Sind Pferderennen nicht grausam?

8 Antworten

Nicht per se. Ich kenne einen Rennbahn-Züchter und Trainer, dem ich jederzeit ein Pferd abkaufen würde, wenn ich nicht eher andere Pferdetypen haben wollen würde, also für mich bitte Gebäudetyp zwar schmal und schnelle Beine, aber doch bitte ein bisschen Dressurveranlagung - wo sich nicht jedes schnelle Rennpferd leicht tut. Wer weiß, ob ich nicht später mal ein Pferd von ihm besitze, aktuell haben wir genug.

Es gibt aber auch bei den Rennbahntrainern welche, deren Pferde ich nicht haben wollen würde, weil ich weiß, dass die alles andere als unverbraucht sind. Solche gibt es aber auch unter den Freizeitzüchtern und -trainern und in jeder Pferdenutzung. Man muss immer auf den einzelnen Fall sehen und darf nicht pauschal etwas verurteilen, nur weil es welche gibt, die Fehler machen. Das würde den jeweils Guten nicht gerecht und besser wäre es, die Guten zu fördern und den schlechten die Zahlung verweigern.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Durchgenend Pferdeerfahrung seit 1981

WEnn man davon absieht, dass die Tiere zu jung sind, wenn sie unter den SAttel kommen, ist es keine Tierquälerei. Ein Rennpferd hat es besser als ein Rollkurolympiapferd, hat es besser als ein Olympiaspringpferd, hat es besser als viele 100 Meilen Distanzpferde, wo die Scheichs mitmachen.


Urlewas  03.11.2017, 17:29

Auch das ist nicht unbedingt der Fall - nicht gr8 dsätzlich jedes Rennpferd beginnt seine Karriere mit 2-jährigen-Rennen. 

In dem Stall, wo ich ritt, wurde kein Galopper jünger als 3-jährig gesattelt. Der Betreiber meinte, das lohnt sich nicht.

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Das Problem an Pferderennen ist, dass die Medien ein unglaublich schlechtes Licht auf diese Sparte des Pferdesports fallen lassen. Es wird nur über Unfälle berichtet, Todesfälle werden immer wie aufgegriffen und generell werden die dunklen Seiten stärker ins Licht gezogen, als die hellen...


trabifan28  05.11.2017, 11:41

Da stimme ich dir zu.

Aber leider ist das nicht nur beim Rennsport so. 

Dressurreiten wird ja auch verteufelt. Und warum? Weil nur von den Reitern berichtet wird, die ihre Pferde mit fiesen Trainingsmethoden quälen (Rollkur, etc.).

Im Springsport und bei der Vielseitigkeit genauso. Viel zu hohe Hindernisse, Pferde die sich die Beine brechen und mitsamt Reiter stürzen, Todesfälle....

Es wird viel zu selten über die wirklich Guten berichtet. Und wenn, dann stehen trotzdem die Schlechten im Vordergrund. Aber das heißt ja nicht, dass gleich die komplette Sparte schlecht und böse ist, nur weil es eben einige gibt die Fehler machen. Nur leider wird das sofort pauschalisiert.

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Ja. Es gibt natürlich tausende Möglichkeit, Tiere zur Belustigung und zur Geldmacherei zu benutzen, die den Tieren noch mehr schaden, aber Pferderennen gehören definitiv dazu...


spikecoco  03.11.2017, 16:13

auch Den Pferden auf einer Rennbahn geht es oft nicht gut, weder in der Haltung noch im Training. 

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trabifan28  05.11.2017, 11:43
@spikecoco

...vielen Freizeitpferden geht es noch viel schlechter als den Hochleistungsfperden auf der Rennbahn oder im Parcour/Viereck.

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Urlewas  05.11.2017, 21:51
@trabifan28

Allerdings... !

Da könnte ich gleich einige Beispiele nennen. 

Arthrose, so stark, dass man einschläfern muss, wegen fehlender Graderichtung und unzählige Ponys, die an wegen Unwissenheit über Fütterung schrecklich an Rehe erkranken und nicht behandelt werden... 😢

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Ja! Pferderennen ist Quälerei. Aber sicher nicht für die Pferde, sondern für die Menschen, die sich ständig Sprüche wie: „Du Tierquäler!“ oder anderweitige Beleidigungen anhören und mit einem miesen Gehalt leben müssen.

Was sind die Hauptkritikpunkte?

  • Die Peitsche: Die Peitsche wird als Anreiz und als Möglichkeit fürs Manövrieren genutzt. Es ist fast unmöglich, das Pferd bei 60 km/h zu lenken. Aber sie tut keinesfalls so weh, wie alle behaupten, denn die Peitsche besteht aus Schaumstoff. Sie macht beim Aufkommen nur ein Geräusch und die Pferde merken es kaum bis gar nicht, zudem die Pferde unter Adrenalin stehen. Dazu darf die Peitsche im gesamten Rennen nur 5 Mal eingesetzt werden. Wie, regelt die Rennordnung genau:
  1. Sie muss dem Pferd vorher gezeigt werden
  2. Im Rhythmus der Galoppade seitlich eingesetzt werden
  3. Die peitschenführende Hand darf nicht über die Schulter kommen.

Weiter ist auch geregelt:

1.    Pferde dürfen nicht mehr geschlagen werden, wenn sie ihre Position nicht mehr verändern können

2.    Pferde dürfen nicht geschlagen werden, die dadurch nicht schneller werden

3.    Pferde dürfen nach Erreichen des Ziels nicht mehr geschlagen werden

Verstöße werden mit Gewinn-/ und Lizenzentzug bestraft. Letzteres ist jedoch nur für ein paar Renntage vorgesehen.

