Uni für Lehramtsstudium?
Hi,
ich habe vor, nach meinem Abi im Frühjahr des kommenden Jahres Lehramt an Gymnasien für die Fächer Deutsch und Englisch zu studieren. Ich habe zwar noch etwas Zeit, beschäftige mich aber momentan mit der Frage, an welcher Uni ich denn studieren möchte.
Ich habe bereits 2 Favoriten: Die Friedrich-Schiller-Universität in Jena und die Universität Leipzig. Beide Unis haben sowohl ihre Vorteile und Nachteile, sodass ich mich einfach nicht entscheiden kann!
In Jena gibt es das sog. "Praxissemester", bei dem man im 5. oder 6. Semester bereits an einer Schule Erfahrungen sammeln kann. Nach Leipzig lockt mich die Größe der Stadt und wie renommiert die Uni ist.
Ich war vergangene Woche in beiden Städten und habe mir alles etwas angesehen - hatte gehofft dass es meine Entscheidung leichter macht, aber dem ist leichter nicht so. :( Während mich in Jena der ländliche Charme anspricht - also eine Kombination aus Altstadt mit viel Tradition und modernen Gebäuden -, ist Leipzigs urbanes Feeling für mich als Großstadtkind auch echt anziehend.
Hat jemand Erfahrung mit diesen Unis gemacht? Wenn ja, habt ihr euch dort wohlgefühlt? Würdet ihr wieder dorthin gehen? Was hat euch am besten gefallen? Was würdet ihr mir (auch bei meiner Entscheidungsfindung) empfehlen?
Und besonders an die "Lehrämter" unter euch: Hat euch das Studium gefallen? Würdet ihr wieder Lehramt studieren?
Ich freue mich auch über Erfahrungsberichte von anderen Unis, an denen man Lehramt studieren kann!
Danke im Voraus! :)
3 Antworten
Ich sehe, dass du dir viele Gedanken über dein Studium machst, das ungefähr 5 Jahre dauern wird. Top!
Ich sehe, dass du dir zu wenig Gedanken über dein späteres Berufsleben machst, das ungefähr 40 Jahre dauern wird. Katastrophe!
Bitte einmal mitrechnen:
Ein Lehrer unterrichtet 24h pro Woche.
Das entspricht 6 Klassen à 4h.
Wenn in eine Klasse 30 Schüler gehen, sind das 180 Schüler.
Sowohl in Deutsch als auch in Englisch werden nahezu ausschließlich Aufsätze geschrieben - und zwar 4 Stück pro Schuljahr.
Das bedeutet, dass du pro Schuljahr 4× 180 Aufsätze = 720 Aufsätze lesen und korrigieren musst.
Wenn jeder Aufsatz 8 Seiten hat, was in der Oberstufe eher zu wenig erscheint, kommst du auf 8×720 = 5760 zu korrigierende Aufsatzseiten pro Jahr; eher mehr!
Und jetzt geh bitte mal zu deinem Drucker, zieh ein 500-Blatt-Papier-Paket raus und stell davon 11-12 Stück übereinander!
Korrigiere mich, wenn diese Rechnung fehlerhaft ist!
Zusätzlich zu diesem etwa 1,20m hohen, jährlich zu korrigierenden Papierstapel musst du...
- Unterricht vorbereiten(24h/Woche)
- Unterricht halten (24h/Woche)
- Elterngespräche führen
- Klassenlehrer-Geschäfte erledigen
- Konferenzen besuchen
- Fortbildungen besuchen
- Elternsprechtage überstehen
- Gutachten schreiben
- ...
=> Wenn dir etwas an deinem Leben liegt, du dich in den nächsten 45 Jahren einmal mit Freunden treffen möchtest und du nicht mit Mitte 40 Burnout bekommen möchtest, solltest du auf keinen Fall zwei moderne Sprachen studieren!
Ich bin jetzt seit 12 Jahren im Dienst und danke beim Anblick meiner Kollegen jeden Abend meinem Herrgott, dass er mir nach dem Abitur die Weitsicht geschenkt hat, keine modernen Sprachen zu studieren.
Mein Rat:
1.) Studier mindestens ein Mangelfach, um die Einstellung sicher in der Tasche zu haben:
- Mathe
- Physik
- Informatik
- Chemie
- Spanisch
- Religion
- Kunst
- Musik
2.) Studier mindestens ein Fach, bei dem sich der Korrektur- und Vorbereitungsaufwand in Grenzen hält:
- Latein
- Sport
- Altgriechisch
- Kunst
- Musik
- Mathe
- ...
VG
PS: Wie renommiert die Uni ist, ist interessant, wenn man promoviert oder habilitiert. Für einen LG-Studenten ist das völlig wurst. Wenn du in die Forschung willst, kannst du nach dem Master für die Promotion eh die Uni wechseln. Wichtiger wären die Fragen:
- Wie hoch ist der Mietspiegel?
- Was kostet der Semesterbeitrag?
- Wie weit sind die Institute (Fach 1, Fach 2, Pädagogik) von einander entfernt?
- Wie gut lassen sich die Stundentafeln der beiden Fächer zu einem Stundenplan kombinieren?
zumal man nur 3 Wochen Zeit hat für eine Korrektur von der ganzen Klasse
Das BAföG-Amt Leipzig war zu meiner Zeit nicht zu gebrauchen, das erste Geld kam immer im März!
Ansonsten ist es dort traumhaft, auch die Umgebung.
Wichtiger als die Wahl der Stadt wäre die der Unterrichtsfächer.
Nimm bloß keine zwei so arbeitsintensiven Korrekturfächer. Du korrigierst dich dann dumm und dusselig.
Ansonsten wundert es mich sehr, dass man in Sachsen keinerlei praktische Erfahrung machen muss. Das wäre durchaus ein Punkt für Thüringen, denn die halte ich für unabdingbar.