Soll ich im Bewerbungsgespräch erwähnen dass ich das Asperger Syndrom habe?
Ich habe das Asperger Syndrom, eine sehr milde Form des Autismus.
Während ich dadurch in meinen Fähigkeiten keineswegs eingeschränkt bin, zeige ich dennoch einige der typischen Symptome die mit Asperger verbunden sind.
Ich bin Einzelgänger und extrem introvertiert. Der Umgang mit anderen Menschen fällt mir schwer, ich kann ihre Reaktionen oft nicht richtig einschätzen und weiß nicht wie ich mich korrekt verhalten soll, weshalb mein Verhalten oft als "sonderbar" wahrgenommen wird. Auch habe ich leichte motorische Ungeschicklichkeiten.
Ich habe mich als Laborant beworben einfach aus dem Grund weil ich dazu die nötigen Fähigkeiten besitze, wenn mir auch ein wirkliches Interesse an den Naturwissenschaften fehlt genauso wie bei Informatik und ich vorallem dadurch nicht in ständigem Kontakt zu anderen Menschen sein muss und Rethorik keine so große Rolle spielt wie zum Beispiel in einem kaufmännischen Beruf. Ja mir ist bewusst, dass das nicht sonderlich ausschlussreichr Gründe sind aber was soll ich denn tun. Gibt eben nicht sonderlich viele Ausbildungsberufe wo soziale Kompetenzen nicht zu den höchsten Anforderungen zählen.
Aber egal wo, die Anforderungen bei Ausbildungen sind immer die gleichen: Teamfähigkeit, offener Umgang mit anderen etc. Kurz gesagt sozial sein, etwas was ich nicht bin und auch nie sein werde.
Und ich bin es einfach so leid mich ständig als etwas zu präsentieren was ich auf grundlegender Ebene nicht bin und es ist immer wieder schmerzhaft zu sehen, dass Menschen wie ich keinen hohen Stellenwert in der Berufswelt (oder der Gesellschaft allgemein) haben und uns oft überhaupt erst keine Chance gegeben wird weil wir eben den "falschen" Eindruck hinterlassen und automatisch als inkompetent eingestuft werden nur weil uns die sozialen Kompetenzen fehlen, obwohl wir doch dieselben Fähigkeiten und Qualifikationen besitzen wie andere Bewerber und diese sogar in einigen Spezialgebieten übertreffen können.
Ich entschuldige mich für diesen kleinen Rant aber ich musste mir das einfach alles von der Seele reden.
Meine Frage ist also, sollte ich im Bewerbungsgespräch erwähnen, dass ich Aspergers habe? Sollte ich einen Nachweis von meinem Psychologen mitbringen?Verringern sich dadurch automatisch meine Chancen angestellt zu werden? Können Menschen wie ich überhaupt Erfolg in einem Ausbildungsberuf haben?
4 Antworten
Das ist schwer, es gibt Betriebe die wollen eine gewisse Quote erfüllen und die könnte man dann offen Ansprechen, ob sie dir als Mitarbeiter eine Chance geben wollen um diese Quote zu erfüllen.
Wenn das aber in der Stellenbeschreibung nicht ausdrücklich erwähnt wurde (meist der Satz; "Behinderte werden berücksichtigt/bevorzugt...") dann wird es wohl er ein Stein als ein Sprungbrett sein.
Also ich würde sagen, wenn es deine Arbeit nicht beeinflusst, dann musst du es ja auch gar nicht sagen. Wenn andere dich als "komisch" oder "unfreundlich" wahrnehmen, ok, das ist nicht gut, aber auch nichts was die Arbeitsabläufe stören wird.
Anders als wenn durch deine schlechtere Motorik ständig Reagenzgläser zu Bruch gehen.
Also wenn du denkst, deine Neurologische Entwicklungsstörung könnte den Betrieb aufhalten, dann würde ich es schon erwähnen und vielleicht erstmal eine Probearbeit vereinbaren
Ich weiß das Asperger keine Behinderung per se ist, aber doch eine tiefgreifende Neurologische Entwicklungsstörung und deswegen würde ich da schon von ausgehen das das mitunter auch gemeint ist.
Sollte ich zum Gespräch auch einen Nachweis von meinem Psycholgen mitnehmen oder nur erwähnen und kurz schildern?
Der Nachweis ist schon gut, Schwarz auf Weiß ist immer besser.
