Ich will zu freiwilliger Feuerwehr, die ganze Familie ist dagegen. Wie kann man am besten einem Kompromiss finden? Gibt es eine andere mögliche Lösung?

11 Antworten

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Ein Ehrenamt lässt sich natürlich ohne die Unterstützung der direkten Familie (Ehepartner/Lebensgefährte, Kinder usw.) nur schwer bewerkstelligen.

Wenn ich das richtig verstehe, dann stößt Du bei Deinem Mann ja auf Gegenwehr, weil er sich um Dich sorgt. Das ist nur verständlich...

Dafür müssen die Partner/innen verstehen, dass die Arbeit der Freiwilligen Feuerwehr nicht grundsätzlich gefährlich ist. Natürlich arbeiten wir in einer Umgebung (Feuer, Unwetter, ...), die für andere Menschen gefährlich ist. Dem begegnen Feuerwehrleute aber 1.) mit einer entsprechenden Schutzausrüstung, 2.) mit einer entsprechenden Ausbildung und 3.) mit einer entsprechenden Organisation (z.B. die Tatsache, dass man nie allein sondern immer mindestens zu zweit in den Einsatz geht usw.). Das minimiert das Risiko deutlich. Passieren kann natürlich immer etwas... ich kann aber auch zu Hause von der Leiter fallen, mit dem Pkw auf dem Weg zum Einkaufen verunglücken oder mich beim Handwerken oder der Küchenarbeit verletzen.
Hierbei hilft es häufig, wenn die Partner/innen mit anderen Partner/innen von Feuerwehrleuten sprechen, die schon ein paar Jahre dabei sind. Die werden dann feststellen, dass alles gar nicht so schlimm ist.

Natürlich bleibt dennoch beim Partner bzw. der Partnerin immer ein etwas mulmiges Gefühl, wenn man zum Einsatz gerufen wird. Das wird sich aber auch nie ändern. Sowohl meine Mutter als auch meine Freundin machen sich bis heute Sorgen, wenn ich im Einsatz bin. Dabei "kämpfe" ich heute als Führungskraft nur noch selten an "vorderster Front". Aber sie finden das, was ich mache, gut und akzeptieren es.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Stv. Wehrführer und Zugführer bei der Freiwilligen Feuerwehr

verreisterNutzer  08.12.2023, 15:09

Genau dasselbe versuche ich ihnen zu erklären. Und ich bin fest überzeugt, dass freiwillige Feuerwehr mir bestimmt gut tut. Ich werde Menschen helfen, ich möchte unbedingt weniger schüchtern, stärker und sicherer auch in gefährlichen Situationen werden. Das versteht mein Mann bestimmt, und er akzeptiert, dass ich den Beitritt zu freiwilliger Feuerwehr unbedingt brauche.

An deiner Stelle würde ich es einfach machen, wenn die Zeit dazu da ist. Denn ich glaube nur, wenn du es durchziehst kannst du auch beweisen, das es nicht schlimm ist.

Gefährlich sind die Einsätze doch meistens garnicht. Man ist gut ausgebildet und gut geschützt und abgesichert. Natürlich bleib ein Risiko, aber das ist nicht höher als das was einem sonst auch passieren könnte, überall im Alltag sind nämlich Gefahren, ob an der Arbeit, im Straßenverkehr oder im Haushalt. Davon abgesehen kann man auch mehr oder weniger selbst entscheiden, wie gefährlich es ist. Wenn man z.B. keinen Atemschutzlehrgang macht, rennt man auch nicht irgendwo mit Atemschutzmaske rum und muss auch nicht in brennende Häuser rein.

Ich wünsche dir auf deinem Weg viel Glück!

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Notfallsanitäterin, Feuerwehrfrau, Rettungshundeführerin

Mein Mann ist dagegen, weil er meint es ist ein großes Risiko, die Verletzungen bei Einsätzen zu bekommen.

Ich nehme mal an dein Mann macht bei Euch zu Hause den gesamten Haushalt? Weil wenn er so besorgt ist, sollte er das tun.

Haushalt ist bei Weitem gefährlicher als Feuerwehr. Jedes Jahr gibt es fast 15.000 tödliche Unfälle im Haushalt in Deutschland. Demgegenüber gab es in Deutschland in 2021 lediglich etwas um die 4.000 Unfälle bei der Feuerwehr wobei mir in 2021 nicht ein einziger tödlicher Unfall bekannt ist.

Ich will nicht behaupten das Feuerwehr ungefährlich ist, aber wo bekommt man sonst eine so gute Ausbildung welche darauf gerichtet ist die Gefahren zu minimieren. Jeder Ausbilder will auch wieder heil nach Hause kommen und so bildet er die Leute auf welche er sich im Einsatz auch verlassen muss aus.

einerseits ein großerTraum,

Traurig das da Teile deiner Familie nicht hinter dir stehen.

Was haben die den für Träume und was würden die sagen wenn du sie dabei nicht unterstützt?


Bin aktuell paar Jahre raus bei der Freiwilligen Feuerwehr in meinem Heimatort. (Umzug wegen Beruf)

Zu deiner Frage:

Das musst du selbst entscheiden. Das kann dir absolut niemand abnehmen.

Natürlich steht du nicht bei jedem Einsatz unter Lebensgefahr, wie deine Familie es von "Chicago Fire" oder so mit Sicherheit annimmt.... Aber als Angriffstrupp im Innenangriff von einem verrauchtem und brennenden Gebäude bleibt natürlich immer das Restrisiko, trotz Sicherheitsvorkehrungen und allen möglichen Sicherheitsvorschriften.

