Unterschied Selbstbild, Selbstwert und Identität?

2 Antworten

soll ich jetzt mal fies sein? Ja ich mach´s, weil es mich ärgert, wenn diese schwierigen Begriffe in der Schule verhackstückt werden.

Also:

Identität wird gewonnen, indem sich ein Mensch durch die Akte des Ich in leibhaftigem Wahrnehmen und Handeln und auf dem HIntergrund seiner Geschichte als der erkennt, der er ist. (Identifikation, d.h. Selbstattribution - ego indentity) und, indem er von den Menschen seines relevanten Kontextes auf dem Hintergrund gemeinsamer Geschichte als der erkannt wird, als den sie ihn sehen. (Identifizierung, d.h. Fremdattribution - social identity.)

Die Identität entsteht also als Leistung des Ich im Zusammenwirken von Leib und Kontext im Zeitkontinuum. Es wird damit von einem Strukturmodell der Persönlichkeit (Freud) zu einem Prozessmodell übergegangen.

Identität artikuliert sich im Schnittpunkt von Kontext und Kontinuum, im Hier und Jetzt der Leiblichkeit und der Begegnung.

Etc... (geschrieben von Hilarion Petzold.)

eine gesunde Identität hat der, dessen Selbstattribution mit der Fremdattribution übereinstimmt. Sie entwickelt sich etwa mit 3 - 4 Jahren.

"Ich bin der Hansi und Mein Papa ist Maurer." Selbstattribution.

"Das ist der Hansi und sein Vater ist Maurer" Fremdattribution.

Selbst - und Fremdattribution stimmen hier überein.

Später dann unter Umständen:

"ich bin 20 Jahre alt und sehr schüchtern. Niemand mag mich." Selbstattribution

"Hans ist 20 Jahre alt und sehr unfreundlich. Er will mit niemandem etwas zu tun haben. " Fremdattribution - und man sieht, hier klafft es auseinander.


Tamtamy  22.03.2020, 08:33

Ja, ja ... Hilarion ... der hat's drauf! (:-))

Dahika  22.03.2020, 14:52
@Tamtamy

Ich habe beim gelernt, aber ich hätte ihn auch oft töten können. Ich kenne keinen Menschen, der sich so unverständlich ausdrückt. LOL... Den von mir abgeschriebenen Text habe ich ja schon gekürzt und den ganzen griechischen und lateinischen Kram und Plato, Buber, Aristoteles rausgelassen. (Ich habe aber auch noch nie jemanden kennengelernt, der so genial dem Menschen ins Herz gucken konnte.)
Wir mussten in der Mitte der Ausbildung ein Referat schreiben. Ich war so beeindruckt/genervt von ihm, dass ich meinem damaligen Ausbildungsgenossen sagte:" Ich werde etwas schreiben, wovon er keine Ahnung hat. " Ich überlegte und sagte dann: ich werde etwas über das therapeutische Reiten schreiben." Dummerweise hatte er das mit angehört und kommentierte das mit einem schnellen Überblick über die Entwicklung des therapeutischen Reitens im Laufe der Geschichte und zitierte noch Experten, von denen ich noch nie was gehört hatte. Ahhh. ich hätte fast in den Boden gebissen.

Tamtamy  22.03.2020, 15:52
@Dahika

Trösten wir uns damit: 'zur Genialität verdammt' ... (:-)

Satzi93 
Beitragsersteller
 22.03.2020, 09:00

Danke erstmal für deine ausführliche Antwort. Das mit der Identität habe ich nun besser verstanden und schaue mir gerade Hilarion genauer an. Wie würdest du den Unterschied aber zwischen Selbstbild/Selbstwert erklären? Es gibt halt viel Literatur, bei der beide gleichgesetzt werden. Wenn ich über das Selbstbild schreibe, muss ich auf die Identität wahrscheinlich nicht zu detailliert eingehen. Im philosophischen Teil meiner Arbeit spielt aber die „personale Identität" eher eine Rolle- aber die hat ja mit der Identität allein wiederum nicht viel am Hut, oder?

Dahika  22.03.2020, 14:53
@Satzi93

Oh gott da müsste ich erst mal lange nachdenken. Und ein anderes Buch aus meinem Bücherschrank kramen.

Identität ist das, was man ist (alles Äußere und Innere, was zu einem gehört)

Selbstwert ist was anderes, da geht es um die Bewertung dessen, was man ist

Selbstbild ist das, wie man sich selber sieht (negatives oder positives Selbstbild wären aber schon wieder Bewertungen)

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – ich habe Psychologie studiert

Satzi93 
Beitragsersteller
 22.03.2020, 09:01

Okay, danke. Dann hab ich es etwas besser erst einmal verstanden. Weißt du ob „personale Identität" mit der Identität gleichzusetzen ist? Ich werde im philosophischen Teil der Arbeit auf die personale Identität eingehen..

Dahika  22.03.2020, 15:00
@Satzi93

keine Ahnung. Du müsstest erst mal erklären, was der Autor oder du mit personaler Identität meinen.

Satzi93 
Beitragsersteller
 21.03.2020, 17:08

Also kann ich schreiben, dass Selbstwert und Selbstbild als Identität zusammengefasst werden? Selbstwert und Selbstbild können also überhaupt nicht synonym verwendet werden? Klingt weiterhin für mich sehr ähnlich..

DasPferdechen  21.03.2020, 18:20
@Satzi93
dass Selbstwert und Selbstbild als Identität zusammengefasst werden? 

nein

Selbstwert und Selbstbild können also überhaupt nicht synonym verwendet werden? 

auch nein

DasPferdechen  21.03.2020, 18:22
@Satzi93

zur Identität gehören auch objektive Fähigkeiten

der empfundene Selbstwert leitet sich aus dem Selbstbild ab (beides subjektiv)

Dahika  22.03.2020, 14:58
@DasPferdechen

Es gibt fünf Säulen der identität, die die Identität formen, bestimmen und vor allem tragen. Mal sehen, ob ich sie noch zusammenkriege:

Arbeit und Leistung

soziales Netz

Wertesystem

körperliche gesundheit und.... äh.. Shit, vergessen ich glaube,

materielle Ausstattung.

Ich finde das Modell der fünf Säulen sehr praktisch bei der Anamnesegestaltung. Man kann dann gut erkennen, wie diese Säulen ausgestattet sind. Kräftig und stark oder sind einige dick und andere dünn oder fehlen ganz, Man kann aber sagen, dass der Mensch, bei dem zwei Säulen stark beeinträchtigt sind oder fehlen als krank zu bezeichnen ist bzw. in Gefahr ist, krank zu werden.