Stalker ignorieren?

2 Antworten

Längst nicht jeder reagiert so extrem wenn er ignoriert wird.

Stalker ticken anders, JEDE kleinste Aufmerksamkeit ist für sie ein positives Zeichen. Solange man sie beachtet und auf sie reagiert machen die weiter. Deshalb wird immer dazu geraten sie komplett zu ignorieren.

Stalker nehmen jede kleinste Reaktion als Aufforderung, weiterzumachen. Viele glauben ja, sie müssten nur lang genug nerven, bis sie erhört werden und die Liebe der Angebeteten bekommen. Jede Reaktion auf ihr Gebettel werten sie als Zeichen, dass es sich rentiert, dass die Dame ja im Grunde doch noch Kontakt will, aber nur noch ein wenig Hartnäckigkeit erforderlich ist. Wenn man den Kontakt abgebrochen hat und dann doch wieder reagiert, gibt man ihm ja das Zeichen: eh, cool, sie hat das mit dem Kontaktstopp doch nicht so hart gemeint.

Diese "Logik" kommt aus Untersuchungen von Stalkingverhalten heraus.


meirumeiru 
Beitragsersteller
 24.10.2020, 15:02

ist doch aber eine einseitige Sichtweise der Sache...

der Stalker ist also die Person, die vernichtet werden muss? der Stalker zählt nicht... der muss nur unschädlich gemacht werden... scheiss egal, ob wir ihn damit vollends zum Psychopaten machen oder total traumatisieren und er am Ende für die Gesellschaft ein richtig echtes Problem wird? ... oder wie oder was?

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Stellwerk  24.10.2020, 15:13
@meirumeiru

"der Stalker ist also die Person, die vernichtet werden muss? "

Nein, er muss nicht "vernichtet" werden. Sondern sein Verhalten muss aufhören.

"der muss nur unschädlich gemacht werden" Richtig. Bedrohung, Nötigung, Belästigung sind massiv schädliches Verhalten gegenüber dem Opfer über. Insofern muss er genauso "unschädlich" gemacht werden wie ein Räuber, Schläger, Vergewaltiger oder andere Kriminelle.

"scheiss egal, ob wir ihn damit vollends zum Psychopaten machen"

Er hat angefangen, ganz simpel. Wenn er Straftaten begeht, weil er eine Ablehnung nicht hinkriegt, dann soll er zu einem Therapeuten gehen (was übrigens bei Verurteilungen von Stalkern eine häufige Auflage ist. Und auch bei ersten Vorladungen bei der Polizei durchaus angesprochen und empfohlen wird.)

" oder total traumatisieren und er am Ende für die Gesellschaft ein richtig echtes Problem wird?"

Der Stalker ist derjenige, der eine andere Person traumtisiert und er IST bereits ein echtes Problem für das Stalking-Opfer.

Deine Täter-Opfer-Umkehr ist echt schon widerlich.

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meirumeiru 
Beitragsersteller
 24.10.2020, 15:34
@Stellwerk

ok... Bedrohung, Nötigung... da stimme ich zu, das geht nicht

"er hat angefangen" ... na ja :-) ... wenn es so ist, dann ja, aber so klar ist die Sachlage nicht immer

und... das mit der "Täter-Opfer-Umkehr"... das greift jetzt auch nicht so ganz, dein Argument. Denn, bei einem Mord kann es ja z.B. dazu kommen, dass es am Ende heisst "der war geistig temporär unzurechnungsfähig" und man steckt ihn in eine Psychiatrische Anstalt und nicht ins normale Gefängnis... ist das denn nicht genau so eine "Umkehr" ? ist die weniger "widerlich" ??

