Sind die heutigen Waisenhäuser noch so ähnlich wie damals?
Gerade lese ich, dass es auch heute noch Waisenhäuser gibt. Nun, eigentlich klar, da es auch immer Waisen gibt. Und die Pflegefamilien sollen ja schwer zu finden sein, auch weil die Hürden so hoch sein sollen.
Aber wie sieht so ein Waisenhaus aus - also der Alltag? Ich war in der Kinderlandverschickung - ein Horror! Keine Ahnung warum Leute, die keine Kinder mögen, solch einen Job annehmen. Sieht das im Waisenhaus ähnlich aus? Gibt es sie in jeder Stadt? Seid ihr ggfs. dort beschäftigt oder ehrenamtlich tätig?
2 Antworten
Es gibt keine Waisenhäuser mehr. Kinder, die nicht an Pflegefamilien vermittelt werden können, können in einem Kinderheim unterkommen. Dort hat jeder sein eigenes Zimmer.
Es gibt noch Kinderheime, aber keine sog. Waisenhäuser mehr.
Die überwiegende Mehrheit der Kinder leben nämlich nicht dort, weil sie Waisen sind. Dass beide Elternteile sterben, kommt inzwischen wesentlich seltener vor als früher.
Heute leben die meisten Kinder in einem Kinderheim, weil die Eltern aus verschiedenen Gründen nicht für sie sorgen können: Überforderung durch Vorbelastung, Suchtproblematik, psychische Probleme etc.
Mit der früheren Kinderlandverschickung kann man das heute gar nicht mehr vergleichen. Die Ansprüche an pädagogisches Personal sind sehr gestiegen.
Wie der Alltag konkret aussieht, kann ich dir leider (für Deutschland) nicht beantworten, da ich in der Schweiz lebe.
Es setzen sich immer mehr Einzelzimmer durch. Ich gehe davon aus, dass du im Massenschlag schlafen musstest, ohne Privatsphäre. Das ist heute keineswegs mehr üblich. Aber die übrigen Räume teilt man sich natürlich, auch das Bad.
In einigen Kantonen gibt es sog. Sozialpädagogische Pflegefamilien. Das ist eine Mischung aus Pflegefamilie und Kinderheim. Man hat sozusagen eine Wohngruppe in einem Haus, wo die Kinder von Fachpersonal erzogen und betreut werden. Man könnte es auch als Großfamilie bezeichnen, wenn auch ohne Eltern in dem Sinne. Die welche ich kenne, haben aber ein Leiterehepaar.
In gewissen Sinne wird da der normale Alltag gelebt, aber es ist halt anspruchsvoller, weil mehr Kinder, und sich diese aufgrund der schwierigen Situation sich nicht immer "normal" verhalten.
Aber in der Theorie ist es wie in einer normalen Familie: Man weckt die Kinder am Morgen, wenn sie nicht selbst aufstehen, schickt sie zur Schule und lernt mit ihnen, sorgt für Kleidung, jemand kocht, man isst mit ihnen, etc. Auch gehen die Fachpersonen zu Elternabenden der Schule.
Zu deine Frage oben:
Gibt es sie in jeder Stadt?
Nein, auch nicht in Deutschland, dafür ist der Bedarf nicht gross genug.
Danke. Aber wie läuft es in de rSchweiz, wenn du es weißt?