Unbekannte Inschrift?

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Eine wilde und ziemlich unfundierte Vermutung: Vielleicht handelt es sich um eine Art von georgischem Alphabet. Die modernen Buchstaben sehen zwar ziemlich an­ders aus, aber es gibt durchaus nicht-Standard-Formen, z.B. alle mit gleicher Höhe wie auf Dei­ner Mün­ze. Möglicherweise läßt sich das Wort zwischen drei und sechs Uhr als თეატჩი lesen; es würde teat’či gelesen werden und könnte etwas wie ‘Theater’ be­deu­ten. Es gibt aber leider etliche Buchstaben, die ich gar nicht zuordnen kann, und um­ge­kehrt feh­len mir einige der im Georgischen häufigen und zugleich charakteristisch aus­sehen­de Formen wie z.B. დ d oder რ r. Immerhin läßt sich auch ein ფ p finden.

Weintrauben sind übrigens auch sehr georgisch. Ich trage jetzt einmal Georgisch bei den Tags ein, vielleicht meldet sich jemand, der die Sprache wirklich kann.

Update: Es hat mir keine Ruhe gelassen, und mit Wörterbuchhilfe geht alles besser.

Mit ein bißchen mehr Recherche habe ich rausgefunden, daß ‘Theater’ auf Geor­gisch თეატრი teat’ri heißt, und das ist mit den Zeichen auf der Münze (zwischen 3 und 6 Uhr) auch verträglich, wenn man annimmt, daß das რ soweit vereinfacht ist, daß die zwei un­te­ren Bögen zu einem zusammengewachsen sind.

Mit diesem Erfolgserlebnis versuchte ich, ein Gefühl für die Buchstabenformen zu ent­wickeln und mit ein bißchen Trial und Error konnte ich das Wort zwischen 6 und 9 Uhr als ტეღავის telavis lesen, das hängt sicher mit der Stadt Telavi im Osten Geor­gi­ens zusammen.

Zwischen 9 und 12 Uhr finde ich სახელმწიფო saḫelmc’ipo ‘Staat’ oder ‘staatlich’. Das klingt plausibel.

Bleibst noch zwischen 12 und 3 Uhr — mit heftiger Hilfe durch das Wörterbuch einige ich mich mit mir selbst auf დრამატული dramat’uli ‘schauspielerisch’.

Wenn ich annehme, daß man bei 9 Uhr zu lesen beginnt, steht da so irgendetwas wie ‘Staatliches Schauspielhaus von Telavi.’

Soviele Zufälle sollte es nicht geben. Ich glaube, daß ich richtig liege: Die Münze ist georgisch, und die Schriftzeichen sind im Prinzip moderne Mḫedruli, aber ich einer eckigen, groben Variante, die sie sehr ungewohnt aussehen läßt.

In Telavi bin ich übrigens mal gewesen — hübsche Stadt mit vielen Kirchen, netten Leuten und gutem Essen (also kartvelischer Standard). Sie liegt auch im Wein­anbau­gebiet, was mich an die Trauben auf Deiner Münze erinnert. Das folgende Photo aus Telavi zeigt ein vage ähnliches Motiv:

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Woher ich das weiß:Hobby – Angelesenes Wissen über Sprach­geschich­te und Grammatik
 - (Sprache, Übersetzung, Schrift)