Unterschied zwischen "Begriff" und "Schema"
In Kognitionspsychologie oder Lernpsychologie wird manchmal von "Begriffsbildung" und manchmal von "Schemainterpretation" gesprochen.
Es geht dabei um mental models, conceptual change oder schematheorie.
Ich finde, dass sich beides ("Concepts" und "Schemata") sehr ähnlich anhört, beides bildet sich durch Erfahrung und beides hilft uns die Welt zu sortieren und beides sind mentale Repräsentationen. Ich kann einfach keine Abgrenzung finden. Kann mir jemand helfen? Was ist der Unterschied?
7 Antworten
Ohne auf dem Gebiet ausgebildet zu sein, schreibe ich mal, wo ich einen Unterschied sehe zwischen den allgemeinsprachlichen Begriffen "Konzept" und "Schema" (vllt. trägt das zur Abgrenzung bei?).
Ein Konzept ist ein Plan für eine Vorgehensweise. Hier müssen die einzelnen erarbeiteten Punkte nicht zwangsläufig in bezug auf einen direkten inhaltlichen Zusammenhang aufeinander aufbauen*, sondern die Punkte bildenals Ganzes eine Einheit.
Bei einem Schema knüpfen die einzelnen Punkte unmittelbar aneinander an (und lassen sich so auch auf andere Fälle unmittelbar - ganz schematisch - übertragen), was bei einem Konzept so nicht der Fall ist.
Vielleicht trägt das zur Abgrenzung bei?
Hier gibt es glaub ich einen klaren Unterschied zwischen Alltagssprache und wissenschaftlichem "Konzept".
Trotzdem Danke dass du dir die Zeit genommen hast.
Ich glaube das mit der Übertragbarkeit könnte durchaus ein Punkt sein. Oder?
Schau einmal bei Stangl nach: http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/ Dort gibt es auch eine Suchfunktion! Vielleicht findest Du dort einen Ansatz für eine Antwort!
Also ich finde mit der Suche auf der Site vier Fundstellen zum Begriff "Schematheorie" und zum Begriff Schema 220 Ergebnisse ...
Frag am besten mal deinen Dozenten. Ich sehe auch keinen genauen Unterschied.
Wenn das ginge, hätte ich hier ja nichts reingeschrieben... ;)
Begriff und Schema sind von Dir im letzten Absatz - auf ihre Funkltion hin - zutreffend beschrieben.
Darüber hinaus aber sind ihre Funktion/ Bedeutung noch unterschiedlich hinsichtlich:
BEGRIFF und Begriffsbildung sind Verständigungsversuche zwischen Menschen durch die Klärung ein und desselben verbalisierten(!) Bedeutungszusammenhangs, also einer möglichst verbindlichen DEFINITION von/ zu/ über Phänomenen, Prozessen, Dingen.
"SCHEMATA" sind nicht unbedingt verbalisierte Modelle, in denen Bedeutungszusämmenhänge oft auch mit mental-grafischen Versuchen der Verständigung dargestellt werden. I.d.R. sind sie von komplexerer Art und mehrdimsional.
Begriffe und Begriffsbildung sollten der Darstellung von Schemata grundlegend vorausgehen.
Danke dir! Vielleicht hast du noch eine Meinung zu dem, was ich bei Anfest geschrieben habe?
Ist der Unterschied denn auch, dass Begriffe deklarativ sind, Schemata aber auch prozessual sein können?
Ja, was Du geschrieben hast, kann ich unterschreiben, verenarea, ( bis auf die Verwendung von "TROTZDEM" statt "OBWOHL".... :-) ), es trifft so zu.
Allerdings fällt es sehr schwer, wenn nicht gar sinnlos, von einem "Schema Säugetier" zu sprechen. - **Um dazu im Bild zu bleiben:
Es existiert der Begriff "Säugetier" , aber dann z. B. nur das "Beuteschema für Säugetiere", d.h. der Versuch , darzustellen, wie Säugetiere (typischerweise) ihre Beute machen usw.
Ein Begriff bezieht sich auf einen Sinn, dessen Gehalt möglichst klar sein sollte (was er aber oft nicht ist). Beispiele: "Tisch" - "Fläche, die sich über dem Boden befindet und auf die man gewissen Dinge abstellen kann." / "Zeit" - "Konzept der sequentiellen Abfolge von Veränderungen" / "großer Mensch" - "kohlernstoffbasierte intellgiente Lebensform, die eine Höhe von 1,9m überschreitet." Viele Menschen würden auf die Begriffe schließen können, wenn sie nur die von mir hier gegebenen Definitionen bzw. Sinngehalte lesen würden, auch wenn sie selbst die Definitionen gänzlich anders fassen würden und der Ansicht wären, ich hätte Wesentliches vergessen oder sogar Falsches geschrieben. Generell kannst du im philosophisch-psychologischen Kontext "Begriff" auch mit "Konzept" konstituieren. Das sieht man u.a. daran, dass man meinen Definitionen stets das Wort (den Begriff?) "Konzept" voranstellen kann (wie ich es bei "Zeit" gemacht habe).
