Therapeut spricht seine politische Einstellung an?
„Man kann es nicht anders sagen; politisch rechte Menschen müssen eigentlich einfach dumm sein.“, hat mir mein Therapeut in der letzten Stunde erklärt, nachdem ich erwähnt hatte, eine Debatte mit dem konservativ-rechten Jordan Peterson geschaut zu haben und er mich entsetzt gefragt hatte, ob ich denn rechts sei.
Es war nur ein Zufall und ich bin ziemlich „links-grün-versifft“, aber ich finde das eine ziemlich unfaire, undifferenzierte Verallgemeinerung und höre sowas nicht gerne aus dem Mund von meinem Therapeuten.
Nachdem ich ihn mit hoch gezogenen Augenbrauen gefragt hatte, ob er denn Rechtsextreme meinte, hat er geantwortet: „Ja, also AfD und so. Was denn? In der heutigen Situation muss man schließlich Stellung ergreifen!“
Was meint ihr dazu? Soll ich ihm sagen, dass er seine politischen Ansichten bei sich selber lassen soll? Oder ist das so normal?
4 Antworten
![](https://images.gutefrage.net/media/user/Assistenzpfote/1718733897688_nmmslarge__0_0_1005_1005_3dc315661cbe4e3bc6420d26988b16a5.jpg?v=1718733898000)
Hallo.
Das ist ziemlich unprofessionell und er sollte das sein lassen. Rechts ist genauso wie links eine legitime politische Haltung. Er muss sie nicht teilen, aber in einer Demokratie gibt es einfach verschiedene Meinungen, die nebenher existieren dürfen. Erst, wenn Menschen in Extreme abrutschen, sollte man sich Gedanken machen. Wobei auch diese Menschen selten „dumm“ sind.
LG
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Du hast doch scheinbar mit ihm über Politik geredet.
Warum sollte er den nichts dazu sagen und ganz ehrlich ich arbeite auch mit Menschen und möchte niemanden mit ner rechten Gesinnung versorgen müssen.
Vielleicht geht es ihm genauso?
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Weil ich es nicht möchte, ich habe Menschen versorgt die bei der SS waren oder Frauen die für Juden gearbeitet haben und deren Kinder den Mund mit Gallseife ausgewaschen haben.
Ich will mit solchen Menschen nichts zu tun haben.
Und es ist mein Recht dies so zu entscheiden, genauso wie es das Recht von deinem Therapeuten ist dies zu entscheiden .
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Nein, eigentlich hat ein Psychotherapeut nicht wirklich dieses Recht. Genauso wenig wie ein Arzt Patienten aufgrund der politischen Ansichten herausfiltern darf. Es gibt in Deutschland Dinge wie die Berufsordnung für Psychotherapeuten, Ethikrichtlinien und Antidiskriminierungsgesetze und eigentlich verstößt solches Verhalten dagegen. Ich weiß nicht, als was du arbeitest, aber in der Situation wäre das ziemlich unethisch?
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unethisch?
unethisch ist es Rechts zu sein.
Ich muss das auch nicht mit dir Diskutieren, wie gesagt musste ich es machen und werde es nie wieder machen.
Dein Therapeut kann sich seine Kinden aussuchen und wenn er die Behandlung aufgrund von was auch immer nocht übernehmen möchte, kann er das tun.
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Du kommst zum Therapeuten nicht damit Du ihn verbesserst, sondern damit er Dir hilft. Es ist absolut unangemessen, ihn korrigieren zu wollen oder ihn zu belehren.
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Ich komme aber auch nicht zu ihm, um mir politische Tiraden anzuhören. Und außerdem dachte ich, dass es durchaus wichtig für die Beziehung sei, dem Therapeuten rückzumelden, womit man sich wohlfühlt und womit nicht?
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Wer hat denn hier wen versucht zu belehren und zu verbessern. Es war ja wohl genau umgekehrt.
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Hast Du es denn echt noch nicht kapiert?
Psychotherapeuten sind die Pastoren des 21. Jahrhunderts.
Eigentlich waren wir bei meinen Hobbies, ich hatte YouTube-Debatten erwähnt und er hat dann extrem nachgebohrt, „Was denn für welche?“, „Worüber zum Beispiel?“, „Was war die letzte, die du gesehen hast?“ etc.
Und warum würdest du niemanden mit einer rechten Gesinnung versorgen wollen? Diese Menschen verdienen doch genauso medizinische und psychologische Betreuung und gerade als Therapeut kann man ja vielleicht sogar helfen, eventuell durch Indoktrination oder Propaganda entstandenes Gedankengut herauszufordern?