Therapie bei Maladaptivem Tagträumen?

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Also ich bin eine betroffene Person. Ich lebe seit meinem 10. Lebensjahr in einer Traumwelt. Ich habe dadurch auch so gut wie keine sozialen Kontakte. Mich persönlich stört es aber wenig, ich komme im Leben trotzdem klar. Die Traumwelt ist mein Hobby, eine Realitätsflucht und das hat bei mir nichts mit Angst vor Zurückweisung zu tun. Sollte deine Schwester allerdings darunter leiden oder kann sie die Traumwelt nicht kontrollieren, also nicht einfach in die Realität zurückkehren, dann braucht sie Hilfe. Zudem scheinen bei deiner Schwester ja noch andere psychischen Auffälligkeiten vorhanden zu sein. Am besten du gehst mit deiner Schwester zu einem Psychotherapeuten.


CooleVanessa 
Beitragsersteller
 29.12.2019, 13:26

Danke! Cool, dass es hier eine Betroffene gibt. Sie kann jederzeit in das echte Leben zurückkehren, will es aber eigentlich nicht so.

Warum weißt du denn, dass du genau 10 warst? Bei ihr fing es im Kindergarten an. Gibts da Gründe, warum das beginnt? Im Internet steht, dass das Träumen oft mit Zwängen verbunden ist, wie bei meiner Schwester. Kannst du das bestätigen? Eine Antwort wäre lieb (:, du kannst auch gerne per Mail schreiben, wenn dir das lieber ist. danke (:

Brauchenel  29.12.2019, 18:22
@CooleVanessa

Hallo, also bei mir ist es auch so. Ich kann jederzeit zurückkehren, tue es aber ungern. Ob es einen konkreten Auslöser gab, weiß ich nicht. Ich hatte mit 10 tatsächlich eine Krise, würde da aber keinen direkten Zusammenhang sehen. Meine Fantasiewelten sind hochkomplex und ich denke, unter 10 wäre das gar nicht so möglich gewesen. Also ich habe keine direkten Zwänge, bzw. was meinst du genau mit Zwängen ? Es soll da aber einen Zusammenhang geben, das hab ich gehört.

CooleVanessa 
Beitragsersteller
 30.12.2019, 10:12
@Brauchenel

Bei ihr geht es mehr darum, dass sie sich mit allen möglichen Leuten vorstellt, befreundet zu sein, mit ihnen gedanklich etwas unternimmt, mit ihnen lacht etc. Wobei das fast immer nur 1 Person ist. Wenn sie gedanklich irgendwie uninteressant wurde (?), dann denkt sie an eine andere.

Bei ihr sind es Zwänge in Richtung "3x das Handy hinlegen, oder ganz oft hintereinander den Kopf schütteln etc., weil sonst ihre Mutter oder ihr Vater stirbt." Natürlich nicht wirklich und das weiß sie, aber dann versucht sie, den Zwang deshalb zu unterdrücken und dann wird der Wunsch danach so stark, dass sie sich denkt: "Ok, ich gebe doch nach und lege z.b. mein Handy 3x hin, bevor ich es morgen bereue, das nicht getan zu haben, wenn es echt einen Todesfall gab"

ihre Zwänge sind aber schon besser geworden. In der Kindheit und Jugend war es laut ihrer Aussage schlimmer

Hat sie es schon mal mit einer Therapie versucht?

Höchstwahrscheinlich ist deine Schwester hochsensibel, also sollte man sie und ihre Probleme sehr behutsam behandeln!

Wenn das Tag träumen so stark ist , dass sie gar kein Interesse mehr hegt an wirklicher Kommunikation ist das nichts anderes als eine Art Flucht, entstanden durch Angst verletzt werden zu können. Da wäre es nur sinnvoll von seitens Familie, Bekannte, Freunde, an ihrem Leben anteil zu nehmen und ihr das Gegenteil zu ihrer Angst beweisen!Ihr zeigen das es sich lohnt im wirklichen Leben teilzunehmen, dass e nichts passieren kann. Verletzungen gehören zum Leben dazu!Sie braucht nur Mut!

