Wie denkt ihr über Autismus?

7 Antworten

Autismus ist an sich erstmal etwas komplett Neutrales.

Du musst verstehen, dass viele der Hindernisse, die wir Autisten in den Weg geworfen bekommen, solche sind, die nur entstehen können, weil wir in einer ableistischen Gesellschaft leben. Selbst körperliche Behinderungen werden immer noch nicht perfekt behandelt und gerne übergangen, aber solche, die man nicht sieht - beispielsweise neurologische Behinderungen wie Autismus - werden gerne komplett ignoriert. Es wird selten ernsthaft und logisch darüber nachgedacht, wie man die Welt für uns sicherer und ertragbarer gestalten könnte, natürlich ohne den neurotypischen Menschen dadurch etwas wegzunehmen.

Ein Supermarkt hatte doch mal irgendwo solche "stillen Stunden" eingeplant. Ich weiß leider nicht mehr, welcher, wo und wie lange/ob das noch immer gemacht wird, aber das - genau das - war ein richtig guter Schritt in die richtige Richtung. Ich war da leider nie, weil ich zu weit weg wohne. Das war ja nicht nur toll für Autisten, sondern auch für Leute, die generell Probleme mit lauten Umgebungen hatten.

Es ist größtenteils so, als wärst du mit einer "unsichtbaren" Behinderung nicht erlaubt, eine Behinderung zu haben. Wer blind ist, von dem wird nicht erwartet, dass er sehen kann, doch wer beispielsweise Autismus hat, der soll sich an die neurotypische Gesellschaft anpassen. Das ist krank.

Ich muss ehrlich sein ich hoffe es ist kein Authismus. Weil so wie es ihr gerade geht wäre sie nur benachteiligt.

Schlussendlich ist es doch so: Entweder sie ist's/hat's oder sie ist's/hat's nicht. Du wirst sowieso nichts daran ändern können und sie auch nicht. Auch kein Arzt, auch nicht ich oder sonstwer.

Wie kommst du überhaupt darauf, dass es "Authismus" geschrieben wird? Na ja.

Sieh es doch mal so: Wenn sie es ist/hat, wäre die Diagnose nur hilfreich. Ich würde nicht zu sehr über ungelegte Eier grübeln, sondern abwarten. Wichtig ist, dass du sie bei einem Kinderneurologen bzw. Kinderpsychiater untersuchen lässt, welcher auf Autismus spezialisiert ist und den ICD-11 verwendet. Das sind - zumindest hier in Deutschland - nämlich leider noch immer sehr wenige.

Darf ich fragen wieso du sagst du hoffst es nicht? Wir Autistischen Menschen sind doch keine Aliens 🫣
was denkt ihr über diese Frage der Person und wie könnte man sensibel drauf antworten??

Ich finde die Frage schon berechtigt. Mir ist nämlich über die Jahre aufgefallen, dass es (wie bei allen Behinderungen) eine starke Abneigung dagegen gibt, Kinder mit Behinderungen oder neurologischen Entwicklungsstörungen zu bekommen. Fast so, als wären wir falsch. Als wäre meine Existenz etwas Schlechtes. Weshalb müssen wir als ein Negativbeispiel herhalten? (Ich rede hier überwiegend von Autismus, da ich mich nur damit auskenne und nur damit eigene Erfahrungen gemacht habe.)

Viele sagen dann, "die armen Eltern", but guess what, joke's on you: Autismus ist vererbbar. Das heißt, es besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass mindestens ein Elternteil ebenfalls Autismus hat, wenn das Kind es auch hat. Das finde ich immer so witzig. Viele autistische Eltern haben autistische Kinder großgezogen. Ob gut oder schlecht, ob mit oder ohne Diagnose. Meine Mutter ist Autistin, ich bin es ebenfalls.

Einige wissen auch nicht, dass Behinderungen und Krankheiten zwei Paar Schuhe sind.

