Triumvirat mit 4 Leuten? Römische Republik

6 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Tresviri (tresviri; Singular: tresvir) oder Triumviri (triumviri;Singular: triumvir) hat es bei den antiken Römern als aus drei Männern bestehende Kollegien von Magistraten/Beamten/Amtsträgern/Amtsinhabern (magistratus) und von Mitglieder besonderer Kommissionen gegeben. Daher ist es nicht zutreffend, allgemein ein Triumvirat als politisch nicht legitimierte Absprache von vier Personen aufzufassen, die alle Macht auf sich bündeln.

Verbreitet sind die Bezeichnungen 1. Triumvirat und 2. Triumvirat.

Das sogenannte 1. Triumvirat von Gaius Iulius Caesar Gnaeus Pompeius und Marcus Licinius Crassus (wohl 60 v. Chr. begonnen, 56 v. Chr. erneuert, 53 v. Chr. starb Crassus) war nur ein nicht-formelles/informelles Bündnis aufgrund privater Absprachen. Es hatte keine formalrechtliche Grundlage. Caesar, Pompeius und Crassus waren dabei nicht tresviri/triumviri.

Eine lateinische Bezeichnung für ein solches nicht-formelles/informelles Bündnis ist coitio (Zusammengehen; der erste Bestandteil stammt von cum = zusammen, mit, der zweite Bestandteil von itio = das Gehen, Substantiv zum Verb ire = gehen). Die Bezeichnung ist für den Dreibund von Caesar, Pompeius und Crassus sachlich genauer, weil diese nicht ein Amt als triumviri hatten.

Jörg Spielvogel, Amicitia und res publica : Ciceros Maxime während der innenpolitischen Auseinandersetzungen der Jahre 59 - 50 v. Chr. Stuttgart : Steiner, 1993, S. 55:  

„Die politische Verbindung zwischen Caesar, Crassus und Pompeius sollte jedenfalls mit dem Begriff coitio belegt werden, während der Terminus „Erstes Triumvirat" ein zurückprojiziertes Konstrukt der Forschung ist.“

Vgl. zum Wortfeld coitio/coire Marcus Tullius Cicero, Orationes Philippicae 2, 24: Utinam, Pompei, cum Caesare societatem aut numquam coisses aut numquam diremisses! („Wenn du, Pompeius, doch entweder niemals ein Bündnis mit Caesar eingegangen wärest/geschlossen hättest oder niemals abgebrochen/getrennt/aufgehoben hättest!“)

Das sogenannte 2. Triumvirat von Octavian, Marcus Antonius und Marcus Aemilius Lepidus stützte sich zwar auf private Absprachen und militärische Gewalt, ihre tatsächliche Macht bekam aber eine rechtliche Absicherung durch ein Gesetz, die Lex Titia, im November 43 v. Chr. vom Volkstribunen Publius Titius beantragt. Die Dauer war zuerst 27. November 43 v Chr. – 31. Dezember 38 v. Chr., das Triumvirat wurde danach im Vertrag von Tarent im Sommer 37 v. Chr. verlängert, endete streng staatsrechtlich gesehen am 31. Dezember 32 v. Chr.

Octavian, Antonius und Lepidus hatten den Titel Tresviri rei publicae constituendae bzw. Triumviri rei publicae constituendae. Jeder war also ein Triumvir (trium ist Genitiv Plural von tres = drei; vir = Mann, Plural viri = Männer). Als nichttitular/nicht offizieller Titel kommt auch die Bezeichnung triumviratus (rei publicae constituendae) für das Amt vor (Velleius Paterculus 2, 86, 2; Livius, Periochae 129, Sueton, Divus Augustus 27, 1). Sie hatten als Triumvirn eine Ausnahmegewalt mit außerordentlicher Befehlsgewalt (in den Provinzen ein übergeordnetes prokonsularisches Imperium, in der Stadt Rom ein konsularisches Imperium neben den Konsuln).

Das Bündnis von Caesar, Pompeius und Crassus bzw. diese selbst bezeichnet Marcus Tullius Cicero in privaten Briefen als Könige (reges Epistulae ad Atticum 2, 8, 1 und Epistulae ad quintum fratrem 1, 12, 6), Dynasten/Machthaber (his dynastis Epistulae ad Atticum 2, 9, 2), Königsherrschaft (regnum Epistulae ad Atticum 2, 12, 1), Herrschaft/Gewaltherrschaft (dominatio Epistulae ad Atticum 2, 21, 1). Diese Begriffe sind negativ und zeigen Ablehnung. Marcus Terentius Varro hat eine Schrift Tricaranus («Dreihaupt»/«Der Dreiköpfige»/«Das dreiköpfige Ungeheuer») verfaßt (Appian, Emphylia [Ἐμφϝλια; Bürgerkriege; lateinischer Titel: Bella Civilia] 2, 9 [Τϱικάϝανος]).

