Sollte das Beamtentum abgeschafft werden?

5 Antworten

Auf gar keinen Fall sollte das Beamtentum abgeschafft werden!

Der öffentliche Dienst ist massiv unterbesetzt. Aber nicht, weil es zu wenig Bewerber gibt, sondern weil eine Vielzahl der Bewerber einfach nicht die nötige Qualifizierung hat.

Die Berufssicherheit und die Pensionen für Ruhestandsbeamte sind das Einzige, was den öD noch annähernd attraktiv machen. Wenn man das Beamtentum und diese Punkte abschafft, gehen nicht nur die Bewerberzahlen runter, sondern es finden sich noch weniger qualifizierte Bewerber für die offenen Stellen als ohnehin schon.

PKV und Beihilfe sind ja schön und gut, allerdings trägt der Beamte seine gesamten Versicherungsbeiträge selbst. Die Beihilfe erstattet nur einen Teil der Behandlungskosten im Krankheitsfall, aber nicht die Versicherungsbeiträge. Auch gibt es eine Vielzahl von Behandlungen, die gar nicht von der Beihilfe erstattet werden. Man darf auch nicht vergessen, dass je nach Zahlungsfrist des Arztes, der Beamte zunächst in Vorleistung gehen muss, ehe er die Erstattung von der PKV und Beihilfe bekommt.

Die nennenswerte Vorteile des Beamtentums sind das sichere und regelmäßige Einkommen, die nahezu Unkündbarkeit und die gesicherte Pension. Allerdings gibt es auch erhebliche Grundrechtseinbußen, die das Beamtentum mit sich bringt. Der bekannteste Nachteil, und für mich der wichtigste Grund für das Beamtentum, ist das Streikverbot. Das Streikverbot soll die Handlungsfähigkeit des Staates sicherstellen. Nicht auszudenken, wenn in der gesamte öD geschlossen Streiken würde. Hier nur ein paar Beispiele dafür:

  • Straftäter kommen frei, weil eventuelle Fristen verpasst werden.
  • Häftlinge in den JVAs würden nicht bewacht werden.
  • die einheimische Wirtschaft würde vor Produktpiraterie nicht geschützt werden, und der Import von anderen illegalen Waren könnte massiv zunehmen.
  • Die Strafverfolgung wird nicht aufgenommen.
  • die Berufsfeuerwehr würde bei Einsätzen nicht ausrücken.
  • Sozialleistungen (Sozialhilfe, Arbeitslosengeld, Hartz IV) würden nicht ausgezahlt werden.
  • Schulen wären komplett geschlossen.
  • Vollstreckungstitel würden von Gerichtsvollziehern nicht durchgesetzt werden.
  • Sämtliche Bürgeranträge würden nicht bearbeitet werden.

Es bedarf einer zuverlässigen Verwaltung, damit der Staat in allen Bereichen handlungsfähig bleibt. Deswegen braucht es auch dort Beamte, und nicht nur bei Polizei, Justiz, Zoll und Feuerwehr.

Jedes Mal, wenn bei der Post oder der Bahn gestreikt wird, ist das Geschrei nach den Beamten groß.

Die Dienstherrn könnten gar nicht so viel Geld bezahlen, damit die Beschäftigten im öD auf das Streikrecht verzichten würden.

Weiterhin sind Beamte in der Meinungsfreiheit, in Bezug auf öffentliche, politische Meinungsäußerungen, sowie in der Religionsfreiheit erheblich eingeschränkt. Sowohl die genannten Vor- als auch die Nachteile gehören zu den hergebrachten Grundsätzen des Berufsbeamtentums, die in Art. 33 Abs. 5 GG verankert sind. Auch privates Fehlverhalten kann für Beamte disziplinarische Konsequenzen haben.

Ob eine Abschaffung des Beamtentums wirklich günstiger wäre, wage ich zu bezweifeln. Man darf nicht vergessen, dass der Staat dann für die knapp 1,7 Millionen "Ex"-Beamten, die es dann ja wären, dauerhaft die Arbeitgeberanteile in die Sozialversicherung einzahlen müsste. So würde Staat immer zahlen, egal ob man gesund oder krank ist, und nicht nur im Krankheitsfall durch die Beihilfe. Auch müssten die Bruttobezüge in Gänze angehoben werden. Beamte haben zwar mehr Netto vom Brutto, aber dafür generell ein geringeres Bruttoeinkommen. Die Bruttobezüge sind geringer, weil schon im Vorfeld das Geld für die Pensionen zurückgestellt wird.

Angestellte, die durch verfassungsfeindliche Äußerungen und/oder Symbole auffallen, sind zum Teil schwieriger zu entlassen als Beamte.

Die aktive Besoldung vor allem im höheren Dienst für Volljuristen ist nicht besonders attraktiv. Kaum jemand will nach 5 Jahren Regelstudienzeit plus 2-jährigen Referendariat mit Besoldungsgruppe R1 und ca. 4.500 Euro brutto (in NRW) als Staatsanwalt oder als Führungskraft in A13 mit etwas mehr als 4.400 Euro brutto (NRW) einsteigen, wenn man in Großkanzleien deutlich mehr verdienen kann.

Vielleicht hältst du mich nicht für objektiv genug, weil ich selbst Beamtin bin, aber meine Meinung ist, dass das Beamtentum unverzichtbar ist. Das ist zwar jetzt leicht zu sagen, aber das wäre auch meine Meinung, wenn ich nur Angestellte im öD wäre, oder es mit einer Karriere im öD überhaupt nicht geklappt hätte.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Zollbeamtin / Beamtin im gehobenen Zolldienst

Horus737  06.02.2023, 17:46

Der Staat braucht die Beamten, gerade in Notzeiten. Die staatliche Verwaltung (Polizei, Lehrer, Kommunale Putzdienste, etc.) würde zusammenbrechen und ein Elend entstehen wie in den Staaten der Dritten Welt.

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Die Befürworter sind nur so lange dafür, bis die Tarifbeschäftigten im öffentlichen Dienst oder bei der Bahn mal wieder streiken, plötzlich wird geschätzt, was man an der Institution der Beamten hat ...

Hat sich schon bewährt, wenn nicht alles den Märkten untergeordnet wird. Meiner Meinung nach müsste das Beamtentum sogar wieder weiter ausgebaut werden auf den gesamten Bereich der Daseinsvorsorgeinfrastruktur.

Nein. Das macht den Beruf attraktiver. Zudem ist das bei dem Lehrermangel extrem kontraproduktiv.

LG dein Finger

Grundsätzlich nein.

Nur müsste die Anzahl deutlich gesenkt werden. Lehrer z.B. gehören nicht in den Status.