Wenn du aber Beispielsweise Maschinistin machst, ist das (geringe) Restrisiko natürlich noch mal deutlich geringer im Vergleich zum Angriffstrupp. Die ja nun wirklich ins Gebäude rein gehen, wenn es möglich ist, der Einsatzleiter es so entscheidet und draußen noch genug Kollegen zur Absicherung da sind.

Aber wenn es dein Absoluter Traum ist, als Angriffstruppfrau/Angriffstruppführerin im Zweifel auch Menschen aus Brennenden und verrauchten Gebäuden zu retten, dann musst du es einfach machen. Die Entscheidung triffst nur du alleine.

Aber der wirkliche Innenangriff zum Retten von Personen ist relativ selten.

Der Innenangriff als solches, ja kommt natürlich schon mal vor. Aber das akute Zeitnot besteht und du wirklich zur Personenrettung rein musst, weil es keine anderen Möglichkeit gibt die Menschen noch zu retten, das ist tatsächlich relativ selten.

Eher Innenangriff und durchsuchen von verrauchten Gebäuden, Also in einigen Metern Abstand von eigentlichen Feuer, für den Fall das noch jemand drin sein SOLLTE (Also unklare Lage)

Oder direkt nur das Feuer bekämpfen, wenn es noch nicht so Katastrophal außer Kontrolle ist und das Gebäude jetzt augenscheinlich nicht sofort zusammenstürzt, aber dann hast du normalerweise immer die Möglichkeit noch zu sagen: "Wird zu gefährlich. Wir können nur noch im Außenangriff von außen löschen"

Aber ja. Das ist nicht ohne und da besteht definitiv eine Gefahr. Es sterben nun nicht jedes Jahr Dutzende Feuerwehrleute dabei.

Aber ja, alle paar Jahre kommt es vor das ein Feuerwehrmann dabei ums Leben kommt. Also ein Restrisiko bleibt immer.

Aber so extrem wie in den USA, wo man mit (im Vergleich zu Deutschland) ABSICHTLICH sehr hohen Risiko rein geht ist es bei uns definitiv nicht. Bei den Amerikanern sind halt viele Gebäude tatsächlich zu großen Teilen aus Holz. Da MUSS man sofort in den Innenangriff bzw Zur Personenrettung aus dem Gebäude übergehen (teilweise) OHNE Sicherungstrupp. Einfach weil man nur ein wirklich extrem kleines Zeitfenster hat um überhaupt eine theoretische Chance zu haben überhaupt noch Menschen retten zu können, bevor Decke, Fußböden und Wände nachgeben, in Flammen stehen und das Haus einfach zusammen bricht. So einen extremen Zeitdruck hat man bei uns aber (zum Glück) nicht, da unsere Gebäude (meistens) massiv gebaut sind. Von daher kommt es eher nicht vor das die Gefahr wirklich so extrem ist, das man wirklich nicht weiß ob man wieder nach Hause kommt. Im Zweifelsfall wird nur von außen gelöscht. Aber klar, das Restrisiko bleibt natürlich immer, auch bei uns.

Aber es gibt natürlich auch andere Positionen, die nicht ständig in Gebäude rein gehen.

Maschinist ist da die bekannteste. Der Schlauchtrupp ist nun Beispielsweise nicht stets und ständig in brennenden Gebäuden. Kommt natürlich schon mal vor. Aber im Vergleich zum Angriffstrupp sind die eher so diejenigen die ständig draußen im kalten stehen und dem Angriffstrupp zu winken (der mit der Axt erst mal alle Fenster dauerhaft "öffnet" um zurück zu winken) Dann gibts noch etliche andere Aufgaben, die nicht so extrem gefährlich sind.

Es können ja nun nicht pauschal ALLE Feuerwehrleute rein gehen die der Löschzug hat. Von daher gibt's da auch Posten die du machen könntest, ohne das dein Leben so extrem im Gefahr ist.

Um das ganze abzukürzen. Du musst wissen, was du machen willst. Wenn ihr Kinder habt, würde ich vielleicht, zumindest bis die Kinder größer sind, einen Posten nehmen wo die Gefahr nicht ganz so extrem ist.

Wenn du aber unbedingt WILLST: Dann muss sich deine Familie danach richten und es akzeptieren. Du musst nicht deinen Lebenstraum aufgeben, nur weil andere das so sagen. Wenn du es unbedingt willst, dann mach es. Deine Familie muss es dann halt akzeptieren. Du bist ja immerhin erwachsen.

Dann viel Glück ;)

Geh einfach hin, es ist deine Entscheidung was du machst und es ist bei weitem nicht so dass Feuerwehrleute regelmäßig schwer verletzt werden, eher das Gegenteil es passiert selten und das solltst du auch klar machen. Natürlich herscht erhöhte Gefahr aber genau deswegen wird man auch Ausgebildet und Eigensicherung steht an erster Stelle. Wenn es nur danach ging dürfte man auch nicht Auto fahren.


verreisterNutzer  09.12.2023, 05:23

Ja, du hast Recht. Viele haben das Film Backdraft gesehen. Und da bei uns in der Familie es noch keine Feuerwehrleute gab, nehmen sie das Film für glaubwürdig an. Und genau dieser Film tauchte als Argument auf. Bei mir hingegen löste er viel mehr Fragen auf, z.B. vieso laufen die Figuren durch das Feuer ohne Atemschutz? Ganz munter, trotz die Bildung von Kohlenstoffmonoxid?

EinfachReden01  09.12.2023, 09:54
@verreisterNutzer

Dann sollen sie sich mal lieber feuer und Flamme anschauen, sind zwar eher die "Highlights" einer berufsfeuerwehr aber echte Einsätze.

Aber irgendwelche Action Filme zeigen nicht die Realität.