Bezeichnungen bei späteren, nicht zeitgenössischen antiken Autoren:

Velleius Paterculus 2, 44, 2 potentiae societas (Machtbündnis)Sueton, Divis Iulius 19, 2 ac societatem cum utroque iniit, ne quid ageretur in re publica, quod displicuisset ulli e tribus. („und er ging mit jedem der beiden anderen ein Bündnis ein, daß im Staat nicht geschehen sollte, was einem von den Drei mißfiele.“)

Florus, 2, 13 societate trium principum dominatio (Herrschaft/Gewaltherrschaft durch ein Bündnis dreier führender/hochgestellter Leute)

Livius, periochae 103 conspiratio inter tres civitatis principes (Verschwörung dreier führender/hochgestellter Leute der Bürgerschaft/des Staates). 


Albrecht  29.03.2015, 09:22

Informationen:

Gottfried Schiemann, Coitio. In: Der neue Pauly (DNP) : Enzyklopädie der Antike ; Altertum. Herausgegeben von Hubert Cancik und Helmuth Schneider. Band 3: Cl - Epi. Stuttgart ; Weimar : Metzler, 1997, Spalte 62 - 63

Loretana de Libero, Tresviri. In: Der neue Pauly (DNP) : Enzyklopädie der Antike ; Altertum. Herausgegeben von Hubert Cancik und Helmuth Schneider. Band 12/1: Tam – Vel. Stuttgart ; Weimar : Metzler, 2001, Spalte 785 – 786

Walter Eder, Triumvirat. In: Der neue Pauly (DNP) : Enzyklopädie der Antike ; Altertum. Herausgegeben von Hubert Cancik und Helmuth Schneider. Band 12/1: Tam – Vel. Stuttgart ; Weimar : Metzler, 2001, Spalte 848

Hartmut Galsterer, Quattuorviri. In: Der neue Pauly (DNP) : Enzyklopädie der Antike ; Altertum. Herausgegeben von Hubert Cancik und Helmuth Schneider. Band 10: Pol - Sal. Stuttgart ; Weimar, Metzler, 2001, Spalte 694 - 695

Klaus Bringmann, Tetraches, Tetrarchia. I. Definition. In: Der neue Pauly (DNP) : Enzyklopädie der Antike ; Altertum. Herausgegeben von Hubert Cancik und Helmuth Schneider. Band 12/1: Tam – Vel. Stuttgart ; Weimar : Metzler, 2001, Spalte 196

Leonhard Burckhardt, Tetraches, Tetrarchia. II. Militärischer Rang. In: Der neue Pauly (DNP) : Enzyklopädie der Antike ; Altertum. Herausgegeben von Hubert Cancik und Helmuth Schneider. Band 12/1: Tam - Vel. Stuttgart ; Weimar : Metzler, 2001, Spalte 196

Klaus Bringmann, Tetraches, Tetrarchia. III. Verbreitung in klassischer und hellenistischer bis römischer Zeit. In: Der neue Pauly (DNP) : Enzyklopädie der Antike ; Altertum. Herausgegeben von Hubert Cancik und Helmuth Schneider. Band 12/1: Tam – Vel. Stuttgart ; Weimar : Metzler, 2001, Spalte 196 – 199

Bruno Bleckmannn, Tetraches, Tetrarchia. IV. Die diokletianische Tetrarchie. In: Der neue Pauly (DNP) : Enzyklopädie der Antike ; Altertum. Herausgegeben von Hubert Cancik und Helmuth Schneider. Band 12/1: Tam – Vel. Stuttgart ; Weimar : Metzler, 2001, Spalte 199 - 200

2
Albrecht  29.03.2015, 09:20

Bezeichnungen bei späteren, nicht zeitgenössischen antiken Autoren:

Velleius Paterculus 2, 44, 2 potentiae societas (Machtbündnis)

Sueton, Divis Iulius 19, 2 ac societatem cum utroque iniit, ne quid ageretur in re publica, quod displicuisset ulli e tribus. („und er ging mit jedem der beiden anderen ein Bündnis ein, daß im Staat nicht geschehen sollte, was einem von den Drei mißfiele.“)

Florus, 2, 13 societate trium principum dominatio (Herrschaft/Gewaltherrschaft durch ein Bündnis dreier führender/hochgestellter Leute)

Livius, periochae 103 conspiratio inter tres civitatis principes (Verschwörung dreier führender/hochgestellter Leute der Bürgerschaft/des Staates)

Coitio bezeichnet allgemein jedes Zusammengehen von mehreren Personen, ob nun von zwei, drei, vier oder mehr (im römischen Strafrecht hat die Bezeichnung auch eine spezielle Bedeutung als eine Art kriminelle Vereinigung, z. B. zwischen Dieben und Gastwirten [Ulpian, Digestes 4, 9, 1, 1], vor allem aber als strafbares Wahlbündnis, wegen gemeinsamer Wählerbestechung in großem Ausmaß).

