Selbstständig machen im sozialen Bereich

2 Antworten

Hi Janna22,

dafür benötigt Ihr leider mindestens eine betriebswirtschaftliche Ausbildung und der Sozialassistent wird hier nicht ausreichen, es ist keine entsprechende Fachausbildung. Theoretisch ist sie natürlich vollwertig, aber auch nur dazu da, um für Menschen ohne Abitur oder abgeschlossene Berufsausbildung den weiterführenden Weg in einer Fachausbildung (HEP oder Erzieher) zu ermöglichen. Zudem ist die Behindertenhilfe ausschließlich staatlich bezuschusst. Hierzu benötigt Ihr mindestens eine gemeinnützige Unternehmensform, entweder die gUG oder die nächste Form der gGmbH. Trotz Gründung ist dann nicht gesagt, dass Euch die jeweilige Kommune genehmigt. Dazu gehört eine Menge, Erfahrung, Kompetenz, Nachweise und so weiter. Und was heißt errichten? Woher wollt Ihr die finanziellen Mittel in Millionenhöhe nehmen? Zumal ein Wohnheim keine moderne Betreuungsform mehr ist. Das sind definitiv kleinere Wohneinheiten, in Form von WGs oder dem betreuen Einzelwohnen (BEW). Und dann würde ich es Wohnstätte nennen und nicht Heim. Heim ist ein grausames Wort.

Apropo Lebenshilfe, für die wärt Ihr Konkurrenz, weil es ein eigener Träger ist und mit der größte in Deutschland. Da geht es ums knallharte Geschäft.

Ganz ehrlich, ich sehe für Euch keine einzige Chance. Es fehlt einfach alles. Keine entsprechende Erfahrung, keine Betriebswirtschaft, kein Unternehmen und keine finanziellen Mittel. Ihr müsst bedenken, alles muss vorfinanziert werden. Die öffentlichen Gelder fließen immer erst im Nachhinein.

Wenn Ihr etwas machen wollt, dann studiert entsprechend BWL (Ökonom), macht eine Fachausbildung, gründet einen kleinen Verein oder wirklich eine 1€ Gesellschaft (Stichwort gUG) und fangt ganz klein mit einer WG an. Nur der Sozialassi reicht bei weitem nicht. Daher empfehle ich definitiv den HEP und dann den Heilpädagogen zu studieren.

Wie gesagt, der Behindertenbereich wird fast ausschließlich über öffentliche Gelder finanziert. Anders als im Altenbereich, hier zahlen andere Töpfe, wie Krankenkasse und all die diversen Versicherungen.


Janna22 
Beitragsersteller
 18.08.2011, 13:54

Es gibt ja noch einen dritten im Bunde, der Sozialpädagogik studiert. Es muss ja auch nicht unbedingt ein betreutes Wohnen oder so sein. Halt nur etwas in dem Bereich. Da muss es doch irgendetwas geben. Vor allem wenn man diese langen Wartelisten sieht. Vielleicht eine Fördertagesstätte oder so.. Bis dahin hat der Kollege sein Studium beendet, und ich mache gerade auch eine Weiterbildung zur Betriebswirtin.

Habt ihr noch Vorschläge was man alternativ machen könnte?

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plannedliving  18.08.2011, 18:35
@Janna22

Hi Jana22,

ein Sozialpädagoge ist gut. Doch der muss das Ganze dann auch leiten. Es geht am Ende auch um Haftungsrechte und um Verantwortung. Es ist dabei die Frage, ob ein Sozialpädagogen-Studium ausreicht. Natürlich, die Weiterbildung zur Betriebswirtin kann dann im Zusammenhang ausreichen. Das bestimmt allerdings zuletzt die Stelle, die Euch eine Betriebserlaubnis erteilt, um staatliche Gelder bekommen zu können.

Was die Wartelisten angeht - ich versteh Dich hierbei nicht. Wenn Du weißt, in welchen Bereichen solch lange Wartelisten existieren, wieso fragst Du dann uns, welche Bereiche in Frage kommen?

