Tod meiner Schwester. Wie kann ich mich ablenken?

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Hallo Sadlive579,

ja, ich habe die Frage Deiner Mutter gelesen und ihr auch eine Antwort gegeben. Es tut mir sehr leid, was mit Deiner Schwester passiert ist! Mein herzliches Beileid!

Der Verlust eines geliebten Menschen durch den Tod gehört wohl mit zu dem Schlimmsten, das man im Laufe seines Lebens durchmachen muss! Ich habe das leider auch schon hinter mir, da ich vor wenigen Jahren mehrere meiner engsten Familienangehörigen verloren habe und vor kurzem sogar meine Frau!

In so einer Situation hat man leicht das Gefühl, dass das Geschehene einfach nicht wahr sein kann. Man kann sich einfach nicht damit abfinden, dass der Verstorbene nun nicht mehr da ist. Oder man fühlt sich innerlich leer und empfindungslos.

Es kann auch sein, dass der anfängliche Schmerz so groß ist, dass man meint, es gar nicht aushalten zu können. Vielleicht geht es Dir ja gerade ähnlich. Das ist die erste Phase der Trauer und sie ist wohl auch die schlimmste! Die Frage lautet nun: Wie kann man irgendwie weiterleben und die Zeit der Trauer durchstehen?

Manche versuchen, so schnell wie möglich wieder zur Tagesordnung überzugehen und Gefühle der Trauer zu unterdrücken. Sie wollen vielleicht andern ein gutes Beispiel geben und versuchen den Starken zu spielen. Das ist jedoch auch gar keinen Fall der richtige Weg!

Man muss sich selbst die traurigen Gefühle zugestehen, egal wie stark sie sind. Das bedeutet auch, dass es falsch wäre, Tränen zurückzuhalten. Am besten ist es, die Trauer zu durchleben und, wann immer einem danach ist, auch zu weinen. Das bringt einem auf jeden Fall eine gewisse Erleichterung.

Dazu, die Trauer zu durchleben gehört auch, mit anderen über seine Empfindungen zu reden. Natürlich eignet sich nicht jeder dazu. Vielleicht kennst Du einen mitfühlenden Freund, Bekannten oder Verwandten, dem Du Dein Herz ausschütten kannst.

Am besten können einem oft diejenigen helfen, die bereits Ähnliches durchgemacht haben und damit fertig geworden sind. Auf jeden Fall wird es Dir leichter ums Herz, wenn Du Dich jemandem mitteilst. In der Zeit der Trauer brauchen wir jemanden an unserer Seite, auf den wir uns verlassen können und der die Sache mit uns gemeinsam durchsteht.

Es könnte aber auch sein, dass Dir im Moment gar nicht danach ist, mit jemandem zu reden. Dann könnte es Dir helfen, ein Tagebuch zu führen und Deine Gedanken und Gefühle zu Papier zu bringen. Das Geschriebene vielleicht einige Tage später wieder zu lesen, mag Dir ebenfalls Erleichterung geben.

Wenn Freunde Dir Hilfe angeboten haben, nimm sie an! Vielleicht sind sie nicht dazu in der Lage, ihr Mitgefühl durch passende Worte zum Ausdruck zu bringen und sie mögen Dir auf diese Weise zeigen, dass ihnen etwas an Dir liegt. Auch wenn sie Deinen inneren Schmerz nicht wirklich verstehen mögen, weise sie nicht zurück. Echte Freunde können einem trotz ihrer Unzulänglichkeiten und manchmal unbedachten Worte eine große Hilfe sein.

Du wirst sicher gemerkt haben, dass die Trauer enorm an Deinen Kräften zehrt. Achte deswegen gerade jetzt auf genügend Schlaf, körperliche Bewegung und eine gesunde Ernährung! Auch wenn es Dir schwerfallen mag, innerlich zur Ruhe zu kommen, sei jedoch sehr vorsichtig mit Medikamenten und Alkohol. Sie bringen Dir bestenfalls vorübergehend Ruhe, und es besteht leider die Gefahr, davon abhängig zu werden. Solltest Du z.B. zu Beruhigungsmitteln greifen, dann tue dies nur unter ärztlicher Aufsicht.

Es mag Dir auch schwerfallen, wieder zu Deinen alltäglichen Beschäftigungen (Beruf, Hausarbeit etc.) zurückkehren. Am Anfang kann es sein, dass Du Dich dazu zwingen musst. Im Laufe der Zeit wirst Du jedoch feststellen, dass der Alltag Dich ablenkt und Dir guttut. Wenn Du Dich jedoch dauerhaft verkriechst, kannst Du schnell in ein Gedankenkarussell geraten, aus dem es schwer ist, wieder herauszukommen.

