Spannungspneumothorax Kugelschreiber benutzen?
Hallo, mich würde es echt mal interessieren, ob man als Maßnahme bei einem Spannungspneumothorax nicht auch einen Kugelschreiber (natürlich ohne Mine ;) ), oder irgendeinen anderen Alltagsgegenstand benutzen könnte?
Könnte man, trotz der nicht spitzen Spitze, den Pleuraspalt gut punktieren, oder würde man eher Gefahr laufen, die Lunge zu erstechen?
LG ;)
5 Antworten
Ich glaube nicht, dass es realistisch ist, mit einem Kugelschreiber zwischen den Rippen hindurch durch ca. 6-7 cm Haut, Muskeln und Bindegewebe zu "stechen". Die laienhafte Vorstellung, die Rippen kämen ja quasi direkt unter der Haut und direkt darunter dann die Lunge, verkennt ein Wenig, wie viel "Fleisch" da noch drumrum ist und wie tief man punktieren muss, um zum Pleuraspalt durchzudringen.
Schau dir bitte mal eine orange Venenverweilkanüle an. Die ist 5 cm lang und hat einen Innendurchmesser von 2,2mm - ein Riesending! Und bei Erwachsenen, die nicht halb verhungert daherkommen, zu kurz um zum Pleuraspalt durchzudringen.
Versuche also bitte mal, eine Kugelschreiberhülle durch ein 6 cm dickes Steak zu drücken. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du das hinbekommst.
Weiterhin, wie der SaniOnTheRoad schon anmerkte: Schau dir bitte mal den Brustkorb im anatomischen Atlas an. Dort verlaufen ziemlich viele große Blutgefäße und die eine oder andere wichtige Nervenbahn. Wenn du davon etwas mit deinem Kugelschreiber verletzt, hast du deinem Patienten echt nicht geholfen.
Nein, das geht nicht, die anderen Antworten haben dazu schon alle Begründungen genannt. Mal vom Infektionsrisiko durch den unsterilen Kugelschreiber und rechtlichen Konsequenzen für den Helfer -die Entlastungspunktion ist eine invasive medizinische Maßnahme und damit ihrer Art nach Ärzten vorbehalten, falls ein Arzt nicht zur Verfügung steht, erfolgt sie im Rahmen des Paragraph 4 Absatz 2 Nummer 1 Buchstabe c NotSanG bzw. Paragraph 34 StGB oder anhand von lokalen Standardvorgaben durch die ärztliche Leitung durch einen Notfallsanitäter- ist es schlichtweg in der Praxis nicht möglich diese medizinische Maßnahme mittels eines Kugelschreiber's (sicher) durchzuführen, selbst, wenn man sie beherrscht und jemand der dies tut, der wird erst gar nicht auf die Idee kommen es mit einem Kugelschreiber zu versuchen (Stumpf und zu dick vom Durchmesser, dadurch Gefahr der Verletzung umgebender anatomischer Strukturen wie Rippengefäße- und Rippennerven viel zu groß unsteril).
Wenn dann wäre zu solchen Notrettungsversuchen nur ein Arzt berechtigt, der hat vollkommene Therapiefreiheit.
Da spielt auch eben so viel rechtliches eine Rolle: 1.) Wer ist überhaupt zu der Maßnahme befugt= Arzt oder jemand der es im Rahmen seiner Ausbildung sicher erlernt hat im Rahmen des Pararagraph 34 StGB oder Notfallsanitäter anhand von Standardvorgaben, 2.) Es ist eine Körperverletzung, wenn nicht fachgerechte Durchführung (fachgerechte Durchführung mit einem Kugelschreiber?!) und 3.) Medizinprodukterecht. Mfg.
Hi,
ein Kugelschreiber (oder ein beliebiger anderer Alltagsgegenstand) wäre zur Entlastungspunktion denkbar ungeeignet - vom bloßen Infektionsrisiko dank nicht steriler Materialien abgesehen.
Warum?
- stumpfe Gegenstände sind mal grundsätzlich ungeeignet - hier hat man das Problem, dass man entweder gar nicht bis zum Pleuraspalt kommt, oder eben durch massive Krafteinwirkung umgebende Strukturen verletzt
- durch den großen Durchmesser sind Begleitverletzungen quasi unvermeidbar - Venen, Arterien oder Nerven können so recht leicht getroffen werden und aus dem Spannungspneu wird ein Hämatothorax
Von daher kann man die Idee getrost verwerfen - wenn man das Material zur Diagnostik eines Spannungspneumothorax zur Hand hat, muss man sicher nicht auf einen Kulli zurückgreifen ;-)
LG
Das kann richtig in die Hose gehen.....
Perforation des Lungenfells mit Kollaps der Lunge.....die Entzündungen sind dann das kleinste Problem!
Nein. Das ist ein Fall für den Notarzt und den OP.
Wenn die Lunge kollabiert, weil sie die Luft verliert (der Unterdruck und die Flüssigkeit im Pleuraspalt sorgen für die Stabilität), dann liegt eine massive Einschränkung der Atmung vor....unter diesen Umständen überlebt der Patient nicht lange. Wahrscheinlich noch nicht einmal den Weg bis zum Krankenhaus.
Und dann noch die Verletzungen der Blutgefäße, Nerven usw....
Wäre es in dem akuten Notfall, und natürlich kein Rtw etc. in näherer Umgebung, sinnvoll, um dadurch das Leben des Patienten zu retten?
Mal ganz salopp gesagt: nein.
Warum? Die Chance, den Zustand massiv zu verschlimmern - sprich durch einen Hämatothorax - ist enorm.
Und das Grundproblem ist: ein Spannungspneu ist alles andere als eine "Blickdiagnose". Ohne entsprechendes Equipment und Erfahrung wird es schon mit der Diagnosestellung nichts.
Ich gebe mal zu bedenken: bei Schwerverletzten in der präklinischen Notfallmedizin gibt es unerkannte Spannungspneumothoraces im zweistelligen Prozentbereich. Wohlbemerkt trotz Equipment und Erfahrung.
Die Nadeldekompression ist ein Zeitgewinn, mehr nicht. Wirklich lebensrettend ist ne Thoraxdrainage als definitive Therapie.
Die Gefahr, dass du damit die Lungen verletzen würde , ist geringer als dass er daran stirbt
Wäre es in dem akuten Notfall, und natürlich kein Rtw etc. in näherer Umgebung, sinnvoll, um dadurch das Leben des Patienten zu retten?