Stimmt es, dass man nicht zum Judentum konvertieren kann bzw. nur bedingt möglich ist?

4 Antworten

Nein, das hast du falsch aufgeschnappt.

Wenn man eine jüdische mutter hat, ist man von Geburt jüdisch, ergo muss man nicht konvertieren.

Um zu konvertieren muss man erst einmal schauen, worauf man sich einlässt, d.h. lernen, was es bedeutet jüdisch zu sein. wenn man sich überzeugt hat, dass man keine Vorbehalte hat, kann man übertreten. Meistens dauert die Phase des Lernens und Übens mehrere Jahre.

Durch eine jüdische Mutter ist man automatisch Jude.

Ja, Konvertiten gab's auch in biblischen Zeiten.

Die Frau von Moses: Zephora und ihr Vater: Jitro konvertierten und sie wurden ins Volk aufgenommen.

Auch die Oma von König David konvertierte.

Im Talmud (u.a. mündl. Torah) ist der bekannteste Rabbi Akiva's Eltern, die beide konvertierten und brachten einer der später wichtigsten Kommentatoren zur Welt.

Onkelus (Talmud) konvertierte auch.

Aber alle konvertierten orthodox, denn nur orthodox ist international gültig und lückenlos vererbbar.

Ich selber habe fast 20 Jahre lang Konvertiten begleitet, weiter geholfen, wo Hilfe notwendig war, natürlich mit Absprache des zuständigen Rabbiners.

Eine Konvertierung nimmt mindestens 4 Jahre des Lernens in Anspruch und je nach Intelligenz des Konvertiten kann nach Abschlußprüfung schon nach 4 Jahren aufgenommen werden, oder später. Von einer etwas geistig behinderten Frau erfuhr ich, sie brauchte satte 15 Jahre. Aber dann rasselte sie nicht mehr durch die Aufnahmeprüfung und ist heute ein wichtiger Bestandteil des jüdischen Volkes, mit allen Rechten und Pflichten.

Doch eine Frage an dich: Warum willst du konvertieren?

Denn diese Antwort wird der Rabbiner der Anlaß sein, dich zur Konvertierung zuzulassen oder abzulehnen.

Nachtrag: Nur Körperbehinderte können nicht konvertieren, denn sie können nicht oder nur bedingt ihre Pflichten erfüllen.

Beispiele: Rollstuhlfahrer müssen eine Treppe steigen können. Gehörlose müssen den Torah-Vorleser hören können. Stummer müssen verschiedene Gebete laut sprechen, Blinde müssen laut aus Torah lesen können, die grundsätzlich nicht in Blindenschrift verfasst ist. Also die Torah-Rolle in der Synagoge. Man muss auch die Torah-Rolle mit beiden Armen über alle Köpfe hochheben könnnen, damit alle sehen können, es wurde aus der Torah vorgelesen.

Gibt ne Menge weiterer Pflichten, die Körperbehinderte nicht erfüllen können.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Putzlapppen 
Beitragsersteller
 08.01.2023, 21:39

Ich will nicht konvertieren. Ich fragte nur aus Neugier

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Wenn die Mutter Jüdin ist, muss man nicht konvertieren, dann ist man automatisch Jude/Jüdin. Ja, man kann konvertieren, es ist allerdings Brauch, dass der Rabbi einen erstmal drei Mal (oder nur zwei Mal?) wegschickt, damit man sich das Ganze auch gut überlegt. Es gibt wohl keine zweite Religion, die - wenn man die Gesetze ernst nehmen will - so anstrengend ist. Bleibt man "hartnäckig", dann bekommt man eine Art Unterricht, in dem man alles lernt, was man über das Judentum lernen muss. Auch ein Hebräisch "Grundkurs" gehört dazu. Dann hat man seine Bar oder Bat Mitsvah und ist danach ein vollwertiges Gemeindemitglied. Ach so, als Mann muss man sich natürlich auch noch für den Bund mit Gtt beschneiden lassen.

Jein. Man kann konvertieren, aber das ist ein langer und schwerer Prozess. Das beste Beispiel, dass es geht, ist der Deutsch-Israeli Tom Franz. Er ist sogar zum orthodoxen Judentum konvertiert, aber er hat lange gebraucht.

https://de.wikipedia.org/wiki/Tom_Franz

Ich lese gerne die Krimis mit Rabbi Klein, von Alfred Bodenheimer. Rabbi Klein ist sozusagen ein jüdischer Pater Brown, wird immer in Mordfälle verwickelt, die er dann aufklärt. Das Ganze spielt meist in Zürich.

Die Krimigeschichten sind mäßig spannend, aber da man auch das Privatleben von Rabbi KLein mitbekommt, lernt man auch einiges über jüdische Sitten. Jedenfalls war einmal in einen Mordfall verwickelt, wo eine Hauptverdächtige eine Frau war, die zum Judentum konvertieren wollte und auch dafür viel getan hat. Sie ist dann aber trotzdem abgelehnt worden, weil die maßgeblichen Rabbiner ihrer Motivation nicht trauten. Sie war dann ziemlich sauer darüber.

Jedenfalls ist es nicht einfach, zum JUdentum überzutreten. Es ist nicht wie bei den Muslimen oder den Christen, wo jeder Konvertit mit offenen Armen empfangen wird.