Soll die Schlange im Garten Eden der Teufel sein und wenn nicht, was hat sie für eine Motivation?

11 Antworten

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Der christliche "Teufel" kann mit dieser Schlange nicht gemeint gewesen sein, denn der war zum Zeitpunkt der Abfassung dieser Geschichte noch garnicht erfunden. Die Figur "Satan" erfüllt im Alten Testament eine völlig andere Funktion - "Satan" ist im AT kein Gegner "Gottes". Siehe das Buch Hiob.

Die Autoren müssen mit der Schlange also einen anderen Hintergedanken verfolgt haben. Möglicherweise sollte man diesen "Paradiesbericht" als eine Art "Intro" für die kommenden Ereignisse betrachten?

Die "Schlange" könnte zum Beispiel ein Symbol für das Reich Ägypten sein. Schlangen galten den Ägyptern als heilige, verehrungswürdige Tiere.

Dsraus würde sich ergeben:

"Adam" & "Eva" = der glückliche, "gott"-getreue "Ur"-Mensch.

"Das Paradies / Der Garten Eden" = die "alte Heimat", in der es den Menschen gut ging und in der sie frei leben konnten. Vielleicht ein Hinweis auf mögliche mesopotamische Wurzeln der Hebräer (Abraham kam aus Ur in Chaldäa)? Die Bezeichnung als "Garten" ist hier interessant. Gärten waren z.B. in Babylon und zuvor vielleicht auch bei den Sumerern beliebt. Interessant ist auch, dass der Garten in der Bibel eindeutig als östlich des späteren "Heiligen Landes" gelegen beschrieben wird, nämlich bei den Flüssen Euphrat und Tigris. "Adam" und "Eva" waren also Iraker.

"Die Schlange" = eine fremde, böse, gottlose Macht, die den naiven "Ur-Gläubigen" mit Lügen und falschen Versprechungen von Gott weglockt und ins Unglück stürzt. Hierbei würden sich die Ägypter sehr stark anbieten: zum einen Wegen der Schlange selbst, als Symbol des Pharao und der fremden Religion. Zum anderen wegen der späteren Berichte: die Israeliten lebten zunächst frei in Ägypten, wurden aber später versklavt und brutal unterdrückt.

Letzten Endes werden wir nicht mehr zu 100% feststellen können, welche Botschaft die Schreiber dieser Geschichte der Nachwelt hinterlassen wollten. Auch meine Idee ist letztlich nur Spekulation. Die christliche Interpretation ist aus meiner Sicht in jedem Fall falsch, da sie schon anachronistisch aufgebaut ist und dem uralten, jüdischen Schöpfungsmythos christliche Theologie unterjubelt.


Jackanapes 
Beitragsersteller
 24.08.2020, 17:21

Eine sehr interessante Interpretation

Ich stimme auch zu, dass Gott den Satan im Buch Hiob wirklich nicht wie einen Feind oder auch nur wie einen Ausgestoßenen behandelt

Indecisive  24.08.2020, 20:57
@Jackanapes

Es gibt noch viele andere Ideen, wie die Geschichte zu verstehen ist. Einige gehen in die psychologische Richtung, betrachten die "Schlange" als Symbol für negative, menschliche Emotionen wie Gier und Maßlosigkeit. Auch sexuelle Deutungen waren in der Vergangenheit sehr beliebt.

Richtig, "Satan" wurde im Judentum auch nie als "Feind Gottes" betrachtet. Für gläubige Juden ist allein der Gedanke, dass es ein negatives Geistwesen geben könnte, das gegen "Gott" agiert, Blasphemie.

"Satan" erfüllt im AT sozusagen die Rolle des "Staatsanwaltes". Er versucht, "Gott" (in diesem Beispiel der "Richter") von der Schuld und Verderbtheit des Menschen zu überzeugen. Die Rolle als "Gegner Gottes", der eigenständig Menschen zum Bösen verführt oder gar gegen seinen Herren kämpft, wurde ihm erst im Christentum zugewiesen.

Falls es aber nicht der Satan war, was war denn dann überhaupt die Motivation der Schlange, den Sündenfall auszulösen?

