Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Klassen und Phylen?

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Unterschied

Eine Einteilung in Klassen legt gemeinsame wirtschaftliche und gesellschaftliche Merkmale von Gruppen zugrunde, die Einteilung in Phylen in der athenischen Demokratie bezog sich auf das Gebiet, in dem die Athener wohnten, wobei eine Phyle jeweils zusammengenommen aus einem Gebiet in der Stadt Athen, einem Gebiet an der Küste und einem Gebiet im Binnenland von Attika bestand. Bei einer Klasse geht es also eher um eine soziale Zugehörigkeit, bei einer Phyle ging es um eine örtliche/regionale Zugehörigkeit.

Klasseneinteilungen können auf verschiedenen Theorien beruhen, z. B. in der marxistischen Theorie mit einer Unterscheidung von Sklavenhaltern und Sklaven als Hauptklassen. Es kann auch der Status als Freie und Unfreie als eine Unterteilung genommen werden und innerhalb der freien Bevölkerung nach Schichten unterschieden werden, z. B. Großgrundbesitzer, reiche Geschäftsleute, Handwerker, Bauern, Lohnarbeiter).

In der Vorgeschichte der athenischen Demokratie hat Solon eine Einteilung nach Vermögensklassen vorgenommen (frühes 6. Jahrhundert v. Chr.).

Ungefähr 508/507 hat Kleisthenes eine Einteilung in 4 Phylen („Stämme“) in eine andere Einteilung in 10 Phylen (griechisch: φυλαί [phylai], Singular: φυλή) geändert.

Vermögensklassen

Solon hat politische Rechte (darunter Wählbarkeit zu Ämtern) und Pflichten (z. B. Militärdienst als Reiter, schwerbewaffneter Fußsoldat oder Ruderer) nach Vermögensklassen abgestuft, also nach der Menge des Besitzes/des Einkommens festgelegt.

Die nach Besitz/Einkommen unterschiedenen Gruppen waren:

1) Fünfhundertscheffler (πεντακοσιομέδιμνοι [Pentakosiomedimnoi]: Ernteertrag über 500 Scheffel pro Jahr

2) Reiter (ἱππείς [Hippeis]): Ernteertrag über 300 Scheffel pro Jahr

3) Zeugiten (ζευγίτες): Ernteertrag über 200 Scheffel pro Jahr

4) Theten (θήτες): Ernteertrag unter 200 Scheffel pro Jahr

In der athenischen Demokratie ist es zu Herabsetzung der Besitzanforderungen/Einkommensanforderungen bei der Zulassung zu Ämtern gekommen. So konnten seit 457 konnten auch Angehörige der dritten Vermögensklasse, die Zeugiten zu Archonten (griechisch: ἄρχοντες; Singular: ἄρχων [archon]) gewählt werden. Im 4. Jahrhundert konnten auch Theten in hohe Ämter kommen, indem sie ihre eigene Vermögensklasse nicht angaben und dies geduldet wurde.

Phylen

Die Einrichtung neu geschaffener, Phylen genannter Einheiten durch Kleistenes (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Kleisthenische_Reformen#Demen-_und_Phylenreform ) unterteilte Attika in 3 Teile (Ausnahmen: Gebiet von Eleutherai im Westen, Oropos im Norden an der Grenze zu Böotien, Insel Salamis):

1) Stadt (ἄστυ) = Athen

2) Küstengebiet (παραλία)

3) Binnenland (μεσόγαια)

Es wurden 10 Phylen geschaffen, die in Drittel (Trittyen; griechisch: τριττύες) unterteilt waren, jeweils ein Drittel (Trittys; griechisch: τρίττυς) aus jedem Teil (Stadt, Küstengebiet, Binnenland). Die Phylen, deren Bevölkerung so aus allen Teilen des Landes kam, hatten eigene Phylenkulte und –heroen. Die Grenzen zwischen den neuen Einheiten verliefen oft durch bisher bestehende. Die Phylen waren keine zusammenhängenden geographischen Gebilde. Eine Auswirkung war eine Mischung verschiedener landschaftlicher Gebiete innerhalb jeder Phyle.

Mitglieder politischer Einrichtungen wurden nach Phylen gewählt bzw. gelost. Die Neuorganisation wurde also zur Grundlage des öffentlichen Lebens. Jede Einheit hatte eigene Versammlungen und Amtsträger. Jede Phyle stellte einen Truppenverband mit einem Strategen an der Spitze.

Die unterste Ebene war der Demos (griechisch. δῆμος), eine lokale Selbstverwaltungseinheit (Gemeinde). Insgesamt gab es 139 solcher Demen (griechisch: δήμοι [demoi).

ein Buch in Bibliotheken mit Informationen:

Jochen Bleicken, Die athenische Demokratie. 2., völlig überarbeitete und wesentlich erweiterte Auflage. Paderborn ; München ; Wien ; Zürich : Schöningh, 1994. ISBN 978-3-506-71901-0