Eine coitio als Zusammenwirken von 4 mächtigen Männern auf gleicher Stufe, die staatliche Machtstellungen an sich bringen und eine Vorherrschaft erreichen, hat es in der römischen Republik nicht gegeben. Irgendeine politische Zusammenarbeit von vier Personen bei einer Angelegenheit ohne ein so weitgehendes Ziel kann es dagegen gegeben haben.

Marcus Tullius Cicero hat im Dezember 60 v. Chr. durch Lucius Cornelius Balbus, einen Vertrauten Caesars, eine Mitteilung erhalten, Caesar wolle vor allem den Rat von Pompeius und Cicero benutzen und sich Mühe geben, Pompeius und Crassus zusammenzubringen (Epistulae ad Atticum 2, 3, 3). Cicero hat dieses Angebot aber nicht angenommen.

Eine Gruppe von vier Menschen kann als Quartett bezeichnet werden (am geläufigsten wohl für Musiker). In China hat es 1976 eine sogenannte Viererbande gegeben.

Eine sprachliche Analogie zu Triumvirat wäre Quattuorvirat. Denn es gab in bestimmten Ämtern quattuorviri. So hatte das Kollegium der quattuorviri viarum curandarum (anfangs wohl quattuorviri viis in urbe purgandis genannt) die Aufgabe, für die Reinhaltung der Straßen Roms innerhalb der Stadtmauern zu sorgen. An der Spitze standen quattuorviri aber nur lokal, auf kommunale Ebene in manchen Landstädten (Munizipien; municipia) Italiens und der westliche Reichhälfte. Sie waren ein Kollegium von vier Magistraten/BeamtenAmtsträgern/Amtsinhabern, zusammengesetzt aus duoviri und aediles.

Eine moderne Bezeichnung für ein kurzzeitiges Machtsystem mit vier Männern, das es an der Spitze des römischen Reiches in der römischen Kaiserzeit in der Spätantike gegeben hat, ist Tetrarchie. Tetrarch (τετϱάϱχης [tetraches]) und Tetrachie (τετϱαϱχία [tetrachia]) sind aus der griechischen Sprache abgeleitet (von τετϱάς [tetras = vier und ἄϱχειν [archein]= herrschen, regieren). Tetrarchie ist unter anderem ein Ausdruck moderner Prägung zur Beschreibung einer Herrschaft in vier Teilen des römischen Reiches, die von Kaiser Diokletian eingeführt worden ist. In diesem System (in Wikipedia.de Römische Tetrarchie genannt) mit vier Kaisern waren zwei Kaiser Augusti (trugen den Titel Augustus) und die anderen zwei Kaiser Caesares (trugen den Titel Caesar), den Augusti bei- bzw. untergeordnet und von diesen adoptiert. Es gab abgestufte Befugnisse (die Augusti hatten höhere), gesetzte wurden im Namen aller erlassen. Der beabsichtigte Zweck war eine Sicherung einer geregelter Nachfolge (nach ziemlich chaotischen Verhältnissen in einem großen Teil des 3. Jahrhunderts) und Aufteilung der Regierungsverantwortung.

2

Das war ja die spezielle Situation, die zum Triumvirat (es gab übrigens ein 1. und ein 2. Triumvirat. Du schrebst vom ersten, das zweite war nach Caesars tod mit Octavian, Macus Antonius und Lepidus.

Man kann eine Machtteilung natürlich auch zwischen 2, oder 4 Leuten haben.

Es gab ja die unterschiedlichen Einflussbereiche der Mitglieder. Und ähnliche Teilungen hat es auch in anderen Reichen unter zwei Leuten gegeben. unter vier wüsste ich aus dem Steggreif nichts.

Hallo,

soweit ich weiß gibt es ein "Duumvirat" und ein "Triumvirat". Ein Mitglied eines Duumvirates (lat.: Duomviri) wirt als Duovir oder Duumvir genannt. Ein Mitglied eines Triumvirates wird Triumvir genannt.

Vier Leute zusammen könnten ein Quartettrat sein (lat.: Quartett, vier)

MfG

StevenArmstrong

Hei Cinecyber, da würde man vermutlich schlicht von einem Quartett reden - eine Wortschöpfung à la Triumvirat käme womöglich zu dem umständlichen Ergebnis Quatrovirat. Und wenn, sind solche Gremien immer unpaarig besetzt, damit sie bei einer Abstimmung eine Mehrherit erreichen können, denke ich mal. Und so. Grüße!

Nein so etwas gab es nicht.

Mfg,

DieDeutscheMark.