Viele Trauernde stellen sich die Frage, wo nun der Verstorbene wohl ist. Vielleicht im Himmel? Oder irgendwo sonst im Jenseits? Die Bibel lässt uns ins in der Frage, was nach dem Tod geschieht, nicht im Ungewissen. Sie sagt:

"Denn die Lebenden sind sich bewusst, dass sie sterben werden; was aber die Toten betrifft, sie sind sich nicht des geringsten bewusst" (Prediger 9:5). Das bedeutet, dass die Toten nicht irgendwo weiterleben. Sie befinden sich sozusagen im Todesschlaf, aus dem es jedoch nach der Bibel auch wieder ein "Erwachen" gibt. Wie ist das zu verstehen?

Nun, Gott ist dazu in der Lage, sich an jeden Menschen, der einmal gelebt hat, in allen Einzelheiten zu erinnern. So hat er sich vorgenommen, eines Tages die Gräber zu lehren, indem er die Toten wieder zum Leben bringt. Die Bibel gebraucht dafür den Begriff "Auferstehung".

Gott erschafft die Verstorbenen mit einem neuen Körper, der dem gleicht, den sie in ihrem früheren Leben hatten. Wenn also die Toten wiederkommen, dann ist es so, als ob sie gleichsam von einer langen Reise zurückgekehrt wären. Stell Dir vor: Wir können all unsere Lieben wiedererkennen und in unsere Arme schließen! Kannst Du Dir die unbeschreibliche Freude vorstellen, die dann herrschen wird?

Der mit dem Tod verbundene Schmerz und all das Leid werden dann für immer vergessen sein! Die Bibel beschreibt diese künftige Zeit mit den sehr ergreifenden Worten: "Siehe! Das Zelt Gottes ist bei den Menschen, und er wird bei ihnen weilen, und sie werden seine Völker sein. Und Gott selbst wird bei ihnen sein. Und er wird jede Träne von ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch wird Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz mehr sein. Die früheren Dinge sind vergangen" (Offenbarung 21:3,4).

Ist das zu schön, um wahr zu sein? Keineswegs, denn Gott verspricht uns nichts, was er nicht einhalten kann und wird. Somit ist die Hoffnung der Auferstehung für die Hinterbliebenen ein großer Trost, der ihnen in der Zeit der Trauer enorm helfen kann.

Ich wünsche Dir, dass Du die Kraft hast, diese schwere Zeit zu ertragen und nicht in Deinem Kummer zu versinken! Mögest Du auch liebevolle und mitfühlende Menschen an Deiner Seite haben, die Dich verstehen und Dich aufbauen! Und wenn Du an Gott glaubst, steht er Dir gerne bei und gibt Dir Hoffnung und Kraft aus seinem Wort.

LG Philipp


Sadlive579 
Beitragsersteller
 15.05.2019, 20:10

Danke tolle Antwort

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Ela1385  08.04.2024, 18:36

Vielen dank für Ihre Worte, sie haben mich gerade beruhigt. Da ich nähmlich auch vor einem Monat meine Schwester veloren habe, suche nach viele Fragen, wer ich bin, warum wir am Leben sind, was danach passiert usw. Es was eine große Inspiration

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Philipp59  09.04.2024, 06:50
@Ela1385

Sehr gerne! :-)

Mein herzliches Beileid! Ich wünsche Dir von Herzen, dass Du gut mit der Trauer umgehen kannst und dass Dir die Hoffnung der Auferstehung etwas hilft!

Alles Gute und viel Kraft!

LG Philipp

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Hallo Marie

mein herzliches Beleid. Das ist sehr schlimm für deine Familie und dich.

Wenn jemand so abrupt aus dem Leben gerissen wird, ohne die Möglichkeit sich zu "verabschieden" und noch das eine oder andere zu besprechen, ist es furchtbar.

Du kannst aber mit deiner Schwester trotzdem "reden". Am Grab, oder wenn du dir ein neues Kleidungsstück kaufst. .... frag sie dann doch einfach "Na, was meinst du, ist die Hose gut", wenn du in Gedanken bei ihr bist, sag ..... ich vermisse dich.

ich rede oft mit meinen verstorbenen Geschwistern, manchmal laut, oft nur in Gedanken.

Eine schwere Zeit für Euch, sie wird überall fehlen und das Fehlen wird bemerkt werden. Ihr könnt therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen oder eine Trauergruppe suchen.

Alles Gute

LG

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Hallo,

mein aufrichtiges und herzliches Beileid!

Ich hätte einen Vorschlag, wie du dich in dieser ersten, besonders schweren Zeit ablenken könntest:

Gestalte für dich selbst ein Fotoalbum mit schönen Erinnerungen an deine Schwester. Wenn du ein dickes, leeres Fotoalbum besorgst, könntest du nicht nur Fotos, sondern auch alles mögliche andere hineinkleben, wie z.B. Stoff von einem ihrer Lieblingskleidungsstücke, Songtexte von Liedern, die sie gerne hörte, Kinotickets (wenn ihr mal gemeinsam im Kino wart), Zugtickets,... alles, was du in ihren persönlichen Sachen noch finden kannst und das vielleicht sonst weggeworfen würde, weil es keinen materiellen Wert hat. Du kannst darin auch deine Gedanken festhalten oder ihr Briefe schreiben.

Genauso gut könntest du eine "Schatzkiste" gestalten, in die du alles Mögliche, das dich an sie erinnert, hineinlegen kannst.

Ich hoffe, du kannst dich damit in der näheren Zukunft ein kleines Bisschen ablenken!

So ein Erinnerungsstück wird auch deiner restlichen Familie etwas Trost spenden können!

Liebe Marie!

Du kommst irgendwann damit klar. Nur nicht jetzt und auch nicht nächste Woche.

Dazu hast du deine Schwester zu sehr geliebt und irgendwie ist ein Teil mit dir gestorben.

Es bringt dir auch nicht, wenn du dich krampfhaft ablenkst. Es kommt eh alles wieder zum Vorschein. Und das trifft einen schlimmer, als wenn man seine Trauer gleich zulässt.

Sei traurig, wütend, schrei und heul. Mach alles, womit es dir danach ein klein wenig besser geht.

Das erste Jahr ohne deine Schwester ist das schlimmste! Alles erlebst du zum ersten Mal ohne sie. Und auch danach gibt es viele Momente in deinem leben, wo du einfach nur weinen willst wie ein kleines Kind, weil sie nicht mehr da ist.

Du musst dich nicht verstecken oder schämen für das,wie es dir geht bzw deiner Familie nun widerfahren ist. Du musst dich für deine Tränen nicht schämen (zb Schule, Freunde, Familie) aber auch dann nicht, wenn die nächsten Tage irgendwas schön ist und du dich freuen magst. Auch das darfst du!

Deine Schwester ist jetzt woanders. Aber trotzdem dein Leben lang bei dir. In deinen Gedanken, Gefühlen und vor allem deiner Erinnerung!

Wenn es ganz schlimm wird, freue dich über die Zeit, die du mit ihr verbringen durftest! Das du so eine tolle Schwester hattest! Dass es sie gab und dass du ein Teil ihres Lebens warst.

Wenn du ihre Hilfe oder Rat brauchst, dann frag sie in Gedanken. Sie wird dir helfen. Weil du ganz genau weißt, welche Rat sie dir geben würde.

Wenn es Momente in deinem Leben gibt, egal ob gut oder schlecht, wird sie in deinem Herzen sein. Und sich mit dir freuen oder traurig sein.

Nimm Klamotten von ihr oder ein Kissen U d stopf es ist eine Tüte: mit ihrem Geruch ist sie ein klein wenig wieder lebendig U d nah.

Und schnapp dir etwas kleines von ihr, was mit ihr in Verbindung steht U d trage es bei dir. Als Kette, im Geldbeutel oder deiner Handyhülle.

Ich wünsche dir und deiner Familie ganz viel Liebe, Kraft und vor allem Zusammenhalt!

Kugel

Hast du den Film "Die Hütte" gesehen? Das Leben kann sehr ungerecht sein, seit es Menschen gibt versuchen wir mit Hass und Vergeltung anschliessend wieder Gerechtigkeit zu schaffen, aber es funktioniert nicht, die Gleichung kann nicht gelöst werden. Sobald wir das Dilemma erkennen bleibt nichts als Leere und Trauer, so wie bei dir und deiner Mutter. Vielleicht klingt es, vorallem wenn es erst kürzlich passiert, sehr taktlos, aber wir müssen lernen Dinge zu akzeptieren wie sie sind, wenn wir sie nicht ändern können. Es ist der erste wichtige Schritt um vergeben zu können und dies wiederum ist wichtig um wieder glücklich werden zu können.

mfg