stirbt man, . . .?
Guten Tag,
wenn man sterben möchte, passiert das dann auch?
10 Antworten
Zu diesem Thema gibt es sehr gute Bücher z. B. von Ärzten aus Palliativstationen.
Meiner Erfahrung nach kann man durch "lebensnegierende Autosuggestion" zwar zum Sterben neigen, aber immer und immer wieder habe ich erfahren, dass der Mensch eben nicht über sein Leben bestimmt, sondern immer seine Beziehungen zu anderen Menschen.
Deshalb erscheint es mir, also ob jeder Mensch eine Art Aufgabe zu erfüllen hat, die er zumeist selbst gar nicht erkennt und die oft nur schwierig oder gar nicht zu enträtseln ist. Der Tod eines Menschen hat immer Wirkungen auf andere Menschen, näherstehende, aber auch fremde... Deshalb stirbt oder lebt man nicht, wenn man es selbst will oder auch nicht.
Ein Beispiel: Eine uralte Frau liegt im Sterben. Täglich besucht sie ihre Tochter dreimalig je eine halbe Stunde. Wochenlang. Sie hofft, beim Sterben ihrer Mutter die Hände ihrer Mutter halten zu können. Nach 9 Wochen täglicher Ahnung des Sterbens gelingt es ihr jedoch nicht, sie kommt zu spät, aber ihr Mann, der Schwiegersohn, ist zufällig auch einmal kurz da und er hält die Hände schweigend im kampflosen Sterben... Die Trauer der Tochter ist groß, genau so wie die freudige Überraschung des Schwiegersohnes.
Anderes Beispiel: Ein junger Mann liegt im Sterben. Er hat akzeptiert, dass seine geliebte Schwester, die im Ausland arbeitet, nur per PC mittels Skype zum ihm täglich kurz sprechen kann. Wochenlang. Die Schmerzen verstärken sich trotz Morphium. Er möchte sterben. Es gelingt ihm nicht. Tagelang. - Er erfährt ein Aufwärts, die Schmerzen lassen wieder nach. Wochenlang. - Zur Überraschung kommt ihn doch seine Schwester mit seiner Familie zusammen besuchen. Im Beisein aller stirbt er.
Anderes Beispiel: Ein Ehepaar, sehr religiös lebend, aber ohne Kinder, erfährt seine beginnende Altersschwäche; aber die Frau hat einen nicht mehr operablen, doch noch wachsenden Gehirntumor. - Nach Monaten kann sie nicht mehr äußern, ob sie sterben will oder nicht. Sie ist dementer Pflegefall geworden, erkennt nichts und niemanden mehr. Der Ehemann wünscht ihr aus Verzweiflung den Tod - für sie und sich als Erlösung. Er fragt sich, warum ihr Gott sie beide so strafen würde. Seine Wut und seine Trauer wachsen und wachsen - er verliebt sich in eine andere Frau, für die er endlich ihr Traummann ist. Sie ziehen zusammen. Seine Frau versteht nichts mehr davon und lebt weiter, bis sie sich eines Tages erkältet und an der Entzündung der Lunge sterben darf. Nur wenige Tage nach ihrer Beerdigung stirbt ihr Ehemann überraschend am Herzinfarkt.
Ich habe als privat gewünschter Betreuer (statt eines amtlichen) (Gesundheits- und Vermögenssorge) erst seit kaum mehr als zehn Jahren mit Todesfällen sehr direkt zu tun, aber da ich Philosoph seit Kindheit und studierter UNI-Philosoph bin, geben mir bei intensiverer philosophisch-theologischer Betrachtung wirklich alle Todesfälle zunächst Rätsel auf.
Für mich ist das immer die Antwort auf die Frage nach einem Gott: Ich sehe keinen Gott im Äußeren, irgendwo als Verursacher des Universums auf eine Wolke sitzend, sondern ich sehe die Sehnsucht des emotionalen Teils eines Menschen nach friedvoller Geborgenheit, die nur mit Beziehungen der Gefühle zu anderen Menschen erfüllt werden kann, und die Sehnsucht des rationalen Teils nach Gewissheit, die nur mit dem sokratisch absichtlichen Zweifeln der Gedanken erfüllt werden kann. Die Menschen haben beides in verschiedener Stärke, das ist zum Beispiel genetisch, geschlechtlich und kulturell abhängig.