Der beste Ansatz der mir da untergekommen ist, ist das Gespräch zwischen Eva und der Schlange als einen erzählerisch nach aussen projezierten inneren Konflikt zu betrachten. Die Schlange ist dafür wegen ihres Aussehens und ihrer (teils auch nachgesagten) Eigenschaften die perfekte Option. Aber auch Eva als diejenige, die diesen inneren Konflikt hat, ist erzähltechnisch die bessere Wahl, denn Gott hat das Gebot von jenem Baum nicht zu essen zu Adam gesprochen. Eva war nicht dabei, sie hat dieses Gebot aus zweiter Hand gehört. Daher ist sie anfälliger für einen solchen Konflikt, für eine solche Versuchung.

Satan, Teufel, Lucifer etc.pp kennt das Judentum bzw. Tanach nicht, also gibt es nicht, die aelteste monotheistische Religion ueberhaupt.

Ebernso wenig Verfuehrer oder Entzweier bzw. Diabolo. Steht jedenfalls nirgends im Urtext, da ist es schlecht zu beweisen, dass das da nicht drin steht.

Es gibt jedoch den Anklaeger, wie man auch leicht aus Hiob heraus lesen kann. Also der Typ, der alle Naselang zu G'tt rennt und Menschen verpetzt.

Auch lernen wir aus unseren (juedischen) Schriften, alles was geschehen soll, ausnahmslos alles, bedarf es vorher G'ttes Einwilligung. Kommt kein OK, passiert es auch nicht. Daher kann ein Widersacher G'ttes auch nicht eigenes schaffen und an dem Schoepfer sozusagen vorbei schmuggeln. Dazu gehoert auch die Schlange.

Die Schlange war listiger als alle anderen Tiere (Bereshit 3,1), was offensichtlich in ihrer Natur lag, und ging auf mindestens 2 eigenen Beinen und frass irgendwas anderes, nur nicht das was sich direkt auf der Erde bewegt, stellvertretend fuer "Staub", denn nach dem Fluch G'ttes wurde sie dazu verflucht, auf dem Bauch zu kriechen und Staub zu fressen. (Bereshit 3,14)

Das duerfte dann auch der Anlass gewesen sein, dass die Schlage ein wenig intelligenter, aber auch als neugieriger und mit einer gewissen Falschheit erschaffen wurde. Der Mensch wurde mit einem freien Willen erschaffen und ich denke, dafuer wurde die Schlange erschaffen, dass der Mensch auch Nein sagen kann.

Haetten also Adam und Eva nicht auf die Schlange am Schoepfungstag des Menschen gehoert, die Schlange haette ewig den Menschen in den Ohren gelegen, die verbotene Frucht zu probieren. Weil, das in ihrer Natur der Schlange lag, wie G'tt sie erschuf, das zu tun.

Die Schlange hatte also vor dem Fluch einen eigenen freien Willen, aus eigener unstillbaren Neugierde heraus zu verfuehren oder es nicht zu tun. Das sie einen eigenen freien Willen hatte zeigt, dass sie auch nach der Tat verflucht wurde. Es ist ja auch unlogisch jemand zu bestrafen, der keinen eigenen freien Willen hat, oder?

Die Feindschaft zwischen Schlange und Mensch zeigt auch, ihr wurde der freie Willen genommen und war dazu verdonnert, als Feinde des Menschen weiter zu leben.

Also, Motivation der Schlange war, die Art wie sie erschaffen wurde: selber hoechst Neugierig und listig.

Mir fehlt hier allerdings die Zusatzfrage, nach der Motivation der Frau und dann die des Mannes. Denn im Prinzip lief alles auf das Gleiche hinaus.

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Zur Natur eines Tieres fallt mir diese Geschichte ein, die ich irgendwo mal hoerte: Da war ein Fluss und ein Skorpion konnte nicht ueber den Fluss, wollte aber rueber. Da kam eine Ratte, die konnte schwimmen. Der Skorpion machte den Vorschlag, auf dem Ruecken der Ratte ueber den Fluss zu kommen. Die Ratte wehrte ab, weil die Gefahr zu gross war, dass der Skorpion die Ratten sticht und beide ertrinken. Der Skorpion entgegnete dem, er wolle lebend ueber den Fluss kommen, warum sollte er also stechen? Die Ratte glaubte danach dem Skorpion, aber auf der Mittel des Flusses stach der Skorpion die Ratte, die dann schrie: "Warum hast du das gemacht, jetzt ertrinken wir beide?" und der Skorpion sagte :"Ich habe gestochen, weil das in meiner Natur liegt. So wurde ich erschaffen."

