Unterschied Selbstbild, Selbstwert und Identität?
Hallo, falls jemand etwas mehr durchsieht, würde ich mich über eine Erklärung sehr freuen. Meine Arbeit muss in weniger als einer Woche schon abgegeben werden und erst jetzt merke ich, dass ich die oben genannten Begriffe ziemlich synonym und durcheinander verwendet habe!
Dieser ganze Dschungel von Informationen bringt mich jetzt komplett durcheinander. Selbst wenn ich bei Wikipedia gucke nach den Unterschieden ist das alles doch total ineinander verwoben? Darf ich Selbstwert und Selbstbild gleichsetzen? Wo seht ihr bei den Begriffen Gemeinsamkeiten und Unterschiede?
Falls es hilft: Hauptthema ist das Selbstbild und es gibt ein Kapitel über personale Identität. Die Arbeit behandelt die Entwicklung des Selbstbildes von Jugendlichen. Wo würdet ihr mit den ganzen Begriffsdefinitionen anfangen bzw. aufhören? Hinzu kommt ja auch noch Selbstkonzept, Selbstwirksamkeit etc. :O Ich konzentriere mich hauptsächlich auf das schulische Selbstbild..
Vielen Dank für eure Hilfe
2 Antworten
soll ich jetzt mal fies sein? Ja ich mach´s, weil es mich ärgert, wenn diese schwierigen Begriffe in der Schule verhackstückt werden.
Also:
Identität wird gewonnen, indem sich ein Mensch durch die Akte des Ich in leibhaftigem Wahrnehmen und Handeln und auf dem HIntergrund seiner Geschichte als der erkennt, der er ist. (Identifikation, d.h. Selbstattribution - ego indentity) und, indem er von den Menschen seines relevanten Kontextes auf dem Hintergrund gemeinsamer Geschichte als der erkannt wird, als den sie ihn sehen. (Identifizierung, d.h. Fremdattribution - social identity.)
Die Identität entsteht also als Leistung des Ich im Zusammenwirken von Leib und Kontext im Zeitkontinuum. Es wird damit von einem Strukturmodell der Persönlichkeit (Freud) zu einem Prozessmodell übergegangen.
Identität artikuliert sich im Schnittpunkt von Kontext und Kontinuum, im Hier und Jetzt der Leiblichkeit und der Begegnung.
Etc... (geschrieben von Hilarion Petzold.)
eine gesunde Identität hat der, dessen Selbstattribution mit der Fremdattribution übereinstimmt. Sie entwickelt sich etwa mit 3 - 4 Jahren.
"Ich bin der Hansi und Mein Papa ist Maurer." Selbstattribution.
"Das ist der Hansi und sein Vater ist Maurer" Fremdattribution.
Selbst - und Fremdattribution stimmen hier überein.
Später dann unter Umständen:
"ich bin 20 Jahre alt und sehr schüchtern. Niemand mag mich." Selbstattribution
"Hans ist 20 Jahre alt und sehr unfreundlich. Er will mit niemandem etwas zu tun haben. " Fremdattribution - und man sieht, hier klafft es auseinander.
Ich habe beim gelernt, aber ich hätte ihn auch oft töten können. Ich kenne keinen Menschen, der sich so unverständlich ausdrückt. LOL... Den von mir abgeschriebenen Text habe ich ja schon gekürzt und den ganzen griechischen und lateinischen Kram und Plato, Buber, Aristoteles rausgelassen. (Ich habe aber auch noch nie jemanden kennengelernt, der so genial dem Menschen ins Herz gucken konnte.)
Wir mussten in der Mitte der Ausbildung ein Referat schreiben. Ich war so beeindruckt/genervt von ihm, dass ich meinem damaligen Ausbildungsgenossen sagte:" Ich werde etwas schreiben, wovon er keine Ahnung hat. " Ich überlegte und sagte dann: ich werde etwas über das therapeutische Reiten schreiben." Dummerweise hatte er das mit angehört und kommentierte das mit einem schnellen Überblick über die Entwicklung des therapeutischen Reitens im Laufe der Geschichte und zitierte noch Experten, von denen ich noch nie was gehört hatte. Ahhh. ich hätte fast in den Boden gebissen.
Danke erstmal für deine ausführliche Antwort. Das mit der Identität habe ich nun besser verstanden und schaue mir gerade Hilarion genauer an. Wie würdest du den Unterschied aber zwischen Selbstbild/Selbstwert erklären? Es gibt halt viel Literatur, bei der beide gleichgesetzt werden. Wenn ich über das Selbstbild schreibe, muss ich auf die Identität wahrscheinlich nicht zu detailliert eingehen. Im philosophischen Teil meiner Arbeit spielt aber die „personale Identität" eher eine Rolle- aber die hat ja mit der Identität allein wiederum nicht viel am Hut, oder?
Identität ist das, was man ist (alles Äußere und Innere, was zu einem gehört)
Selbstwert ist was anderes, da geht es um die Bewertung dessen, was man ist
Selbstbild ist das, wie man sich selber sieht (negatives oder positives Selbstbild wären aber schon wieder Bewertungen)
Okay, danke. Dann hab ich es etwas besser erst einmal verstanden. Weißt du ob „personale Identität" mit der Identität gleichzusetzen ist? Ich werde im philosophischen Teil der Arbeit auf die personale Identität eingehen..
Also kann ich schreiben, dass Selbstwert und Selbstbild als Identität zusammengefasst werden? Selbstwert und Selbstbild können also überhaupt nicht synonym verwendet werden? Klingt weiterhin für mich sehr ähnlich..
dass Selbstwert und Selbstbild als Identität zusammengefasst werden?
nein
Selbstwert und Selbstbild können also überhaupt nicht synonym verwendet werden?
auch nein
zur Identität gehören auch objektive Fähigkeiten
der empfundene Selbstwert leitet sich aus dem Selbstbild ab (beides subjektiv)
Es gibt fünf Säulen der identität, die die Identität formen, bestimmen und vor allem tragen. Mal sehen, ob ich sie noch zusammenkriege:
Arbeit und Leistung
soziales Netz
Wertesystem
körperliche gesundheit und.... äh.. Shit, vergessen ich glaube,
materielle Ausstattung.
Ich finde das Modell der fünf Säulen sehr praktisch bei der Anamnesegestaltung. Man kann dann gut erkennen, wie diese Säulen ausgestattet sind. Kräftig und stark oder sind einige dick und andere dünn oder fehlen ganz, Man kann aber sagen, dass der Mensch, bei dem zwei Säulen stark beeinträchtigt sind oder fehlen als krank zu bezeichnen ist bzw. in Gefahr ist, krank zu werden.
Ja, ja ... Hilarion ... der hat's drauf! (:-))