dann mit Wasserdampf stark gesättigt ist, kann die Luft nicht mehr den Dampf aus dem Flugzeugtriebwerk aufnehmen, der Dampf kondensiert (bzw. bei den niedrigen Temperaturen resublimiert er streng genommen sofort zu Wassereis) und erscheint als Kondensstreifen.

Du kannst das Phänomen also beobachten und ein wenig mit dem Wetter in Verbindung bringen. Als Bergsteiger, der manchmal mehrere Tage ohne offiziellen Wetterbericht in den Alpen ist, orientiere ich mich durchaus auch mal an den Kondensstreifen der Flugzeuge. Solange diese sehr kurz oder gar nicht zu sehen sind, kann ich davon ausgehen, dass das Wetter stabil bleibt. Wenn sie lange am Himmel sind, wird das Wetter wahrscheinlich spätestens in den nächsten 20, 30 Stunden schlechter.

Welche Auswirkungen hat das aufs Klima, bzw. den Treibhauseffekt? Nunja, Wasserdampf ist auch wie CO2 ein klimawirksames Gas. Wasserdampf, der aus der Verbrennung von Kerosin entsteht, ist ebenfalls ein fossiles klimawirksames Gas, sodass auch dieses seinen Teil zum anthropogenen Klimawandel beiträgt. Gleichzeitig befindet sich atmosphärisches Wasser in einem deutlich schnelleren Kreislauf als die anderen Treibhausgase, die man so kennt. Andererseits sagt man, dass die Entstehung von Kondensstreifen, also kondensiertem Wasser durch die Streuung an den Eiskristallen die Intensität der Sonneneinstrahlung auf die Erdoberfläche und damit die von ihr ausgehende, im Treibhauseffekt relevante Infrarotstrahlung verringert. Dazu sollte man jedoch bedenken, dass Kondensstreifen vermehrt dann auftreten, wenn sowieso kurze Zeit später Wolken aufziehen werden. Dementsprechend halte ich diesen Effekt für gegenüber der allgemeinen Bewölkung für vernachlässigbar.

Wenn sie zu niedrig für ein schneller Frieren des Wassers fliegen (also vor allem rund um Landung und Start), dann verteilt sich die Feuchtigkeit eher als kompakte Steifen aus kleinen Eiskristallen zu bilden, auch weil da noch mehr Gas ist um das Wasser aufzunehmen.

Wenn die Luft um die Kondenssteifen auch noch trocken ist, halten diese sich nicht besonders lange.

Klimaeffekte sind nicht eindeutig belegt, klar kann man das simulieren, aber es ist ja mehr als nur die anteilige Reflektion des Sonnenlichts. Zu den Streifen gehören auch Rußpartikel die auch für sonstige Feuchtigkeit einen Kondensationskeim darstellen können und sonst nicht in der Menge in diese höhen gelangen. Damit könnte der Flugverkehr ganz allgemein die Wolkenbildung fördern. Anders als man jetzt vielleicht denkt, könnte aber eine plötzliche Verringerung eher die Erwärmung begünstigen, weil Wolken eher die Albedo des Erdkörpers erhöhen und damit am Tag die Energie verringern die zur Erdoberfläche kommt. Der Extremfall wäre das klassische "nuklearer Winter Szenario" wo Partikel in der Atmosphäre über Monate oder sogar Jahre einen Teil des Sonnenlichts blocken und schon wenige % können im Mittel deutlich die Temperatur ändern.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Erfolgreich technische Physik studiert (Klötzchenphysiker)

Kondensstreifen sind nicht der Umweltschädigende Teil von Flugzeugen. Das CO2 und der Ruß sind die Probleme.

MFG

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – First Officer in der a320 - Family

ich gehe mal davon aus dass Du Düsenflugzeuge meinst!?! In Brasilien Bahia (Nord) ist es so warm das man keine Kondensstreifen sehen kann. Es liegt ganz einfach daran dass es in großen Höhen in Europa und auch Teilen von Asien und Skandinavien - Nord Amerika - Kanada - Alaska - Grünland usw. einfach nur Schweine-Kalt ist. In der Sonora Mexico sind auch keine Kondensstreifen zu sehen!

Es sind nicht nur die Kondensstreifen sondern einfach das emittierte Wasser. Sie müssten unterhalb der Regenwolken fliegen, um nicht so schädlich zu sein.


Waterfight 
Beitragsersteller
 30.08.2024, 13:29

Und was bedeutet unterhalb der Regenwolken also in welchen Höhen befinden wir uns dann

NostraPatrona  30.08.2024, 19:58
@Waterfight

Zwischen 2000 und 5000 m, am schädlichsten wirkt sich das zusätzliche H2O auf Höhe der Tropopause aus, als ca. in 10.000m Höhe.