sorry, dass ich immer provoziere... vielleicht sollten wir das Thema lassen... aber diese schwarz-weiss Logik geht mir einfach nicht in den Kopf... ich finde das in höchstem Masse katastrophal, wie wir in unserer Gesellschaft miteinander umgehen

ich will niemanden verteidigen hier... aber, angenommen, ein Mobbing Opfer schlägt irgendwann zurück und bringt einen Mobber um, nachdem dieser ihm/ihr das Leben 20 Jahre lang zur Hölle gemacht hat... wieso ist dann in unserer Gesellschaft das Mobbing-Opfer der Täter? Und der Mobber, der getötet wurde das Opfer? ... weil das Gesetz so ist... ok, finde ich aber jetzt für die Diskussion ein blödes Argument, weil, das interessiert mich nicht, sonst hätte ich nicht hier gefragt, sondern einen Rechtsanwalt

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Stellwerk  24.10.2020, 15:43
@meirumeiru

Also bei diesem Mobbingbeispiel gibt es meines Wissens durchaus auch "mildernde"Umstände. Es gibt ja ähnliche Fälle, wo in Ehen der eine Teil den anderen über Jahrzehnte psychisch fertig gemacht hat und der andere sich nie wehren konnte und auf einmal tödlich zuschlägt. Da werden die Umstände berücksichtigt.

Bei Deinem Stalkerbeispiel versteh ich nicht, wo Du die Mitschuld des Opfers siehst. Natürlich ist es kränkend und verletzend, wenn man einen Korb bekommt oder vom Partner verlassen wird. Das gibt aber nicht das Recht, dass man straffällig wird und dem anderen das Leben zur Hölle macht. Wenn Du schon provierst, dann bitte mit Klartext: wo hat denn das Opfer "angefangen"?

Es ist richtig, dass sich die Sachlage zu Beginn oft aus einem Hin und Her entwickelt. Man redet mit dem Abgelehnten, wenn er das Gespräch sucht, versucht vielleicht noch mehrmals, Gründe darzulegen oder sieht sich noch zwei, drei mal nach der Trennung, um Sachen aus der Wohnung abzuholen oder so. Aber wenn selbst nach solchen klaren Schnitten der Verlassene immer noch keine Ruhe gibt, ist halt irgendwann eine Grenz überschritten. Vor allem, wenn die klare Ansage kommt: Lass mich in Ruhe, ich will keinen Kontakt mehr.

Es dauert übrigens quälend lange, bis man gegen einen Stalker gerichtlich vorgehen kann, solange er keine körperliche Bedrohung oder Gewalt einsetzt. Eine Freundin von mir hat das vor zwei Jahren durchgemacht - letztlich wird sogar dem Opfer geraten, umzuziehen und sich eine neue, nicht veröffentlichte Telefonnummer zuzulegen. Das ist schon ziemlich übel, dass dem Opfer im Grunde geraten wird, das komplette Leben umzukrempeln, nur weil irgendein Psycho seine gekränkte Eitelkeit nicht auf die Kette bekommt.

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meirumeiru 
Beitragsersteller
 24.10.2020, 15:53
@Stellwerk

na ja, du hast Recht... es gibt solche und andere Fälle... man müsste wohl die Sachlage in jedem einzelnen Fall ansehen

ich beschäftige mich gerade sehr mit solchen Dingen und versuche die Sache aus beiden Positionen zu sehen und was mich jetzt etwas gestört hat, war diese pauschale Ansage "ignoriert sie" ... aber, was mich wohl wirklich stört sind grundsätzlich pauschale Aussagen. "Die" sind... "Die" tun... "Die" muss man... weil, dabei kommt es zu solchen Dingen wie "Die, die Handwerker geworden sind, sind dumm" ... oder "Die, die erst spät Kinder haben sind schlechte Eltern" ... wir versuchen immer dagegen anzukämpfen, die Sachen pauschal zu sehen. Und hier, kommt von fast allen Seiten der Rat, genau das zu tun.