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Haredischer (ultraorthodoxer) Jude

da der teufel (luzifer) von gott geschaffen wurde, kann der gar nicht böse sein.

symbolisch erscheint er in schlangenform

er wurde geschaffen, um die menschen zu versuchen.

und das betrachten NUR die menschen als böse, und das nur, weil sie die folgen einer versuchung tragen müssen, auf die sie reingefallen sind.

und dabei ahnen die menschen nicht, daß sie nur durch das reinfallen neues lernen.

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 - (Religion, Gott, Glaube)

Dario100  24.08.2020, 20:59

Freier Wille. Luzifer hat sich gegen seinen Vater gewandt und wurde verstoßen. Er ist der König hier auf Erden und wir sind mit ihm hier, da wir auf ihn gehört haben und nicht auf Gott (Sündenfall)

>Fragen von Lesern

Hatte die Schlange, die zu Eva sprach, Beine?

Gemäß dem Bericht in 1. Mose 3:14 sagte Jehova Gott zu der Schlange, die Eva im Garten Eden betrogen hatte:

„Weil du diese Sache getan hast, bist du das verfluchte unter allen Haustieren und unter allen wildlebenden Tieren des Feldes. Auf deinem Bauch wirst du kriechen, und Staub wirst du fressen alle Tage deines Lebens.“

Die Bibel sagt hier nicht, das Tier, das benutzt wurde, um Eva zu verleiten, habe erst Beine besessen und diese später verloren. Manche deuten 1. Mose 3:14 in diesem Sinn, doch aus dem Bericht geht keineswegs hervor, dass Schlangen vor besagtem Fluch Beine hatten. Warum nicht?

In erster Linie, weil sich Jehovas Urteilsspruch eigentlich an Satan richtete — an das unsichtbare Geistwesen, das dieses Tier einfach für seine Zwecke gebraucht hatte. Die Bibel nennt Satan den „Vater der Lüge“ und „die Urschlange“. Beide Bezeichnungen spielen offenbar auf die erwähnte Begebenheit an, bei der Satan durch ein sichtbares Tier — eine Schlange — zu Eva sprach und sie dazu brachte, Gottes Gebot zu übertreten (Joh. 8:44; Offb. 20:2).

Schlangen sind Geschöpfe Gottes, denen Adam offenbar noch vor Satans Täuschungsmanöver einen Namen gegeben hatte. Die einfache Schlange, die vermeintlich zu Eva sprach, traf keine Schuld. Die Schlange konnte weder wissen, dass Satan sie manipulierte, noch konnte sie das Urteil verstehen, das Gott über diejenigen fällte, die ungehorsam gewesen waren.

Warum sprach Gott dann von einer körperlichen Erniedrigung der Schlange? Das natürliche Verhalten einer Schlange, ihr Kriechen auf dem Bauch und ihr Züngeln, als ob sie Staub lecken würde, stellte treffend Satans erniedrigten Zustand dar. Er, der einst als einer der Engel Gottes eine erhabene Position eingenommen hatte, wurde in den Zustand erniedrigt, den die Bibel als Tartarus bezeichnet (2. Petrus 2:4).

Außerdem würde der erniedrigte Satan dem „Samen“ Gottes „die Ferse zermalmen“ — vergleichbar mit einer Fersenwunde, die eine buchstäbliche Schlange einem Menschen zufügen kann (1. Mose 3:15).

Wie sich zeigte, war der primäre Teil des erwähnten Samens Jesus Christus, der durch Satans Handlanger vorübergehend zu leiden hatte. Doch der Kopf der symbolischen Schlange wird schließlich endgültig durch Christus und seine auferstandenen gesalbten Gefährten zermalmt werden (Römer 6:20).

Der Fluch, den Gott an die sichtbare Schlange richtete, beschreibt daher passend die Erniedrigung und spätere Vernichtung der unsichtbaren „Urschlange“, Satans des Teufels.<

[Quelle: „Wachtturm“ 07, 1.6., S. 31]


Desmodo  26.08.2020, 15:54

VORSICHT! Das ist eine bekannte Falschlehre der Wachtturm-Organisation.