"Schema" steht einerseits für ein Muster, eine Konstellation von mehreren "Etwassen", deren Zusammenstellung einen gewisse Bedeutung (Sinn?) zum Ausdruck bringen. Änderst du die Konfiguration, änderst du die Bedeutung des Schemas. Andererseits kann ein Schema auch für eine einzige Form stehen, die etwas Bestimmtes zum Ausdruck bringt, jedoch ist die Konnotation in diesem Fall eher materiell-gegenständlich als abstrakt, wie es bei "Begriff" der Fall ist.
Zusammenfassung: "Begriff" ist ein singuläres Konzept, "Schema" steht für eine Kombination aus mehreren Konstituenten oder eine singuläre Form.
Alle Angaben wie immer ohne Gewähr.
Dankeschön! Super. Ich bin schonmal ein Schritt weiter.
Aber: Gibt es bei Begriffen nicht auch welche, die aus mehreren "Unterbegriffen" konstituiert werden? Also z.B. der Begriff Säugetier. Der besteht doch aus den Begriffen "Fell", "lebendgebährend" usw. usf.
Dafür brauche ich ja auch definierte Begriffe wie Fell = Haare auf der Haut, die sich aber hierarchisch unter Oberbegriff "Säugetier" befindet.
Trotzdem es sich bei "Säugetier" um eine Ansammlung von Unterbegriffen handelt, ist es doch kein Schema?
Oder gibt es auch das "Schema Säugetier"? Und wenn ja, worin unterscheidet es sich vom "Begriff Säugetier" oder "Konzept Säugetier"?
Mir sind in meiner ersten Antwort ein paar Tippfehler untergekommen, welche nicht weiter gravierend sind, jedoch habe ich mich bei „konstituieren“ auch im Sinn vergriffen, das müsste natürlich „substituieren“ (ersetzen) heißen... Sorry für diesen Fauxpas, ich habe gerade einen leichten Virenbefall der Lunge, der mir leider auch etwas aufs Denkvermögen schlägt... :-/
Zu deinem Beispiel: Selbstverständlich bestehen Definitionen von Begriffen stets aus anderen Wörtern, die teilweise ebenfalls den Status eines Begriffs haben und somit selbst wiederum auf eine bzw. mehrere Weisen definiert sind. Daher ist es kein Gegenargument, sondern unvermeidlich, dass Begriffe durch andere Begriffe verständlich und/oder präzisiert werden. (Wobei es gewisse basale Konzepte gibt, die zu Begriffen führen, die nicht wirklich erklärt werden können, sondern von axiomatischem Wesen sind.)
Der Unterschied zwischen „Begriff“ und „Schema“ ist in gewissem Sinne auch methodischer Natur, weswegen ein Wort je nach Kontext sowohl als Begriff wie auch als Schema Verwendung finden kann. Beispiel: Passt „Mäusebussard“ in das Schema „Säugetier“? Das ist eine sinnvolle Frage, die eindeutig beantwortet werden kann und kein Kategorienfehler ist (ein Kategorienfehler wäre z.B. die Frage: „Wie schmeckt grün?“ Grammatikalisch korrekt, macht aber keinen Sinn.). Dennoch ist Säugetier natürlich auch ein Begriff (wobei ich „Fell“ bei dessen Definition eher weglassen würde, gibt auch Säugetiere ohne Fell wie z.B. Nacktmulche).
Bei näherer Überlegung erscheint mir Schema sehr in Richtung „Form“ zu gehen, was man von Begriff nicht wirklich sagen kann. Was zu deiner Verwirrung bestimmt beiträgt ist der Umstand, dass – wie ich oben schon geschrieben habe – ein Wort je nach Kontext mal Begriff und mal Schema sein kann. Ich bin mit flunra39 einer Meinung, dass Begriffe zwingend durch Worte, also andere Begriffe/Konzepte, Sinn und Gehalt bekommen, wohingegen Schemata verbal erklärt als auch rein grafisch dargestellt werden können.
Mir ist gerade noch eine interessante Frage zur hiesigen Thematik eingefallen, da schließlich die Wörter "Begriff" und "Schema" selbst Begriffe sind, die wiederum in Schmata resultieren können: "Passt der Begriff "Schema" in das Schema "Begriff"? Nicht die direkte Antwort auf diese Frage bringt den Erkenntnisgewinn, sondern das Analysieren ihrer Bedeutung respektive Sinnhaftigkeit.
Dankeschön. Da war aber leider nichts zu Schematheorie zu finden. Falls ich nichts übersehen habe...