Zudem bin ich durch viele Vorträge und Lehrgänge langsam zur Ansicht gelangt, dass super viel, was wir Menschen tun, irgend einen Trauma-ähnlichen Hintergrund hat. Und wenn dem so ist... wenn jetzt z.B. eine Frau wegen eines Traumas den Partner wegstösst und er auch wegen eines Traumas mit dem Verlust nicht zurecht kommt. Wieso hat sie dann Anrecht darauf, dass ihr geholfen wird und er nicht? In der Situation sind doch beide Opfer.

na ja... ich denke zu viel nach über solche Dinge :-) ... ist zwar interessant, aber vielleicht sollte ich den Samstag anders nutzen

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meirumeiru 
Beitragsersteller
 24.10.2020, 15:59
@meirumeiru

was ich übrigens auch super gefährlich finde bei solchen Pauschalisierungen... wenn dann Personen hingehen und sagen "ha! ich hab im Internet gelesen, dass..." und dann kommen die tollsten Sachen raus... ich mach jede Wette, mit solchen Sachen aus dem Internet, könnte man irgendwie alles rechtfertigen... wahrscheinlich sogar, wenn man seine Frau schlägt oder Katzen zum Spass tötet

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Stellwerk  24.10.2020, 16:10
@meirumeiru

Wir diskutieren hier ja ein Sammelsurium an Fällen, die juristisch natürlich individuell betrachtet und bewertet werden.

Was das Ignorieren angeht, das ist übrigens knallhart von der Gesetzeslage auch vorgegeben. Wenn du gegen jemand gerichtlich wegen Stalking vorgehst, dann kannst du mit einer einzigen Reaktion das ganze zunichte machen. Z. B. wenn du dir eine neue Nummer zugelegt hast, der Stalker sie herausfindet, dir eine SMS schreibt und du aus purer Verzweiflung ein LASS MICH IN RUHE zurück schreibst, dann wird dir das im Verfahren knallhart ausgelegt. Ein Stalker kann sich zumindest nach deutschem Recht sehr lange und sehr viel erlauben, bis es zu einem Verfahren kommt.

Der Unterschied, der Dir zu erkennen, irgendwie schwer zu fallen scheint, ist, dass auch eine psychische Vorbelastung nicht zwangsläufig ein Freibrief für kriminelle Taten ist. Auch wenn man die psychologische Seite dahinter verstehen und nachvollziehen kann, wird diese juristisch unterschiedlich bewertet.

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meirumeiru 
Beitragsersteller
 24.10.2020, 16:21
@Stellwerk

:-) ja, juristisch schon... ich bin der einzige Nicht-Jurist in der Familie, damit habe ich Erfahrung

aber ich interessiere mich mehr für den anderen Teil... den Psychologischen, was da für wen gut ist... wie man mit denen umgehen soll

Wieso ich drauf komme... das ist so... wenn du heute das Opfer wirst von Mobbing oder als Kind von den Eltern ignoriert wirst oder so, dann löst das oft ein Trauma aus. Wenn du jetzt Hilfe suchst bei deinen Freunden, dann bekommst du da oft eine Ablehnung zu hören. Vielleicht nicht absichtlich, aber es ist oft ein "das geht wieder vorbei", "das haben alle mal" und so weiter... also alles im Sinne von "jetzt krieg dich mal wieder ein du Heulsuse" ... das ist für diese Leute dann super schwer und oft noch traumatischer als das Trauma selber und hier haben wir als Gesellschaft ein riesen Problem und einen riesen Nachholbedarf in Sachen Wissen.

Und wie ich dann so bin... ich gehe dann immer weiter und schaue mir alles an. Alle Fälle in der Psychiatrie. Und die interessantesten sind jetzt nicht die, bei denen es um Opfer geht (oder das was wir dafür halten), weil hier entweder ein "ist nicht so schlimm" kommt oder es verstanden wird, dass es echt Hilfe braucht. Aber, es gibt bei diesen Fällen nie jemand, der etwas vorschlägt, das diesen Opfern noch weiter und absichtlich schadet. Sie schaden höchstens unabsichtlich. Aber bei Fällen, bei welchen wir als "Täter" einstufen, da werden Verfahren und Vorgehensweisen vorgeschlagen, welche diesen Personen klar und nachweislich schaden (auf psychischer Ebene). Und... na ja... das bringt mich dann halt zum Denken. :-) ... und ja, ich weiss schon, dass viele Leute nicht damit umgehen können, dass Täter auch als Opfer gesehen werden können. Zumindest einige...

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