Sind Leichtbauwände oder Massivbauwände im Innenausbau besser?

5 Antworten

Wenn man es später einmal entfernen möchte, sind Leichtbauwände besser geeignet. Wenn man Schallschutz braucht und ggf. schwere Dinge an der Wand befestigen will, sind massive Wände besser.


Zachariah  23.09.2015, 17:43

Kurz und bündig. Sehr gut. :)

Weder, noch. Es gibt kein "besser" oder "schlechter". (Beispiel: Man kann genauso wenig sagen, ob Fahrrad oder Bahn als Transportmittel besser oder schlechter ist.) Beide Bauweisen haben sehr spezifische Vor- und Nachteile. Es kommt einfach nur darauf an, was einem wichtig ist.

Der Kernunterschied, der alles "ändert", ist letztendlich Klasse und Masse der verwendeten Baustoffe.

Elementare Vorteile des Trockenbaus:

  • Trockene Angelegenheit -> Kein Feuchtigkeitseintrag ins fertige Gebäude
  • Schnelle Weiterverarbeitung. Keine Wartezeiten auf Abbinden odgl.
  • Einfachste Installation von Rohren und Kabeln, da die gesamte Wandkonstruktion hohl ist.
  • geringe Lasten, leichte Materialien (Selbstmachen: Transport easy, es gibt sogar Gipskartonplatten, die wirklich "winzig" sind, sodass man die in jeden Kombi bekommt)
  • Flexibel - Nichts ist in Stein gemeißelt, alles schnell veränderbar, ergänzbar. Durchbruch nachträglich einfügen? Einfachste Übung. Teppichmesser her und 3 Std. später haste ne neue Tür in der Wand.
  • Wände sind auf fertige, durchlaufende Fußböden stellbar -ggf. sogar so, dass man sie komplett und rückstands- wie schadenfrei zurückbauen kann.
  • Kaum Trittschallübertragung
  • Keine thermische Speicherfähigkeit (außer bei bewusstem Einsatz von entsprechenden Materialien)
  • Thermische Trennung aller Zimmer durch Füllen der Hohlräume mit Dämmstoffen gut möglich (z.B. für Bedarfsheizen)
  • Sehr kostengünstig, da trocken, leicht und schnell (Arbeitszeit ist sauteuer in Deutschland, nie vergessen!). Eine Wand mauern dauert lange. Stell 5 Stützen, ballere mit Rigipsschrauber die Platten dran und dämme durch - da kannste am Abend 2 Zimmer schon mal einrichten, während beim Maurer das Wasser noch tropft und der Klempner/Elektriker in einer Woche noch seine Kabelkanäle reinflexen muss. (Mach das mal in einem bereits bewohnten Haus!)

Elementare Vorteile des massiven Innenausbaus

  • Stabilität und Belastbarkeit der Wände ist üblicherweise ganzflächig größer (z.B. wichtig für schwere Regale, Hängeschränke usw.)
  • Temperaturaktive Masse - länger kühl im Sommer, länger warm im Winter (beeinflusst auch die Haptik, siehe nächster Punkt). Höhere Ausgeglichenheit bei Temperatur, aber auch Luftfeuchtigkeit (besonders bei Putz)
  • Haptische und ideelle Qualitäten sind üblicherweise gegenüber dem Trockenbau weit überlegen ("Ausstrahlung" und Gefühl bei Berührung, Massivität, Sicherheit, Wertigkeit)
  • Gute Luftschalldämmung durch Masse (z.B. Gespräche, Fernseher, Musik)

Du siehst: Es kommt auf den an, der die Anforderungen definiert. Will er praktische, schnelle und unkomplizierte Lösungen, die hoch funktional sind? Oder will er Ausstrahlung und Werkstoffqualität?


huste  25.09.2015, 16:11

Der Kostenvorteil für Leichtbau ist zumindest beim Neubau nicht richtig. Und ein entscheidender Nachteil sind die Entsorgungskosten von Gipskartonplatten. Die Leichtbauweise gilt bei vielen Bauherrn (Bauträger, öffentliche Auftraggeber) und Architekten inzwischen nicht mehr als nachhaltige Bauweise.