  • Verletzungen bzw. Tode auf der Rennbahn: Was ich nicht abstreiten kann: Sollte ein Pferd sich das Bein brechen, wird es eingeschläfert. Die, die sich auch nur ansatzweise mit Pferden auskennen, müssten wissen, dass Beinbrüche nur sehr schwer zu heilen sind. Nun gibt es in Deutschland rund 25 Rennbahnen. Jede dieser Rennbahnen veranstaltet pro Jahr ca. 7-8 Renntage. Pro Renntag gibt es ungefähr 8 Rennen. Wenn man nun rechnet: 25*8*8 (Rennbahnen*Renntage*Rennen pro Renntag) kommt 1600 raus. Das bedeutet, das jährlich 1600 Rennen veranstaltet werden. In Deutschland sind im Jahr 2018 6 Rennpferde an Ort und Stelle getötet worden. Das sind 0,00375 Pferde pro Rennen. Das sind natürlich 6 zu viele, aber dennoch sind es wenige. Das ist leider unvermeidbar: Die Pferde können in ein Loch laufen, können stolpern, sie können auch einem anderen Pferd hinten reinlaufen. Und in anderen Reitsportarten und im Freizeitsport liegt die Quote mit Sicherheit höher.
  • Das Alter der Rennpferde: Vollblüter sind in ihrer Entwicklung wesentlich schneller als andere Pferderassen. Deswegen kann man auch viel früher mit der Arbeit anfangen.

In Deutschland laufen 10% der Rennpferde zweijährig, durchschnittlich 2,5-mal. Es laufen weiter von den:

Zweijährigendebütanten    Dreijährigendebütanten

3-Jährig 91%                       

4-Jährig 67%                         4-Jährig 66%

5-Jährig 47%                         5-Jährig 41%

6-Jährig 30%                         6-Jährig 25%

7-Jährig 20%                         7-Jährig 15%

Quelle: https://issuu.com/florianfigge/docs/meisterarbeit_michael_figge

Das bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ein Rennpferd, welches bereits zweijährig gelaufen ist, sehr viel länger im Rennsport bleibt.

 

  • Die Startbox: Viele empfinden die Startbox als Tierquälerei. Doch dem ist nicht so. Die Startbox ermöglicht den Pferden ein faires Rennen. Die Startbox ist eng, ja, aber sie müssen nicht ihr ganzes Leben drinnen stehen. Sollten sie nicht freiwillig reingehen, gibt es die s.g. Kapuze. Die zieht man den Pferden über die Augen, damit sie in die Startbox gehen.
  • Die hohe Belastung: Rennpferde laufen (mal abgesehen von wenigen Ausnahmen) bis sie ungefähr 4-6 Jahre alt sind. Das sind 3-5 Jahre. In dieser Zeit bekommen die Pferde top Verpflegung, die sie in keinem Reitstall der Welt bekommen. Die Boxen werden mehrmals am Tag gemistet, sie bekommen bestes Futter und professionelles Training von ausgebildeten Angestellten. Ich bin der festen Überzeugung, dass die Pferde den Besitzern auch mal was zurückgeben kann.
  • Doping: Doping in Deutschland ist strengstens verboten und wird fast immer eingehalten. In Deutschland gab es im Jahr 2018 drei Dopingfälle:

1.    Medikament zu spät abgesetzt

2.    Medikament wurde über den Futtereimer an ein falsches Pferd verabreicht

3.    Gastbox kontaminiert

Zu erwähnen wäre, dass es sich bei den Medikamenten in den Fällen eins und zwei nicht um leistungssteigernde Mittel, sondern um gesundheitliche   Arzneimittel handelte. Das betreffende Pferd wurde für 6 Wochen schutzgesperrt und der/die Trainer-/in bekam eine Geldstrafe in 4-stelliger Höhe und einen Lizenzentzug von 2 Jahren auf Bewährung. Dies sind die üblichen Strafen bei Versehen und Fahrlässigkeiten. Im dritten Fall wurde kein Urteil gefällt, da es nicht das Verschulden des Trainers war. Sollte es sich jedoch um vorsätzliches Doping handeln, liegen die Strafen weitaus höher.

 

Pferde, die nicht erfolgreich sind, werden gnadenlos aussortiert. Denn eigentlich dienen die Rennen ausschließlich der Zuchtauslese. Nur die besten, schnellsten und härtesten Pferde werden für die Zucht genutzt. Fast jeden Stammbaum kann man gradlinig auf drei sogenannte Stammväter zurückführen: Byerley Turk, Darley Arabian und Godolphin Arabian. Ein Vollblut bekommt nur Papiere, wenn der Stammbaum lückenlos ist.

Ich hoffe, ich habe manche Menschen davon überzeugen können, dass der Rennsport nicht so schlimm ist, wie alle behaupten. Und nein, wer in diesem Job arbeitet, tut es sicher nicht für Geld. Rennreiten gehört zu den gefährlichsten Sportarten der Welt und wird dazu noch spärlich entlohnt: Man verdient, wenn man durchschnittlich gut ist, gerade so viel, dass man selbst davon leben kann.

Außerdem: Vertraut unter keinerlei Umständen PETA! PETA übertreibt maßlos und gehört eigentlich verboten. Es ist eine absolute Frechheit, was sie machen, wie sie es machen und was sie sagen. Denn nicht alles stimmt. Bildet euch eure eigene Meinung, besucht eine Rennbahn und dann könnt ihr immer noch darüber schimpfen, was für Tierquälerei das doch alles ist.

Abschließend möchte ich noch betonen: Es gibt in jeder Sportart schwarze Schafe!

Für Einblicke ins Training empfehle ich den Youtubekanal youtu.be/W-xzF0_2CGQ

Grüße! 

Woher ich das weiß:Hobby