Was ist der Unterschied zwischen nominalem und realem Wachstum?

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Als nominales Wachstum wird das Wachstum des Bruttoinlandprodukts bezeichnet.Bei der Berechnung des nominalen Wachstums werden im Unterschied zum realen Wachstum Preissteigerungen die eine Vergrößerung der gesamtwirtschaftlichen Produktion nur vortäuschen nicht berücksichtigt.

Ein reales Wachstum ist das Wachstum des realen Bruttoinlandprodukts. Bei der Berechnung dieses Wachstums werden die Preise eines Vergleichjahres (basisjahr) herangezogen. Ist das Bruttoinlansprodukt zB. von 1000 Mrd. Euro auf 1100 Mrd. Euro gestiegen u. die Inflationsrate lag im gleichen Zeitraum bei 4%, beträgt das nominale Wachstum 10%, deas reale nur 6% !


happygolucky88 
Beitragsersteller
 10.11.2010, 18:27

am verständlichsten...Danke für dir Hilfe!

Welling  10.11.2010, 20:39
@happygolucky88

Die Erklärung am Anfang ist gut, aber das Ergebnis ist falsch, das reale Wachstum ist nicht um 6 %, sondern um (aufgerundet) 5,77 % gestiegen.

Hallo Happygolucky88,

wenn das Bruttoinlandsprodukt (oder auch Bruttosizialprodukt) von aufeinanderfolgenden Zeiträumen, in jeweils aktuellen Geldeinheiten (=nominal) ins Verhältnis gesetzt wird (Quotient), so zeigt ein Faktor > 1 ein Wachstum an (1,02 = + 2%), ein Faktor <1 eine Rezession (0,97 = - 3%). Da die Nennwerte (Nominale) der Geldeinheiten verglichen werden, spricht man hier von nominalem Wachstum oder von einem nominalen Rückgang.

Wenn nun aber bei einem nominalen Wachstum von 3% die Preise um 2% gestiegen sind, dann stehen ja gar nicht 3% mehr an Waren und Dienstleistungen zur Verfügung. Vergleicht man die Werte ohne Preissteigerung, dann kommt man auf ein reales Wachstum von ca. 1%

Anders herum: Wenn Preise sinken (bei Computern selbstverständlich, bei anderen Produkten kommt das auch vor) kann man auch bei stagnierenden Löhnen mehr Waren einkaufen. Dann also trotz nominaler Stagnation in reales Plus.

Die Lohnquote hat damit erst einmal nichts zu tun. Wenn die Wirtschaft um (nominal) um 3% wächst und die Löhe um 3% steigen, dann bleibt die Lohnquote unverändert. Da jedoch die Verschuldung in der gesamten Volkswirtschaft schneller steigt als das nominale Wirtschaftsgeschehen und die Zinsen für diese Verschuldung Vorrang haben, steht weniger von BIP für Löhne zur Verfügung und die Lohnquote sinkt tendentiell.

Gruß franzaes

Nimm an, das Bruttoinlandsprodukt einer Volkswirtschaft des Vorjahres sei 1000 €. In diesem Jahr sei es 1050 €. (Jeweils zu Marktpreisen) Wenn du es also in den gültigen Marktpreisen nennst, hast du das nominale BIP, das ist dieses Jahr um 5 % gestiegen. Nun nimm an, dass in diesem Jahr die Preise um 3 % gestiegen sind. Das bedeutet, dass die Preissteigerung in den 1050 enthalten ist. Real (tatsächlich) ist das Bruttoinlandsprodukt also nicht 1050, sondern 1050: 1,05 = 1019,41 €. Reales Wachstum ist also das Wachstum unter Herausrechnung der Preissteigerung. Das reale BIP dieses Jahres beträgt also 1019,41, das entspricht gegenüber 1000 einer realen Steigerung von 1,941 %. _Wenn du das reale Wachstum in % ermitteln willst, darfst du also nicht einfach 5-3= 2 % sagen, sondern musst die obige Rechnung vornehmen.


mero1010  08.01.2021, 13:47

ist es nicht 1050 : 1,03 ?

Welling  08.01.2021, 17:20
@mero1010

Ja, danke für deinen Hinweis, habe mich da verschrieben. Gerechnet habe mich mit 1,03, wie du am Ergebnis sehen kannst.

Welling  10.11.2010, 20:43

Die Zahlen für BIP kannst du auch auf Nominallohn und Reallohn beziehen. Rechnerisch kommst du zum selben Ergebnis.

Nominal bedeutet, dass das Wachstum der Wirtschaft in aktuellen Preisen gemessen wird. Steigt der Wert aller Umsätze um 5 %, dann wird ein Wachstum von 5 % angenommen. Doch wird schnell einsichtig, dass dies zu kurz gegriffen ist. Denn wenn im betrachteten Zeitraum die Inflation um 10 % gestiegen ist, dann ist real die Wirtschaft um 5 % geschrumpft. Das hat mit der Lohnquote zunächst nichts zu tun, außer, dass man zur Errechnung einer realen Lohnquote sowohl das Arbeitnehmerentgelt (im Zähler) um die Inflation bereinigen muss, um auch Reallohnerhöhungen zu messen und im Nenner muss auch das Volkseinkommen inflationsbereinigt werden. Waren die Lohnerhöhungen im Bewertungszeitraum höher als die Inflation, nimmt das Arbeitnehmerentgelt real zu und damit die Lohnquote. Sinkt die reale Lohnquote, dann ist das ein Zeichen dafür, dass die Arbeitnehmer keinen angemessenen Inflationsausgleich in den Lohnverhandlungen durchsetzen konnten. Wer rechnen kann, merkt, dass das nicht ganz korrekt ist, denn die Inflationsrate kürzt sich in Zähler und Nenner der Lohnquote raus.


berkersheim  10.11.2010, 11:51

Wenn sich die Inflationsrate bei der Lohnquote in Zähler (Arbeitnehmereinkommen) und Nenner (Volkseinkommen) herauskürzt, zeigt die Lohnquote an, ob Arbeitnehmereinkommen zugenommen haben. Dies kann einmal geschehen, indem die Löhne real stärker gestiegen sind als das Volkseinkommen, zum andern aber auch, indem einfach mehr Leute wieder in bezahlte Arbeit gekommen sind. D.h. eine sinkende Arbeitslosenzahl führt auch zu einer steigenden Lohnquote.

ich versuchs mal: nominal heisst, wieviel dass es tatsächlich ist unabhängig von weiteren Umständen. z.B. der Lohn wurde um 10 % erhöht. man muss diese Lohnerhöhung aber dann in vergleich setzen zur Teuerung/Inflation (einfach gesagt bekommt man für einen 1 Euro heute mehr als in 10 Jahren, oder ein Kilo Brot kostete vor 10 Jahren zB. 1 Euro, jetzt kostet es 1.80 Euro). Berücktsichtigt man nun die Teuerung/Inflation, dann bekommt man den effektiven Wert, d.h. wieviel die Lohnerhöhung faktisch wert ist.