Zachariah  27.09.2015, 16:13
@huste

GKP kann man ähnlich gut recyclen wie Metalle, Papier oder Glas. Allerdings hat Deutschland gepennt und hinkt im internationalen Vergleich (besonders mit den skandinavischen Ländern und natürlich mit den USA) weit hinterher.

GKP bei dieser hohen Recyclingfähigkeit als nicht nachhaltig bezeichnen zu wollen, ist typisch deutsch, nämlich Problemen, die man nicht nachhaltig angehen will, ein Label zu verpassen (z.B. "nicht nachhaltig!" boohoooo). Ein nachhaltiger Baustoff wird also aufgrund fehlender Verwertungspraxis einfach als "nicht nachhaltig" umgetaggt und - jippie! - man hat kein Problem mehr! Die Bauindustrie wird sicher mit Kusshand Aufträge annehmen, die aufgrund der massiven Ausführung kostenintensiver sind...

Wenn also das Entsorgen von Gipskarton sauteuer ist, ist das ein Versagen des Verbraucherschutzes in Deutschland. Denn die "Verwertung" von Gips sieht so aus: In Tagebaulöcher reinkippen, auf Deponien kippen... usw. usf. Warum genau macht man das bei Metallen, Kunststoffen und Papier nicht mehr? Ach ja, weil jeder weiß, dass Recycling Müll reduziert und die Recycling-Güter wertvoll sind. Abschließend kann ich nur sagen: Warten wirs ab. In 10 Jahren wird dann der Gips auf magische Weise wieder nachhaltiger Baustoff.

Nachlesen kann man meine erste Aussage z.B. hier:

http://www.abfallratgeber.bayern.de/publikationen/doc/infoblaetter/gipsplatten.pdf

Mein Vater (Maurermeister) meint:

Wenn es schnell gehn soll, Leichtbau

Wenn es lange heben soll Massivbau 


Zachariah  23.09.2015, 17:45

Naja, der Maurermeister kann ja aber auch mauern. Das können nicht so viele Leute. Trockenbau erschließt sich da dem Laien wohl viel schneller. Mein Schwager war jedenfalls ITler und hat seine Bude ziemlich komplett selbst ausgebaut. Dafür hat er meinen Respekt! (auch als Zimmerer)

Ein Fertighaus aus Ziegeln?

Das habe ich noch nie gehört, wie soll das gehen?


bruni150 
Beitragsersteller
 22.09.2015, 15:04

indem die Aussenwände vom Haus im Werk schon aus ziegeln gemauert werden

Es kommt darauf an. Es gibt ja auch jeweils unterschiedliche Ausführungen. Je nach dem wie schwer die verwendeten Ziegel sind, ist der Schallschutz besser. Bei Kalksandstein noch besser. Trockenbauwände können, je nach Ausführung auch hohe Schallschutzwerte erreichen, sind aber diesbezüglich sicher empfindlicher für Ausführungsfehler. Wenn man dagegen klopft klingt eine Gipskartonwand immer hohl. Mich stört so etwas sehr. Eine Mauerwand ist meist viel schwerer, also träger, wenn es darum geht den Raum im Winter schnell aufzuheizen. Aber eine schwere Wand behält auch an heißen Sommertagen länger die Nachtkühle als eine leichte Gipskartonwand und ist dann ein großer Vorteil. Statisch ist eine Gipskartonwand auch eher wackelig besonders, wenn man punktuell eine hohe Last einbringen will. Dafür sind in einer Gipskartonwand horizontale Leitungsführungen eher möglich.

Kostenmäßig dürften unterm Strich beide Ausführungsarten recht dicht beieinander liegen.

Ich würde im Zweifelsfall immer massiv bauen, es sei denn, ich brauche eine leichte und relativ leicht zu entfernende Konstruktion.

Von einem schlechten Schallerlebnis bei Ziegelmauerwerk, wie es hier erwähnt wurde, habe ich noch nie etwas gehört. Das macht auch keinen Sinn, weil der Schall innerhalb eines Raumes von den Oberflächen (Bei einer Ziegelwand also vom Putz und dessen Beschaffenheit) abhängt.