Und ich denke mittlerweile, dieses Ideal einer Einheit von emotionaler Geborgenheit und rationaler Gewissheit ist personifiziert eben der Gott einer monotheistischen Religion; er wird immer als erste Ursache und immer als letztes Ende bewertet; dies pflanzt sich in den menschlichen Gehirnen fort, deshalb sein ewiges Sein.
Und ja, ich habe den Eindruck, niemand bestimmt seinen Tod - genau so wenig wie seine Geburt. Nicht einmal ein Selbstmörder, der zum Beispiel von einer Brücke springt: Er springt ja aus Verzweiflung, oft gedacht als Strafe für andere oder wegen seiner Sinnlosigkeit im Leben der anderen oder wegen einer bösen Tat oder als böse Tat gegen andere oder.... immer wegen der Beziehungen zu den anderen Menschen! Daher liegt auch die Lösung der Verzweiflung, der Wut, der Trauer immer nur in den Beziehungen zu anderen Menschen!
Der Todkranke stirbt höchstwahrscheinlich auch nicht, wann er möchte, sondern wann irgendein Ziel erreicht ist - und dieses Ziel liegt in der Beziehung mit anderen Menschen, auch Fremden. - "Der Fremde" von Albert Camus ist eben ein Symbol genau dafür, dass immer Menschen über Menschen bestimmen, auch wenn man scheinbar nichts mit ihnen zu schaffen hat, gar nichts mit ihnen zu schaffen haben will. - Die Frage ist immer nur, ob man das irgendwie Unsinnige, das Ungelöste in welcher Beziehung zu welchen Menschen enträtseln will oder kann...
Auch meine eigene Biografie ist gespickt voller menschlicher Begegnungen und Beziehungen, deren Rätsel ich oft selbst nicht lösen kann, aber mir eines Tages andere Menschen erklären... In der Tiefe der Gedanken und Gefühle liegt die Würze, nicht in deren Kürze!
Wenn mn es sich nur lange genug wünscht (so über ein paar Jahrzehnte) passiert es irgendwann auch.
Naja, normalerweise stirbt man nicht, nur weil man es sich wünscht.
Nicht mal, wenn man es sich intensiv wünscht.
Und das ist auch gut so. Die meisten von uns haben sich in einer negativen Phase schon mal gewünscht, tot zu sein...
Also: auch wenn Du Dir es manchmal wünscht, es wird keinen Einfluss darauf haben, wann Du dann tatsächlich stirbst!
Habe vor kurzem nachts den Körper verlassen . . . Bedeutet das etwas?
In der Regel nicht, zumindest nicht ohne dein zutun ;-)
Solche Erfahrungen können auch ohne eine gezielte Absicht spontan auftreten. Ich kenne dich nicht, daher ist es schwer, dazu was zu sagen. Hat sich was in deinem Leben geändert bzw. hast du dich geändert? Neue Gewohnheiten, neue Umstände? Stehst du vor einer existentiellen Frage? Machst du dir Gedanken über das Leben und den Tod? Gut, das machst du offensichtlich.
Ich glaube nicht an Zufälle, daher denke ich, dass die Erfahrung dir entweder etwas beantworten (zeigen) oder dich in eine Richtung weisen soll. Es ist jedoch kein Indikator dafür, dass du sterben wirst oder ähnliches.
Wenn der Körper sehr schwach ist, durch Krankheit beispielsweise, können solche Erfahrungen vermehrt auftreten. Ich las von jemanden, der aufgrund seiner Lungenentzündung eine außerkörperliche Erfahrung hatte. Wenn du jedoch fit bist, ist es wohl eher einer der oben genannten Gründe.
Liebe Grüße
Hallo! Schicksalsschläge haben mich eingeholt und ich mache mir nun Gedanken um existentielle Fragen, auch über Sinn und eine mögliche Aufgabe im Leben.
Was kann man denn da entdecken? Hinweise auf Leben danach oder etwas anderes?
Während einer außerkörplichen Erfahrungen bist du "außerhalb" deines physischen Körpers und existierst trotzdem, ohne ihn. Was sagt dir das über den Tod?
Es gibt keine Grenzen dessen, was du entdecken kannst. Finde es selbst heraus, lese dich in das luzide Träumen und außerkörperliche Reisen ein - in gewissem Maße ist beides dasselbe.
Lg
Ich meine, schon einmal nachts den Körper verlassen zu haben . . .
nein, so einfach ist das nicht
Zusammenhang mit Beziehungen zu anderen Menschen, . . . man bestimt im Grunde nicht selbst, . . . deswegen, weil man mit anderen Personen in Beziehung steht? Und man hat grundsätzlich eine Aufgabe?