Ich wüsste nicht, was ich darauf antworten würde, da ich persönlich nie darauf käme, zu schreiben, ich würde mir hoffen, mein Kind (welches ich nicht habe), hätte keinen Autismus. Ich verstehe, wenn man sich wünscht, es hätte keinen Krebs, keinen Tumor, braucht keine Herztransplantation usw. Aber Autismus? Ich könnte verstehen, wenn man sich wünscht, dass das Kind kein Trauma erleidet, nicht alle Gliedmaßen verliert, keine Bluterkrankung usw. hat. Aber Autismus?

Was würdest du denn darauf antworten? Weshalb wünschst du dir, dass sie keinen Autismus hat? Weil du denkst, sie seie dann krank? Weil du kein behindertes Kind haben willst? Dein Kind kann jederzeit behindert werden. Wenn nicht durch Autismus, dann durch etwas anderes. Selbst kerngesunde, nicht-behinderte, neurotypische Kinder/Erwachsene können behindert werden. Fast jeder wird irgendwann in seinem Leben in irgendeiner Art und Weise behindert sein. Spätestens wenn wir alt und grau sind und die letzten Jahre unseres Lebens vor uns stehen.

Zur Benachteiligung: Es wäre schon komisch, sich zu wünschen, deine Tochter hätte keinen Autismus, als wäre die Antwort auf die Benachteiligung genau dieser Wunsch und nicht, der (aktive) Versuch, die Welt für sie und andere Autisten/andere behinderte Menschen besser zu machen. Wenn wir uns alle Autismus wegwünschen und wegbeten und wegtherapieren und wegmedikamentisieren usw, bzw. es versuchen, wird es nie besser werden. Autismus wird nicht verschwinden. Also sollten Wege gefunden werden, wie man etwas gegen den Ableismus, die Ausgrenzung, die Benachteiligung etc. machen kann.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin diagnostizierte Autistin (Keine Selbstdiagnose)👽

Du musst immer ein bisschen aufpassen mit deinen Äußerungen wenn es um z. B. solche Themen geht. Es gibt ein paar Grundsätze (grundsätze, nicht die Schablone, da zu individuell) im allgemeinen Kontakt, die zu beachten bzw. zu vermeiden sind, wie keine subtilen Anspielungen, keine verdeckten Witze, kein Sarkasmus, kalkulierbar sein, nicht verstellen, möglichst keine Redewendungen verwenden, sondern einfach klar, direkt und unmissverständlich kommunizieren, dann klappt es ganz gut miteinander und Missverständnisse können fast ausgeschlossen werden. Und genau das ist ja das Problem, das diese Sachen im "normalen und gewöhnlichen" miteinander so auftreten und es besteht wenig bis gar keine Geduld, sich im Umgang miteinander anzunähern. Sie werden Außenseiter und bekommen Probleme. Der letzte mit dem ich zu tun hatte landete in einer Nervenklinik, weil er es nervlich nicht mehr aushielt. In dieser Gruppe in der wir waren kann ich das jedoch nachvollziehen, sowas toxisches hab ich lange nicht mehr erlebt, viel Lästereien, viel Misstrauen, ständig Spannung, dumme Sprüche, sich über welche lustig machen, alles sehr subtil, teilweise auch seitens der Dozenten, und das ist ja genau entgegengesetzt zu dem, was sie im Umgang bräuchten. Auch für mich war es sehr kräftezehrend und nervenberaubend. Nun ist es aber auch so, das es einige von ihnen gibt, die sozial integriert sind und offenbar keine großen Schwierigkeiten mit den "Normalen" haben, oder die "Normalen" mit ihnen. Nicht nur ich selbst habe mich gefragt, ob ich nicht auch zu diesem Spektrum gehöre, da ich einiges davon überraschend gut verstehen kann und bei manchen Dingen schon etwas speziell im Umgang bin, aber letztlich passt es nicht ganz und ich bin insgesamt noch zu "normal". ^^

was denkt ihr über diese Frage der Person

Ist es denn nicht offensichtlich, dass du sie mit dieser Aussage dass du hoffst, deine Tochter sei keine Autistin, diffamierst?

wie könnte man sensibel drauf antworten??

