Sollten wir aufhören, in der Schule die Klassiker zu lesen, und stattdessen lieber zeitgenössische Literatur lesen?

6 Antworten

Ehrlich gesagt, bin ich froh, dass wir in der Schule nie ein Buch gelesen haben, welches ich auch gerne in meiner Freizeit lese. Meiner Meinung nach ist die Auswahl der Literatur das wesentlich kleinere Problem (und vor allem begründbar), der Umgang mit den Texten allerdings ganz falsch.

Ein Komiker (ich weiß leider nicht mehr wer) hat es mal nett mit dem Sezieren eines schönen Menschen, um herauszufinden, was den Menschen schön macht, verglichen. Und leider ist es genau das.

Stilmittel wie Anapher, Metapher und co habe ich spätestens in der sechsten Klasse kennengelernt. Seitdem kam bis zu meinem Abitur mindestens einmal im Jahr etwas vor, was wir auf Herz und Nieren nach diesen Dingen untersucht haben. Egal ob nun Gedicht oder Buch, am Ende hatten wir Seitenweise geschrieben, jeden Satz in eine Kategorie gepresst und erklärt, welche Wirkung er auf den Leser haben sollen. Das Gleiche wurde auch noch mit den Charakteren gemacht. Am Ende hatte man sich so viel mit dem Text beschäftigt, dass man einfach nur noch genervt sein konnte.

Und warum finden wir es wichtig, dass die Schüler auf diese Art und Weise Texte zerlegen? Für mich ist es bis heute ein Rätsel, weil ich daraus einfach keinen Mehrwert ziehen konnte.

Ich finde es durchaus wichtig, mal über die verschiedenen Stilmittel, etc. zu sprechen, damit die Schüler auch lernen, wie die Sprache sie beeinflusst. Das muss aber nicht zum Sezieren jedes einzelnen Textes führen.

Tatsächlich finde ich es gut, wenn man im Deutschunterricht auch mal darauf eingeht, woraus sich unsere heutigen Romane entwickelt haben. Aus diesem Grund finde ich es durchaus berechtigt, Faust und co in der Schule zumindest teilweise zu lesen und zu besprechen. Ich würde dabei allerdings den Fokus viel mehr auf das Buch als Ganzes legen und den Bezug zur heutigen Literatur und geschichtlichen Ereignissen mehr thematisieren.

Die Klassiker sind häufig für junge Menschen langweilig. Selbst wenn es immer noch relevante Themen sind wie z.B. Rassismus, werden sie häufig altmodisch behandelt und die Sprache verwirrt die meisten wohl eher, als das sie etwas daraus mitnehmen.

Deshalb wäre es besser, wenn wir mehr moderne Bücher lesen, in denen es um wirklich aktuelle Dinge geht, wie z.B. Klimawandel, LGBTQ+,... die uns auch interessieren und die auch für uns verständlich behandelt werden.

Ich denke, dass ein Mix angebracht wäre. Und je nach Schwerpunkt im Deutschunterricht kommt eben z.B. Goethes "Faust" oder eventuell "Damengambit" als kurzweiliger Roman, bekannt aus der Netflix-Serie.


Ghostwriter2  26.01.2022, 17:01
Ich denke, dass ein Mix angebracht wäre. 

Ist das nicht schon der Fall? Zu meiner Schulzeit war das zumindest so, nur war damals "zeitgenössisch", was heute schon als klassisch betrachtet wird.

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Noidea333  26.01.2022, 17:49
@Ghostwriter2

Ja, eben. War bei mir vielleicht auch, glaube ich. Schon zu lange her. Würde es aber gut finden, wenn man mehr Auswahlmöglichkeiten hätte und immer abgestimmt werden sollte, welches Klassische Werk oder welches modernere gelesen werden soll. Am Abendgymnasium später war das glaube ich besser geregelt.

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Hallo Marcubalas003!

Ich würde mir wünschen, dass "das Lesen" etwas wäre, was vor allem Spaß macht und Interesse weckt, mehr zu lesen.

Deshalb ist die Auswahl der Texte nicht unwichtig, aber nur ein Aspekt. Dabei würde ich zum Beispiel nach Texten fragen, die SchülerInnen empfehlen würden. Ich würde auch erfahren wollen, warum sie diese Texte vorschlagen. Die Lehrenden können dann ihre Leseerfahrung und ihr Textwissen beisteuern.

So wäre das Lesen vielleicht etwas, womit sich viele mit Interesse beschäftigen können.

LG

gufrastella

Für die Allgemeinbildung ist beides wichtig!

Aus meiner Sicht gibt es kein "stattdessen", sondern nur "sowohl ... als auch ...".