Tagesförderstätten laufen u.A. im Zusammenhang mit den Jobcentren. Ich weiß für Berlin, dass solch eine Tagesförderstätte auf jedenfall auch Ergotherapeuten vorraussetzt, was zusätzliche Mitarbeiter bedeutet. Fangt doch ersteinmal bei Euch an, denn Euch müsst Ihr am Ende auch bezahlen. Wer kann was einbringen. Natürlich, Ihr könnt auch Projektleiter ins Boot holen, die alles für Euch umsetzen, aber die muss man ersteinmal finden und bezahlen können.

Weitere Vorschläge habe ich leider keine, ich bin auch kein Freund davon. Entweder hat man eine gute Idee oder man hat keine. Ideen von anderen umzusetzen, finde ich nicht gut. Und die ich gut finde, möchte ich ersteinmal selbst umsetzen. ;)

Dennoch viel Glück erstmal. Gerne beantworte ich jedoch weiter die ein oder andere Frage.

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Sorastra  21.12.2015, 11:29

Hallo Plannedliving,

der Beitrag ist zwar schon älter, aber vielleict können sie mir eine Frage beantworten.

Bei mir geht es um den Bereich Erziehung und Bildung.

Ich bin 31, gelernter Pharmazeut, habe 3 Semester soziale Arbeit studiert, dann aber meinen Bachelor abgebrochen und bin in den Außendienst.

Was mir sehr am Herzen liegt, ist die Arbeit mit Jungen. Habe viel in diesem Bereich nebenbei und ehrenamtlich gearbeitet.

Gibt es eine Möglichkeit ein Institut zu gründen, dass Erziehungsbeistand bei "schwer erziehbaren" Jungen im Alter von 8 bis 14 bietet. Ich war selber mal einer von "diesen Jungen". Wäre sehr gerne als Unternehmer in diesem Bereich tätig und würde gerne selbst Erziehungsbeistand geben und gutes Personal einstellen. Dabei ist mir persönlich ein Bachelor nicht so wichtig, wie die Fähigkeit des einzelnen.

Ich will selbstständig und unternehmerisch tätig sein.

Ich befürchte das öffentliche Gelder nur für Bachelorabsolventen zugänglich sind.

Mir sind 5000 Euro Startgeld von einem Verein zugesichert worden, womit ich einen Anfang machen könnte.

Ich freue mich über Tips und Gedanken!

Viele Grüße

David Schaller

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das ist ne echt schwierige Sache, denn du musst das komplette Eigenkapital haben um die Wohnräume, Einrichtung und und und vorher zu besorgen. Du musst auch darauf achten, dass die Räume die Brandschutzbestimmungen erfüllen und meist ist eine Nutzungsänderung notwenig. Dies ist alles sehr langwierig und teuer. Dann ist es derzeit keine gute Zeit um mit den entsprechenden Behörden auszuhandeln was euer Tagessatz ist. Dies könnt ihr nämlich nicht einfach selbst festsetzen. Machen kann das erst mal jeder, da ist die Ausbildung egal, aber die Qualifikation der Leitung ist wieder gesetzlich festgelegt. Je nach Art des Wohnheims ist dies etwas unterschiedlich, da reicht aber leider weder Kauffrau noch Sozialassistent. Ich glaube das ist einfach ein irres Projekt, dass man alleine nicht hinbekommen kann. Eher in Kooperation mit einem Träger, da lohnt sich dann einfach nachfragen, vor allem bei den großen Trägern, z.B. Caritas, Lebenshilfe, ...


plannedliving  18.08.2011, 01:59

Wie gesagt, bei der Lebenshilfe wird man keinerlei Hilfe erwarten können, auch nicht bei der Caritas, da ausschließlich katholisch. Höchstens bei den Verbänden, wie der Paritätische, der VDK oder der Diakonie. Dort soll man aber ersteinmal Mitglied werden. Mein Unternehmen ist bis heute dort nicht Mitglied.

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