Teil 1 wegen Platzmangel
Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Es fing vor einigen Monaten an: Ich bemerkte, dass ich beobachtet wurde. Es war keine begehbare Straße, ich saß im Auto auf einem Seitenparkplatz. Ein Mann lief über die Straße und schaute mich an. Als ich es bemerkte, lief er sofort erschrocken weg. Ich hatte das Gefühl, beschattet zu werden. Auf meinem Telefon bekam ich öfter die Meldung, dass mein Standort mit dem Inhaber der Kopfhörer geteilt wird. Das war in Ordnung, da es ja mein Bruder ist. Trotzdem hatte ich ständig so ein komisches Gefühl. Da ich nicht viel Ahnung von Technik habe, dachte ich mir, ich bringe es mir einfach selbst bei. Ich wollte sowieso beruflich etwas Neues in diese Richtung machen.
Ich fing an, einige Bücher über Hacking, Stalking und das Darknet zu lesen und habe auch einige Dinge ausprobiert. Ich hatte so viel Spaß daran, dass ich sehr wenig schlief. Plötzlich merkte ich, dass eine Kamera auf meinem Laptop war, die dort eigentlich nicht hingehört, und ein Audiogerät, das ebenfalls untypisch war. Ich wurde langsam ein wenig paranoid. Ich sah Dinge auf meinem Laptop, die nicht von mir stammten, z. B. Logins auf LinkedIn, obwohl ich nicht einmal LinkedIn habe. Ich konnte nicht auf Laufwerk C zugreifen, es kam ständig die Meldung, dass ich nicht der Besitzer bin!
Ich nahm mein Telefon und auch dort sah ich viele Aktivitäten, die nicht von mir stammen konnten. Jenste gekaufte Artikel – ich verstand die Welt nicht mehr. Ich ging zur Polizei, die meinte nur, ob ich bis jetzt einen finanziellen Schaden davongetragen hätte. Ich verneinte, und sie sagten, sie könnten erst etwas machen, wenn wirklich etwas passiert ist. Nun gut, ich ging zu meinem Telefonanbieter, der meinte nur, man könne kein iPhone hacken. Ich bat sie, mein Telefon auf Werkseinstellungen zurückzusetzen, da ich es selbst nicht konnte, weil immer eine Fehlermeldung kam. Leider hatte sie keine Zeit und meinte, ich solle am nächsten Tag vorbeikommen, um das zu machen.
Zuhause schaute ich mir meine Kontakte durch. Da ich kurz bevor das Ganze anfing, mir eine neue Nummer geholt hatte, kannte diese nicht viele Leute! Ich schaute auf meine alte Nummer und da war so ein Feld und Code und da stand einfach eine Nummer, die ich nicht kannte. Ich schrieb dieser Nummer sofort und sie sagte, sie habe schon lange mal bei meinem Telefonanbieter gearbeitet – Gänsehaut! Sie blockierte mich danach sofort.
Am Abend versuchte ich nochmals, mein Telefon auf Werkseinstellungen zu setzen und alles zu löschen, was wieder nicht ging. Irgendwie begann ich, mit dem Hacker zu kommunizieren. Er gab mir Anweisungen und schien mir fast helfen zu wollen. Ich weiß, es klingt verrückt, aber es war trotzdem das Spannendste, was mir je passiert ist. Am Anfang fand ich es spannend und toll, ich wusste nicht einmal, was ich da mache. Am nächsten Tag wollte ich nochmals zur Polizei, dachte mir aber, vielleicht ist das jemand, den ich kenne und der mich verarschen will. Genau zu diesem Zeitpunkt hatte mein damals bester Kumpel immer genau passende Statusmeldungen zu meiner Situation.
Ich wollte ihn nicht sofort beschuldigen, also rief ich ihn an. Er war erkältet und seine Stimme klang nicht nach ihm. Ich war mir nicht sicher, ob er es war. Vor dem Polizeiposten bekam ich wieder Nachrichten von diesem Hacker. Ich machte eine große Runde durch die ganze Stadt und dachte die ganze Zeit, was mache ich da, ist das real, ist das echt. Ich kam sogar an schöne Orte, die ich noch nie gesehen hatte, und hatte einen starken inneren Konflikt. Ich wusste nicht, wonach ich suchte. Ich hätte in diesem Zustand auch meinen besten Kumpel nicht erkannt!
Ich ging sehr spät nach Hause, machte nochmals den Laptop an und drückte wild darauf los. Ich wollte alles löschen, doch er hielt mich davon ab. Dann stand da "C Diagnose". Ich wusste nicht, was das ist. Ich dachte, die Person will mich als psychisch krank darstellen, damit mir die Polizei nicht glaubt. Meine Mama wachte auf. Ich muss noch hinzufügen, dass ich mit meinem Kind nach einer langen Trennung zu meinen Eltern gezogen bin. Ich erzählte meiner Familie alles und sie sagten mir, ich solle nicht paranoid werden. Trotzdem sollte ich eine Zeit lang eine Pause von Telefon und Laptop machen. Ich willigte ein. Es war so langweilig und da meine Eltern sich nicht sehr gut mit Telefon und Internet auskennen, manage ich das alles für sie. Ab diesem Zeitpunkt übernahm mein Bruder diese Aufgabe.
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