Sokrates und seine philosophie... (:

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Marcus Tullius Cicero, Tusculanae disputatione 5, 10:
Socrates autem primus philosophiam devocavit e caelo et in urbibus conlocavit et in domus etiam introduxit et coegit de vita et moribus rebusque bonis et malis quaerere.

„Sokrates aber hat als erster die Philosophie vom Himmel herabgerufen und in den Städten angesiedelt und sie in die Häuser hineingeführt und gedrängt, über das Leben und die Sitten und das Gute und Schlechte Untersuchungen anzustellen.“

Cicero schreibt Sokrates lobend zu, in der Ausrichtung der Philosophie eine Wende vollzogen zu haben. Sokrates habe als erster moralische Fragestellungen zum Thema philosophischen Nachdenkens gemacht und damit Philosophie eng mit dem praktischen Leben verbunden.

Cicero erklärt nicht Sokrates, sei der erste oder der erste bedeutende Philosoph gewesen, sondern Sokrates habe sich als erster mit Ethik (Erforschung/Untersuchung des Lebens und der Sitten, Frage, was das Gute und Schlechte ist) beschäftigt.

Damit grenzt er ihn von der vorausgegangenen Philosophie ab, die sich, wie vorher aussagt, mit Mathematik (Zahlen) und Naturphilosophie/Kosmologie (Bewegungen, Ursprung/Entstehung und Ende aller Dinge) beschäftigt haben, darunter eifrig mit Astronomie (Größe, Abstände und Bahnen der Gestirne). Dabei ist an die Vorsokratiker zu denken (bei der Mathematik insbesondere an die Pythagoreer). Den thematischen Wechsel verdeutlicht die Bemerkung über das Herunterrufen vom Himmel.

Sokrates hat nach Cicero einen ganz anderen Bereich der Philosophie in den Mittelpunkt des Interesses gestellt. Zu denken ist an Fragen wie die, was das Gerechte sei. Die Abgrenzung wird von der „alten Philosophie“ (antiqua philosophia) vorgenommen. Die Sophisten, die sich schon vor Sokrates auch mit praktischer Philosophie befaßt haben, werden von Cicero an dieser Stelle ausgelassen.


Albrecht  19.11.2012, 21:32

Bei dem neuen Thema der Philosophie rücken der Mensch ins Zentrum. Die philosophischen Überlegungen richten sich auf das Leben der Menschen. Dies wird mit dem Hineinbringen in Städte und Häuser, also von Menschen bewohnte Orte - im Gegensatz zum Himmel - bildlich veranschaulicht.

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Im Prinzip teilt man - wenn auch zu Unrecht - in der Philosophiegeschichte ein in Vorsokratiker und Philosophie nach Sokrates. Das zeigt, dass vielen Sokrates als die Lichtgestalt der Philosophie gilt. Cicero, ein Römer und Zeitgenosse des Julius Cäsar, von dem dieses Zitat stammt, hatte Philosophie in Athen an der Akademie betrieben, der kritischen Schule dort als Nachfolgeorganisation von Sokrates und Platon. Dass Cicero also den Urvater der von ihm bevorzugten Philosophieschule für DEN PHILOSOPHEN erklärt, ist verständlich. Tatsächlich aber gehört Sokrates in den Kreis der Sophisten, umherziehenden Philosophen, die ähnlich wie Sokrates aufgetreten sind. Die Sophisten insgesamt haben nach dem Satz des Protagoras: "Der Mensch ist das Maß der Dinge." den Menschen in den Mittelpunkt ihrer Überlegungen gestellt, während die sogenannten Vorsokratiker mehr der Naturerforschung nachgingen und Fragen nach dem Sein und der Entstehung und Existenz des Kosmos stellten. Dass sich die Philosophie von der Kosmologie den Menschen und ihren Problemen zugewandt habe, ist die Aussage Ciceros.

Cicero hat nur bisschen Propaganda für Sokrates gemacht. Es gab noch genug andere große antike Philosophen.

Er war der erste, der aufgehört hat, wie die Vorsokratiker nur die Natur im stillen Kämmerlein zu erforschen, sondern er hat den Menschen in den Vordergrund gestellt.

das heißt, dass Sokrates der erste Philosoph, der erste bedeutende Philosoph gewesen ist! Nichts anderes,.. Die erste Person, die sich mit solchen Dingen beschäftigt hat und die Menschen zum eigenen Nachdenken angeregt hat! lg, lea