Wenn Sie wirklich Hilfe sucht und annimmt , sollte Sie sich gut überlegen ob Sie nicht eine Therapie machen möchte!


magda01031988  28.12.2019, 14:11

sie sollte erleben, das es wirklich schön und echt sein kann mit Menschen etwas zu teilen, Freude an dem gemeinsamen,, das sie ein Teil vom Ganzen ist, und angenommen wird wie sie ist,...

magda01031988  28.12.2019, 14:14
@magda01031988

da sie höchstsensibel ist reicht oft das Auge für den Durchschnittsmenschen für Sie aus, man sollte sie einfach verstehen

CooleVanessa 
Beitragsersteller
 29.12.2019, 13:29
@magda01031988

Danke für deine Antwort! Ich hab sie gefragt. Sensibel ist sie wohl nicht und ihr macht z. B. auch laute Musik nichts aus. Von der Schule aus waren sie zum Abschluss in der Disco und ihr hat es gefallen. Oder auch wenn sie mal bei einer Feier eingeladen ist, was selten vorkommt. Aber trotzdem verbringt sie fast die ganze Freizeit in der Traumwelt, statt sich z.b. echt mit jemandem zu treffen

Antwortwort  03.01.2020, 22:17
@magda01031988

Tagträumen ist durchaus eine Sucht. Man kann zwar damit aufhören, macht es aber nicht, da es in der Traumwelt nunmal spannender oder schöner ist. "Schöner" muss aber nicht immer stimmen. Manche tagträumen auch von Gewalt oder Mobbing. Dennoch möchte man dann nicht damit aufhören. Schlussendlich ist es also eine Sucht.

Das alles muss aber nicht unbedingt eine Fluchtreaktion sein. Oftmals entsteht es jedoch aus negativen Erlebnissen.

Da Tagträumen aber bei den meisten Menschen, besonders bei Kindern, normal ist, kann man also nicht sagen, dass es eine Flucht ist. Was genau es ist, ist schwer zu sagen.

magda01031988  04.01.2020, 13:17
@Antwortwort

Auch ich begab mich als Kind oft in eine andere Welt mit all möglichen Vorstellungen , ich war eine andere Person und lebte viele auch sexuelle Phantasien in dieser "anderen Welt" aus. Auch später noch als Erwachsene kam es vereinzelt noch vor, mich in andere Welten zu begeben. Ich glaube bis zu einem gewissen Grad ist es ganz normal, gerade in der Kindheit Tag zu Träumen. Jedoch kommt es auf das Ausmaß und deren Entwicklung drauf an! Meiner Meinung nach, jedenfalls war es bei mir so, ist es sehr wohl eine Art Flucht, eine Reaktion auf ein unterdrücktes Selbst in sozialen Gefüge.Unterdrückte nicht gelebte Sehnsüchte,...die dich wahrscheinlich derart belasten und fertig machen würden sodass du dich wie automatisch in dieses Tag Träumen begibst um diesen Ballast abzubauen und zu verarbeiten. Natürlich gibt es da schwerere Fälle und ganz harmlose.

Ich persönlich habe mich mit 12 selbst vor dem Spiegel für diese andere Welt entschieden, da ich zuviel Angst vorm mich öffnen hatte sodass ich in diesen Zwiespalt kam. Tag geträumt habe ich aber zuvor auch schon.

Ich kann mir nicht vorstellen dass eine Person die sich und seine Sehnsüchte, sein Selbst in der Realität, in einem realen sozialen Gefüge ausleben kann, sich so einfach in eine andere Welt begibt,...