'Entschuldige, ich wollte nicht grob sein. Mir ist nur langsam bewusst das es sehr schwer für sie werden kann, und ich wünsche mir als ihr liebender Vater, dass ihr das erspart bleibt und sie relativ "normal" aufwachsen kann. Wie kamst du denn damit im Leben zurecht, was würdest du mir raten?' Zum Beispiel.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich bin selbst Autist und klar, es hat paar Nachteile wie z.:B eine absolute Niete in der Sozialen Interaktion zu sein, jedoch kann man das einerseits lernen und andererseits finde ich es so auch ab und zu bissl besser 😁

Ein Vorteil z.:B ist die hohe Intelligenz welche bei den meisten Autisten stärker ausgeprägt ist.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Aspie seit dem 4. Lebensjahr ☺️

Die Diagnose ändert den Menschen nicht. Eine positive Diagnose schafft keine neuen Probleme, eine negative löst keine bestehenden. Das Resultat legt lediglich die Grundlagen für gezieltere Maßnahmen und ist in dieser Hinsicht hinfällig.
Allerdings halte ich es auch für verständlich, wenn man dennoch keinen Autismus attestiert haben möchte - denn ab dem Punkt ist bekannt, dass die Problemursache nicht lösbar ist, nur die Symptomatik.

Wie ich folglich auf die Frage der Mitleserin eingehen würde? Anhand meiner oben genannten Punkte darlegen, warum ich wünsche, was ich wünsche. Wenn man sensibel sein möchte, kann man auf einen spöttischen Kommentar verzichten, der darauf hinweist, dass Autisten im gewissen Rahmen ja schon fremdartig (alien) sind.

edit: Was sich meinem Wissen natürlich entzieht ist, was denn das problematische Verhalten oder die problematische Eigenschaft des Kindes wäre. Das ist letztlich der alles entscheidende Punkt.

Als autistische Person:

Ihr Post könnte falsch angekommen sein.

Ich glaube, Sie meinten, Sie hoffen das es kein Autismus ist, aus Angst, das sie später kein “normales” Leben führen kann, wenn sie unveränderlich “anders” bleibt.

Autisten können aber nicht gut Emotionen lesen, und erst recht nicht durch Text. Zum Beispiel können sehr viele keine Ironie verstehen, womit ich auch sehr Probleme habe. - Und der Kommentar sagte “Wir Autisten”, also ist es von jemanden autistischen.

Also, bitte beim antworten das beachten.

Oh, und: Eine oder keine Diagnose, ich glaube, ihr Verhalten wird sich nicht automatisch ändern sobald Ihnen mitgeteilt wird ob sie autistisch ist oder nicht.

Außerdem will ich sagen:

Sie müssen sich nicht unbedingt Sorgen machen über ein autistisches Kind. Es ist ein Spektrum, und heißt nicht das Ihre Tochter unbedingt rausstechen muss. Solange Sie immer auf ihrer Seite sind, schafft sie das. Autisten haben auch manchmal bestimme “Gaben”, das sie Dinge anders sehen können und deshalb besser denken können, also sie sind in einer gewissen Weise schlauer (Anmerkung: Ich verherrliche gerade nicht Autismus, ich weiß, das es auch so gut wie immer schwer ist, nicht reinpassen zu können,). Man kann auch manchmal mit bestimmten Tipps & Tricks auch bestimmte Sachen “abtrainieren”, zum Beispiel das man Augenkontakt herstellen kann, indem man zwischen die Augen kuckt und nicht in die. Autismus ist nichts schlimmes! Sie ist auch nur 6, es kann sich ändern.

(Bin jetzt vom Thema abgekommen, tut mir leid!)