Kann man vom Christentum zum Judentum wechseln?

8 Antworten

Wenn Du das wirklich willst geht das schon, nur ist es nicht so einfach. In Tat und Wahrheit kann es sogar sehr schwierig werden. Die Beschneidung Deiner Vorhaut ist in jedem Fall Pflicht, ohne das geht es nicht! Ein Fest danach ist aber nicht notwendig. 

Es kommt darauf an, ob Deine Freundin eine liberale oder traditionelle Jüdin ist. Im letzteren Fall wird eine Konversation um einiges schwieriger, da die Traditionalisten die Gebote und die jüdische Lehre konkreter auffassen als die Liberalen. Ich glaube nicht, dass Deine Freundin orthodox ist, doch wichtig zu wissen ist, dass ausschliesslich orthodoxe Konversionen in Israel anerkannt werden. Es kann passieren, dass Du konvertierst und andere Juden akzeptieren Dich nicht als Juden, weil sie finden Du bist zuwenig jüdisch oder Deine Konversation war für nichts, weil sie nicht orthodox war etc. 

Wenn Du jüdisch werden willst, wird Dir jeder Rabbi davon abraten. Warum sich selber das Leben schwer machen ? Allfällige Kinder von Deiner Freundin und Dir werden sowieso jüdisch sein, ob Du jetzt konvertierst oder nicht macht keinen Unterschied, denn die Religion kommt von der Mutter auf das Kind im Judentum. 

Wenn Du immer noch jüdisch werden wirst folgen Gespräche mit dem Rabbi, unzählige Lernstunden (jüdisches Leben, Bibellehre, jüdische Theologie, jüdisches Religionsgesetz, Hebräisch, Gebete auswendig lernen, jüdische Geschichte, jüdische Kultur und vieles mehr). Dann kommt das jüdische Gericht, in welchem Du abgefragt wirst über die Dinge, die Du gelernt hast. Wenn die anwesenden Rabbis finden, dass Du genug weisst und genug jüdisch lebst und wenn Du ihnen als Jude gefällst werden sie Dich akzeptieren. 

Danach kommt die Beschneidung durch den Mohel und ein rituelles Bad in einer Mikwe (wie ein kleiner Swimming-Pool, völlig nackt untertauchen unter Aufsicht). Danach bist Du Jude, dein Leben lang. 

Zwischen einem ersten Gespräch mit einem Rabbi und dem rituellen Bad vergehen normalerweise mehrere Jahre. 

Wie es mir scheint, würdest Du vorallem für Deine Freundin respektive für die Familie Deiner Freundin konvertieren. Deshalb rate ich Dir von diesem Schritt ab. Sei besser Dich selber, stehe offen und freundlich zum Judentum und lebe Dein Leben so wie Du es für richtig hältst. Ihr könnt problemlos jüdische UND christliche Feste in der Familie feiern, das machen viele so..


Userin38576  03.02.2020, 16:16

Korrekt, Chapeau!!Sehr fundiert erklärt...

Google mal nach Gijur, so ist die offizielle Bezeichnung dafür. 

Kurz gesagt: Es ist möglich, aber sehr schwierig. Zuerst musst du einen Rabbiner finden, der Konversionen macht. (Das tun nicht alle.) Dieser Rabbiner wird es aber trotzdem zwei Mal ablehnen, die Konversion durchzuführen. Erst beim dritten Mal wirst du in den Kurs aufgenommen. 

Im Gijur-Kurs musst du die Gebete lernen. Damit es nicht zu einfach wird, sind die auf Hebräisch. Außerdem die Gebote und vieles andere. Man sagt, dass es mindestens ein Jahr dauert, diesen Kurs abzuschließen. Am Ende wird man geprüft.

Und ja, beschneiden lassen müsstest du dich natürlich auch. 

Ich würde mir das genau überlegen, ob ihr nicht einfach so heiraten könnte. Wäre einfacher ;-)

Ja, möglich.
Dauert jedoch bis 10 Jahre, ist ziemlich teuer (kein Lehrer arbeitet gratis) und nicht jeder wird nach der Konvertierung (Umwandlung in Lebensweise) aufgenommen.
Man kann liberal konvertieren, dauert idR so bei 2 Jahren, ist aber meist nur in der Synagoge anerkannt wo man konvertierte und wird niemals im orthodoxen Judentum anerkannt. Ist auch ein Problem, wenn man nach Israel auswandern will. In der orthodoxen Konvertierung ist man immer auf der sicheren Seite und überall anerkannt.
Beschneidung ist nur der Abschluß. Wenn du bereit bist aufgenommen zu werden, wirst du dich nach dem Tag der Beschneidung sehnen. Hab viele Konvertiten begleitet, war nirgends anders.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – אני יהודי ישראלי - Ich bin israelischer Jude.

Zu einer Religion sollte man doch wohl auch Überzeugung und echtem Glauben gehören, nicht weil es der Partner auch tut.

1) Ja

2) Nicht nur das, sondern du musst auch bereit sein, die jüdischen Ge- und Verbote (die deine Freundin wahrscheinlich nicht einhält) wie Shabbat, Kashrut, jüdische Feiertage u.a. ziemlich strikt einzuhalten und ein rabbinisches Gericht davon überzeugen, dass du es tun wirst.

3) Wenn du möchtest, kannst du aus Anlass deines Übertrittes (so er stattfindet) ein Fest machen, das ist dir überlassen...

4) Der Übertritt wird wahrscheinlich auch beinhalten, dass du dich zumindest zeitweise von deiner Freundin trennen musst.

5) Wenn du den übertritt in einer konservativen oder Reform-Gemeinde machst, werden Punkte 2 & 4 weniger streng gehandhabt, aber der übertritt ist dann nicht allgemein anerkannt, und diese Gemeinden akzeptieren dich auch ohne Übertritt.

PS: Ich würde keinen Übertritt nur einer Person zuliebe machen, wenn ich von der Sache nicht überzeugt bin, und das ist auch nicht unbedingt erwünscht...