Dieses Tagträumen entsteht durch ein unbefriedigtes Dasein auf verschiedenen Ebenen,...Es ist eine Art Flucht, denk ich jedenfalls

Und ich weiß dass dies süchtig machen kann, oh ja, aber es ist eben deshalb auch genau so gefährlich!!!

Antwortwort  04.01.2020, 13:48
@magda01031988

Ich stimm dir da vollkommen zu. Tagträumen ist meist ein Fluchtverhalten. Dennoch glaube ich, dass es auch andere Auslöser geben kann. Vielleicht auch zur Verarbeitung negativer Ereignisse, wie z.B. eine Vergewaltigung. Es wurde eine Studie zu MD (maladaptive Daydreaming) gestartet, da ein Psychologe feststellte, dass viele Vergewaltigte Frauen von Tagträumen sprachen. Bei weiteren Untersuchungen stellte sich heraus, dass Patienten oftmals mehrere Stunden damit verbringen.

Klar, kann man jetzt sagen, dass sie nur vor der Realität flüchten, aber warum sollten sie? Aus Angst, dass sie erneut vergewaltigt werden und es in ihrem Traum ja nicht geschehen kann? Das kann ich mir nicht so recht vorstellen. Ich glaube eher, dass sie etwas zur Verarbeitung brauchen. Sowas wie eine Überbrückung.

Aber grundsätzlich entsteht es aus einem Fluchtverhalten, da stimme ich zu.

Bei einer Sache möchte ich nur halb zustimmen: Dass es gefährlich sei. Durchaus, es kann gefährlich werden. Wenn man z.B. träumend über eine stark befahrene Straße geht oder die sozialen Kontakte in RL abnehmen. Aber die Leute, die an MD leiden, die können zwischen Realität und Traum unterscheiden und somit nehmen sie ihre Umwelt noch halbwegs oder komplett wahr. Man merkt, wenn ein Auto kommt.

Die meisten haben sich auch damit abgefunden, dass die 'Krankheit' einen einschränkt und man bestimmte Dinge vielleicht nicht tun kann (bzw. möchte). Besonders wenn man introvertiert ist und keine Freunde möchte (kann sein, dass das auch extrovertiert ist... verwechsel das gerne).

Außerdem werden beim Träumen Glückshormone freigesetzt (deswegen oft der Suchtfaktor). Man fühlt sich dabei einfach besser und grundsätzlich schadet es dem Körper nicht. Es könnte höchstens psychische Probleme hervorrufen, die dann aber eher auf den stärkeren Verlust von sozialen Kontakten zurückzuführen sind. Wer sich damit abfindet, der hat es eigentlich ganz gut mit MD.

Ich z.B. habe mich damit abgefunden, dass ich mehrere Stunden pro Tag damit verbringe. Jedes Buch, jeder Film, jede noch so kleine Idee kann ein Trigger sein. Ich übernachte beispielsweise nie bei anderen, da ich jeden Abend damit verbringe, tagzuträumen. Bei anderen komm ich oft nicht dazu, dass in vollen Zügen auszuleben und dadurch liege ich noch ewig wach. Deswegen hasse ich auch Reisen oder sonstiges. Die Träume haben sozusagen die Überhand. Dennoch entscheide ich selbst, wann sie die Überhand haben dürfen. In der Schule unterdrück ich das komplett. Im Urlaub kommt es teilweise wieder hervor und in den Ferien ist es besonders stark ausgeprägt. Und verdammt nochmal, ich bin glücklich damit und die einzige Gefahr, die ich sehe, ist die Tatsache, dass ich wohl niemals in einer Beziehung leben kann, wenn ich MD nicht loswerde. Die Frage ist nur, womit bin ich glücklicher? Ne Beziehung, die vielleicht nur Unglück verheißt oder meine sichere Traumwelt? Eine wirklich schwere Entscheidung für mich.