Ich möchte einfach nicht zu viel Aufmerksamkeit darauf lenken, da mich das nicht als Person definiert
Das ist verständlich, aber es ist nun einmal etwas das zu deiner Person gehört. Und es kann deine Arbeit halt beeinflussen. Stell dir nun mal vor du wärst Farbenblind, damit kann man zwar auch Arbeiten, aber wenn dir gesagt werden würde; Kippen sie mal die rote Chemikalie mit der blauen Chemikalie zusammen" hättest du ein Problem und könntest etwas verderben das den Betrieb viel Geld kostet. Deswegen ist es einfach fair direkt mit offenen Karten zu spielen.
Da man mit Asberger bzw,.Autismus höchstwahrscheinlich einen Behinderungsgrad hat,musst du es erwähnen..hast du keinen und es macht sich nicht groß bemerkbar,musst du es nicht zwangsläufig erwähnen...nur als Laborant musst du motorische Fähigeiten besitzen.. Es gibt extra beratungsstellen,die Menschen mit Asberger, Tourette usw. vermitteln...da müsste man mal googeln
Ich würde dir unbedingt dazu raten, es zu erwähnen und zu erklären. Ansonsten wirkst du eben echt nur "komisch" auf die anderen Menschen und ja, damit würdest du nicht in die engere Auswahl kommen. Aber wenn du erklärst, was die Ursache ist, dann wirst du mit hoher Wahrscheinlichkeit auf wesentlich mehr Verständnis stoßen, weil die anderen Menschen deine "komischen" Reaktionen und Verhaltensweisen dann eben einordnen können!
Die Probleme in der Motorik sind allerdings als Laborant durchaus ein größeres Problem. Du hantierst dort mit teuren, empfindlichen Gerätschaften und eventuell mit potentiell gefährlichen Chemikalien. Da ist es schon ein Problem, wenn du keine ruhigen Hände, kein "Fingerspitzengefühl" oder andere motorische Einschränkungen hast...
Zudem liest es sich so, als wüsstest du gar nicht, was du beruflich wirklich willst. Du bist anscheinend ja nur nach dem Ausschlussprinzip bisher vorgegangen, oder?
Mein Tipp wäre, dass du herausfindest, wo deine Stärken und Talente liegen - und welche Berufe dazu passen könnten! Und wenn du dich dann um Ausbildungsplätze dafür bewirbst, ignoriere die Sache mit den sozialen Kompetenzen in den Stellenausschreibungen einfach ein wenig. Zumindest bei Berufen, die jetzt nicht wirklich extrem viel mit Kundenkontakt oder Sozialem zu tun haben (wobei die ja ohnehin nicht so weit vorne in deiner Liste landen sollten, oder?). Stellenausschreibungen suchen immer eierlegende Wollmilchsäue und sind oft nicht kreativer als viele Bewerbungsanschreiben, sondern auch einfach nur eine wilde Aneinanderreihung der Buzzwords im Bereich der Soft Skills ;).
Ich wollte mit den Erwähnung der motorischen Ungeschicklichkeiten nicht vermitteln dass ich ein kompletter Tollpatsch bin und immer alles fallen lasse oder gegen Wände laufe etc. Ich habe gelernt diese Ungeschicklichkeiten zum Großteil zu kontrollieren, nur erfordert das ein höheres Maß an Konzentration als bei manch anderem.
Und kriegst du das mit der höheren Konzentration dann wirklich fünf Tage pro Woche, acht Stunden pro Tag, hin? Und WILLST du das auch?
Ja, das ist definitiv erwähnenswert, wenn es sich eben so sehr von anderen unterscheidet. Du würdest ja auch erzählen, dass du z.B. Asthma hättest, damit sie sich nicht wundern, wenn du auf einmal einen Anfall erleidest. Beim Asperger besteht die Möglichkeit, dass sie sich auch wundern.
Wenn du deinem Gegenüber im Bewerbungsgespräch vermitteln kannst, dass du eben bloß Asperger hast und nicht inkompetent bist, sollten deine Chancen komplett gleichgesetzt mit den Anderen sein.
Das hat nicht immer was mit Intoleranz zu tun, sondern meist auch mit Unwissenheit, wenn ich eine Person einstelle, die Angepasste Arbeitsbedingungen braucht, sei es Arbeitsmaterial oder einfach nur mehr Urlaubstage, dann kostet den Arbeitgeber dies Geld, das kann er sich aber meist auch von Verband zurückholen und er bekommt sogar noch was dazu, aber den meisten ist der Aufwand zu hoch.
In einer Stellenanzeige wird erwähnt, dass Schwerbehinderte mit den selben wesentlichen Fähigkeiten bevorzugt werden. Allerdings ist Asperger keine Schwerbehinderung. Oder werden damit alle gemeint die mit gewissen Benachteiligungen zu tun haben?