Sind Thunfische Säugetiere?

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Die Thunfische (Thunnus) sind keine Säugetiere, sondern sie sind Echte Knochenfische (Teleostei) und gehören damit zu den Strahlenflossern (Actinopterygii). Die Strahlenflosser sind die Schwestergruppe der Fleischflosser (Sarcopterygii), zu denen neben zwei Arten der Quastenflosser (Latimeria) auch die aus drei Gattungen bestehenden Lungenfische (Dipnoi) sowie sämtliche Landwirbeltiere (Tetrapoda) inklusive der Säugetiere (Mammalia) gehören. Innerhalb der Knochenfische sind die nächsten Verwandten der Thunfische die Makrelen.

Thunfische zeichnen sich durch eine Besonderheit in ihrem Stoffwechsel aus, denn sie sind, anders als die meisten Fische, zumindest partiell endotherm, d. h. sie erzeugen ihre Körperwärme von innen heraus selbst - genau wie Säugetiere. Möglich macht das ein besonderes Blutgefäßssystem, das so genannte Wundernetz (Rete mirabile). Für gewöhnlich ist es so, dass sich eine Arterie (ein vom Herz abführendes Blutgefäß) in ein Netz vieler kleiner Äderchen (Arteriolen, Kapillaren) verzweigt, die sich schließlich in einer Vene (ein zum Herz hinführendes Blutgefäß) vereinen. Bei einem Wundernetz ist das anders, hier verzweigt sich eine Arterie und bildet ein dichtes Netz aus feinsten Äderchen, die sich aber anschließend wieder in einer weiteren Arterie sammeln. Das Wundernetz ist dabei eng assoziiert mit der Rumpfmuskulatur. Wenn das Blut durch das Wundernetz strömt, nimmt es dabei die durch die Muskelaktivität entstehende Wärme nach dem Gegenstromprinzip auf und leitet sie an den Körperkern, vor allem an das Gehirn und die Netzhaut weiter. Somit liegt die Temperatur im Körperkern bei Thunfischen stets etwa 9 bis 12 °C über der Umgebungstemperatur. Am effizientesten funktioniert dieses Prinzip bei den größten Arten der Thunfische. Das hat vor allem zwei Gründe. Zum einen haben große Tiere eine höhere Muskelmasse, die entsprechend mehr Wärme erzeugen kann. Zum anderen nimmt das Volumen eines Körpers mit dritter Potenz zu, während die Körperoberfläche nur mit zweiter Potenz steigt. Dadurch wird die Körperoberfläche, also genau die Fläche, über die ein Tier Wärme an seine Umgebung abgibt, in Relation zum Volumen mit zunehmender Körpergröße immer kleiner. Folglich geben große Tiere über ihre Oberfläche auch weniger Wärme im Verhältnis zu ihrem Volumen ab.

Auch Säugetiere sind endotherm. Man darf aber nicht den Fehler begehen und deswegen annehmen, Thunfische seien mit Säugetieren näher verwandt als andere Strahlenflosser oder sie seien gar selbst Säugetiere. Wenn es um Verwandtschaft geht, zählt einzig eine gemeinsame Stammesgeschichte. Säugetiere und Thunfische (und übrigens auch die andere große Gruppe der warmblütigen Landwirbeltiere, die Vögel(Aves)) haben den endothermen Stoffwechsel jedoch nicht von einem gemeinsamen Vorfahren erworben, sondern unabhängig voneinander entwickelt. Man spricht dann von konvergenter Evolution.

Wenn wir eine Verwandtschaftsgruppe, z. B. die Säugetiere, definieren wollen, müssen wir deshalb nach Merkmalen suchen, die in dieser Evolutionslinie neu entstanden sind. Diese Merkmale nennt man abgeleitete Merkmale oder Apomorphien. Der Ursprungszustand wird dagegen als Plesiomorphie bezeichnet. Apomorphien sind also Merkmale, die nur innerhalb der Verwandtschaftsgruppe vorkommen.
Bei den Säugetieren zählen zu den Apomorphien u. a.: Fell, Milchdrüsen, ein sekundäres Kiefergelenk und drei Gehörknochen (Hammer, Amboss und Steigbügel) im Mittelohr.
Wenn man die Apomorphie Fell betrachtet heißt das ganz konkret, dass jedes Tier mit einem Fell ein Säugetier ist und um Umkehrschluss, dass es kein Tier mit Fell gibt, das kein Säugetier ist.
Es kann allerdings Säugetiere geben, die kein Fell haben. Sie haben ihr Fell sekundär wieder verloren, sie stammen demnach von Vorfahren ab, die selbst einmal ein Fell hatten. Zu ihnen gehören beispielsweise die Wale (Cetacea), die manchmal fälschlich als "Walfische" bezeichnet werden. Es sind aber in Wirklichkeit echte Säugetiere, die sich wieder an ein Leben im Wasser angepasst haben. So säugen Wale ihre Jungtiere mit Milch und müssen, weil sie mit Lungen atmen, regelmäßig an die Oberfläche und Luft holen. Wie alle Säugetiere haben Wale auch drei Gehörknochen (Knochenfische haben nur einen, somit auch der Thunfisch) und ein sekundäres Kiefergelenk. Ihre Flossen sind das Resultat einer Anpassung an den Lebensraum Wasser, sie sind aber nicht mit den Flossen von Fischen zu vergleichen, anatomisch völlig anders aufgebaut und daher ebenfalls ein Zeichen konvergenter Evolution.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

Nein, das sind ganz normale Fische, die sich durch Ablaichen vermehren und die Wechselwarm sind. Die Jungfische müssen sich nach dem Schlüpfen auch von alleine ernähren.

Nein, er zählt zu den Raubfischen. Säuger sind die Fische, die an die Oberfläche müssen zum Atmen, wie etwa Wale und Delfine.


PatrickLassan  17.01.2020, 09:20

Etwas unglücklich formuliert, denn Säuger bzw. Säugetiere sind eben keine Fische.

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Goldstueck811  17.01.2020, 09:28
@PatrickLassan

Dann mach mer´s so: Meeressäuger sind Tiere, die sich an das Leben im Wasser angepasst haben, jedoch zum Luft holen an die Wasseroberfläche müssen, da es keine Kiemenatmer sind.

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Nein, Thunfische sind Fische und keine Säugetiere. Delphine und Wale sind dagegen keine Fische, sondern Säugetiere.