Strenggläubige Entbindung mit männlichen Frauenarzt?
Was macht eine syrische Frau wenn sie schwanger ist und zum entbinden geht aber nur ein männlicher Frauenarzt vor Ort ist? Da ja eigentlich der oder die Frauenärztin nach der Geburt noch einmal nachschaut ob alles ok ist. (Die Familie ist strenggläubig)
8 Antworten
Dieser Wunsch wird tatsächlich an uns herangetragen - und nicht nur von syrischen, sondern auch (schon vor der Flüchtlingswelle) von Frauen anderer Nationalität oder Glaubensrichtung oder auch z.B. von Vergewaltigungsopfern.
So weit es geht, nehmen wir Rücksicht und versuchen, diesem Wunsch zu entsprechen.
Jedoch kann deshalb kein Dienstplan umgeschrieben oder eine Ärztin in unbezahlter Bereitschaft stehen. Ist ein (männlicher) Arzt im Dienst, hält er sich diskret im Hintergrund und in der Not frisst der Teufel eben Fliegen - dann gibt es keine Diskussion.
Ich selbst habe aber schon diese Problematik andersherum erlebt. Ein junges, deutsches und zum Islam konvertierte Ehepaar, sie vollverschleiert in Burka, er mit Kaftan und Takke wurde von mir unter der Geburt betreut.
Dabei durfte ich als (weibliche) Hebamme dem Mann weder die Hand geben (z.B. zur Begrüßung oder bei der Gratulation) noch ihn anderweitig berühren.
Es war wirklich ziemlich schwierig, ihm sein Kind in den Arm zu legen...
Ich denke sie wird dann kurzfristig den Glauben Glauben sein lassen! Eine Frau, gleich welche, kann kurz vor der Entbindung nicht mehr über solche Sachen nachdenken, ich schwöre es!
So dachte ich es eigentlich auch, bin doch nicht nur ich der Meinung
Allerdings wird in vielen Krankenhäusern darauf Rücksicht genommen, das ist klar! Aber wenn es zufällig nicht anders geht, keine Frau da ist, dann muss der Mann her!
Die Anwesenheit oder Mitwirkung eines Frauenarztes oder einer Frauenärztin ist auch bei einer Krankenhausgeburt nicht vorgeschrieben. Erforderlich ist hierfür lediglich eine Hebamme. Und die sind wohl zu über 99 % weiblich, so dass die Frau nicht Gefahr läuft, in einem Krankenhaus auf ausschließlich männliche Geburtshelfer zu stoßen.
Bei der Vorbesprechung sollte die Frau erwähnen, dass sie nicht von einem männlichen Arzt betrachtet oder untersucht werden möchte. Dann wird sie bestimmt eine Antwort dazu erhalten, wie dies in dem entsprechenden Krankenhaus geregelt ist.
Schwierig wird es nur, wenn Komplikationen auftreten, oder wenn plötzlich ein Kaiserschnitt erforderlich wird. Da muss man mit dem medizinischen Personal vorlieb nehmen, das gerade vor Ort ist, egal ob männlich oder weiblich.
Dann wird sie die Geburt wohl verschieben müssen. (Das ist natürlich ein Witz). Ich denke sie sollte sich vorher erkundigen ob eine Frauenärztin erreichbar wäre. Wenn in einer Klinik keine Ärztin ist vielleicht eine andere Klinik wählen. Wenn die Schwangerschaft gut verläuft käme auch ein Geburtshaus oder eine Geburt zu Hause mit Hebamme in Frage.
Aber was wäre wenn alles klappen würde aber dann die Frauenärztin schlagartig krank wäre oder verhindert?
Ich denke du machst dir zu viele Gedanken. Was wäre wenn ? Die Schwangere sollte auf jeden Fall rechtzeitig mit einer Ärztin ihres Vertrauens Kontakt aufnehmen,wenn nicht schon geschehen. Vielleicht kennt diese auch eine Kollegin die ggf. einspringen kann, falls etwas passiert.
Zwar ist es immer besser, an Intimbereich nur weibliche Ärzte zu lassen, aber im Islam gilt das Prinzip, dass auch Ausnahmen möglich sind, wenn keine Alternative besteht. Der werdenden Mutter muss geholfen werden. Sonst passiert vielleicht was Schlimmes. Das Leben der Mutter hat Priorität. So ist z.B. Abtreibung grundsätzlich verboten. Aber falls eine Situation da ist, wo das Leben der Mutter gefährdet ist, ist es erlaubt. Denn das Leben der Mutter hat Priorität.
Hoffe du weist was ich meine