Schlussendlich kann man wohl sagen, dass ich ein Extremfall bin. Aber da bin ich ja nicht allein. :)

Sry, dass es so lang geworden ist... ^^'

magda01031988  04.01.2020, 15:02
@Antwortwort

hmmm ja aber gut geschrieben, kenn mich aus! Ist es der richtige Mensch , dann kannst du ihm vertrauen und ihm über dein ausgeprägtes MD auch erzählen, nichts wichtiger als eine Vertrauensbasis die auch tiefer gehen kann!Liebt dich dieser Mensch dann wird er es verstehen können und wer weiß was dann passiert,...Ich wünsch dir s jedenfalls!!!Und bis dahin schönes Träumen!

Die große Frage ist eher:

Hat sie ein Problem damit, keine wirklichen Beziehungen, wie in ihren Tagträumen, zu haben?

Wie Brauchenel leide ich auch an MD, habe ebenfalls kein großes Problem damit. Mit der Zeit habe ich gelernt, damit umzugehen. Dennoch schränkt es mich oftmals in meinen Aktivitäten ein.

Wenn sie also wirklich unglücklich mit ihrer jetzigen Situation ist und die Tagträume loswerden möchte, braucht sie auf jeden Fall Therapie oder einen besonders starken Willen, die Träume zu unterdrücken. Therapie wäre aber besser. Unterdrückung kann zu anderen Problemen führen.

Wenn sie jemanden zum reden (oder schreiben) möchte, dann könnte sie gern mit mir in Kontakt treten. Am besten redet es sich schließlich mit Menschen, die das selbe Problem haben oder es zumindest am besten nachvollziehen können. Wenn sie aber genügend mit dir reden kann und du ihr Verständnis zeigt, könnte das auch schon genügen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Hey also maladaptives Tagträumen ist an sich erst mal nichts schlimmes. Ich schätze auch es gibt es in verschiedenen Graden, wobei die stärksten auch nicht immer von etwas schlimmen kommen müssen.

Es mag unnormal sein - die meisten Tagträumen nur, aber gefährlich wird es erst wenn sie wirklich nur Ausgrenzung real erlebt und keine Möglichkeit hat human zu leben und sie in der Kindheit auch eher vernachlässigt wurde.

Maladaptives Tagträumen und du schreibst sie hat Zwangsstörungen (oder liest sich so) - das kann auch was mit Missbrauchserfahrungen wie Vergewaltigung zu tun haben oder einer Form der Vernachlàssigung (Erzeuger bspw.) Dann sind die m. Tagträume ein Eskapismusversuch und die Zwangsneurosen auch Symptome um Kontrolle zu wahren. Bei ihr zumindest. Andere werden dann wieder anorexsisch oder so etwas.

Ich habe auch maladaptives Tagträumen und verbindet das auch öfters mit der Realität bzw. Hätte Wäre Könnte Situationen. Ich brauch dazu aber Ruhe von Aussen. Ein hektisches Umfeld, Verwandte die labern stören mich einfach zu sehr. Was auch wieder mit ein Grund für meine S Gedanken ist. Aber ich denke die wollen das auch nicht anders. Die können mich nicht leiden. Bei mir kam das m. Tagträumen nach und nach durch die Realisierung, dass ich keinen Vater habe. Der ist weggegangen und ich hatte das mitbekommen und niemand hat interessiert das ich seitdem Tag mit einem Damoklesschwert im Herzen rumhumpel. Ich habe damit gleich zwei Wunden. Keine Ahnung ob deiner Freundin das auch so geht, aber ich habe gelernt meinen Schmerz auf Erzeuger und das System abzuladen. Ohne die würde ich gar nicht existieren, da hàtte ich nichts zum Leiden gehabt, hätte nicht sterben müssen usw. Das treibt die Inhalte im m. Tagträumen bei mir auch an. Ich habe mir auch schon oft gedacht, ohne dieses Träumen wäre ich schon nicht mehr. Aber irgendwann ist da auch die Puste raus :/. 2020 ist nicht mein Jahr.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung