Wäre es gut wenn man Autismus heilen könnte?

6 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Diese Frage ist weder mit einem klaren Ja, noch mit einem klaren Nein zu beantworten. Wenn Autismus heilbar wäre, könnten manche Autisten sicherlich davon profitieren. Aber genau so gibt es auch Autisten, die sich selbst mit ihrem Autismus akzeptieren und ihn nicht weghaben wollen. Autismus muss nicht geheilt werden können, doch für einzelne wäre dies wunderbar.

Das heißt, wenn es möglich wäre, Autismus zu heilen - was es nicht ist -, ist die alleinige Möglichkeit, die Option, dass es eine Heilung gibt, für einzelne Individuen etwas Tolles.

Allerdings bedeutet "heilen" und "Heilung", dass vorher etwas falsch war, defekt. Man heilt jemanden, der krank ist, der eine Krankheit hat, doch da Autismus keine Krankheit ist, sondern lediglich ein anders vernetztes Gehirn (Ein bisschen doof beschrieben, aber was soll's), kann und muss dort nichts geheilt werden. Ich weiß, dass die Frage eher hypothetisch gemeint war, aber ich denke, das ist trotzdem wichtig zu erwähnen.

In gewisser Weise finde ich es sogar gut, dass Autismus nicht geheilt werden kann. Nicht für einzelne Leute, die wirklich ihr ganzes Leben darunter leiden (Wobei ich dort argumentieren würde, dass das an dem Umgang mit dem Autismus von den Mitmenschen kommt und nicht vom Autismus selbst), aber es ist beruhigend, dass es (noch?) nicht möglich ist, sämtliche, sich von neurotypischen Menschen unterscheidenden Behinderungen/Störungen etc. zu heilen. Denn das wäre mehr als nur verstörend.

Man müsste sich auch die Frage stellen, was das mit einem Autisten/einer Autistin machen würde. Bei Kindern mag das (vielleicht?) noch nicht solch schwerwiegende Folgen haben - moralisch verwerflich wäre es meiner Meinung nach trotzdem -, aber bei erwachsenen Autisten (Viele bekommen ihre Diagnose auch erst mit 30, 40, 50 oder sogar 60) wird das ziemlich ... Ich kann das gar nicht beschreiben. Ich - als Autistin - glaube, man würde sich so unfassbar leer fühlen danach. Irgendwie wäre man gar nicht mehr wirklich man selbst. Man müsse sich neu finden. Sicherlich wäre das nicht bei allen Autisten der Fall, nur stellen sich das viele Leute so einfach vor.

Selbst, wenn es ein Heilmittel gegen Autismus gäbe, würden bestimmt einige Menschen denken, sie könnten einen Autisten/eine Autistin zum Onkel Doktor schicken und danach verhalten sie sich wie jede andere, neurotypische Person. ... Würden sie das tun? Ich kann mir das sehr schlecht vorstellen. Mir kommt es so vor, als würden viele Leute - manchmal sogar absichtlich - übersehen, wie stark Autismus den Charakter verformen kann. Da frage ich mich wirklich, ob es nötig wäre, sein Kind/sich selbst (Wobei das in solch einem Fall natürlich jeder für sich selbst entscheiden müsste) durch so etwas gehen zu lassen. Die Heilung an sich möge schnell und schmerzlos verlaufen, doch alles danach? Ich weiß ja nicht.

Also: Ja, teilweise wäre es für einzelne Autisten bestimmt super, wenn es solch eine Option gebe. Auch wenn sie diese niemals in Anspruch nehmen würden, wäre es für sie schön zu wissen, dass sie die Wahl hätten. Andererseits würde ich gar nicht wissen wollen, wie viele Eltern ihre armen, autistischen Kinder zum Arzt schleifen würden, um etwas vehement zu heilen, was gar keine Heilung benötigt, sondern Liebe, Akzeptanz, Verständnis und deutliche Kommunikation.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin diagnostizierte Autistin (Keine Selbstdiagnose)👽

OlekSchule  24.02.2022, 14:19

und es wäre für andere schlecht, da früh Diagnostizierte egal ob sie wollen oder nicht vermutlich großteils "geheilt" werden würden

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Zitruseulchen  24.02.2022, 14:22
@OlekSchule

Das selbstverständlich auch, genau. Ich könnte mir eben vorstellen, dass viele ihre autistischen Kinder dort hinschicken würden und das wäre moralisch sehr verwerflich.

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OlekSchule  24.02.2022, 14:24
@Zitruseulchen

SEHR verwerflich, da (je nachdem wie man ein lebendes Wesen definiert) man damit ja ein leben "auslöschen" würde da es ja nicht mehr die Person wäre, weil der Autismus ja zur Person dazugehört (Ich wäre ja auch nicht Ich wenn mein Charakter komplett geändert wird)

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OlekSchule  24.02.2022, 14:28
@OlekSchule

oder zumindest eine Person auslöschen, denn die gleiche Person ist es definitiv nicht mehr danach

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Zitruseulchen  24.02.2022, 14:36
@OlekSchule

Ganz genau so sieht es aus. Da stimme ich dir zu 100% zu. Und das vergessen so viele Leute ganz gerne mal. Manchmal sogar willentlich, wie es mir vorkommt.

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OlekSchule  24.02.2022, 14:58
@Zitruseulchen

wenn sie es "vergessen" kann es ihnen egal sein, das ist dann angenehmer für sie

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Ich hab Antworten gelesen, Autismus sei keine Krankheit. Stimmt zwar, aber ein Leiden ist es trotzdem.

Menschen mit stark ausgeprägtem Autismus haben große Probleme mit Lärm, Menschenmengen und damit das Verhalten von anderen zu verstehen. Im Alltag ist es aber schwer all dem aus dem Weg zu gehen, sei es nun in der Schule, bei der Arbeit oder beim Einkaufen. Es gibt einfach überall Reizüberflutungen, die Autisten nicht verarbeiten können.

Dass sie andere nicht verstehen kann zudem einen großen Leidensdruck hervorrufen, da sie deshalb als gemein oder Böse angesehen werden können und deshalb häufig Ausgrenzung erfahren. Dies kann dazu führen dass sie verzweifeln, weil sie nicht begreifen was falsch mit ihnen ist.

Andere Eigenschaften von Autisten sind da hingegen nicht schlimm. Inselbegabungen und ihre Beobachtungsgabe können von großen Nutzen sein.

Ich würde also sagen dass es nicht nötig ist Autismus zu heilen, allerdings wäre es gut die Symptome welche den Betroffenen Leid zufügen lindern zu könne. Selektive Heilung, falls es den Begriff gibt xD

Autismus ist eine Falle, da Autisten Stabilität mögen. Wenn man Autismus heilen könnte, dann könnte man nur kleine Kinder (kurz nach Beginn der Symptomen) oder frisch diagnostizierte Autisten heilen. Und auch dabei würde man Asperger-Autisten auslassen - es ist manchmal behilflich, Menschen mit einer andere Denkweise haben.

Ja. Viele autistische Menschen leiden sehr stark im Alltag. Ich kenne 3 autistische Menschen, nur einer davon kann sein Leben halbwegs normal leben, die anderen beiden werden das wohl nie können.


asianspirit 
Beitragsersteller
 23.02.2022, 21:47

Warum leiden viele autistische Menschen im Alltag? Was für Schwierigkeiten haben sie?

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DeanWinchesterb  24.02.2022, 10:36
@asianspirit

Dafür bekommst du einen Google auszug: Beeinträchtigungen des sozialen Verständnisses (erschwerte Interaktion mit Mitmenschen, Probleme beim wechselseitigen Austausch und Umgang sowie generell beim Aufbau von Beziehungen etc.) Störung der verbalen und nonverbalen Kommunikation (Auffälligkeiten im Sprechverhalten, fehlende Mimik und Gestik etc.)

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ElenasGedanken  24.02.2022, 15:37
@asianspirit

Aus der Sicht einer Autistin: Im Wesentlichen Overload, Veränderungen und exekutive Dysfunktion

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Natürlich wäre es gut, wenn man das heilen könnte.