Selbstgeschriebenes sonett für deutschunterricht?

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Ich hab Dir mal vier selbstgeschriebene Sonette eingestellt, die noch nicht veröffentlicht sind. Such Dir eines aus, vielleicht lernst Du ja was dabei, wenn Du nicht nur copy/paste machst, sondern Dich mal ein bisschen einliest.

Orpheus

Er taucht die Hand in den gefrorenen Fluss

und zieht die Flut herauf. Das tönt wie Saiten.
Der Blick! Ein feuerloser Rauch. Die Weiten!
Und der Gesang aus Können und Verdruss.

Die Leier. Seine Arme. Harter Guss.
Und seine Lippen, die sich sanft verbreiten
und lassen Lied und Stimme so vergleiten
wie nichts. Ein Abfall oder Überschuss.

Doch dieses schwache Mädchen, das sein Leben
so leis’ und sparsam lebte, das Verseh’n
des Daseins aufbewahrte, ungegeben,

zu schwer von Angst, um frei davon zu weh’n,
ließ er verderben ohne jedes Beben.
Und so war sein Gesang umsonst gescheh’n.

ornithologie

wär ich ein kleiner sperling, voll von tönen
und süßen liedern, ach, wie ich dann sänge,
so laut bis mir das herz im leib zerspränge,
mein blutstrom mischte sich mit deinen tränen.

ich würde flattern bis vor deine türe
und meine seele auf die kalten fliesen
hinbreiten, dass mit deinen weichen füßen
der rauhe steinboden sich nicht berühre.

du schrittest lächelnd durch die schwere pforte,
erhaben ganz – ich klein im dunklen sand,
du beugtest dich und rauntest sanfte worte,

und schlössest mich in deine warme hand...
warum ersann ich diese spatzenlist?
ich weiß, dass du so gut zu vögeln bist!

Trauer

Die letzten Blätter taumeln von den Bäumen
und suchen auf dem Moos den nassen Tod.
Die Blumen, gestern noch blau, gelb und rot,
beginnt die Fäulnis braun und schwarz zu säumen.

Der Himmel ist schraffiert vom steten Regen,
hält seine Tränen nicht und weint enthemmt.
Und diese Flut, die gurgelnd fließt, sie schwemmt
die toten Blüten von den nassen Wegen.

Die grauen Wolken sind so schwer wie Blei,
und wer davongeht ist nur fort – nicht frei,
weil die Gedanken ihn ans Gestern binden.

Ich zittre. Und ich frage mich dabei,                                                              
ob Welken Abschied oder Heimkehr sei,
und ob sich Rot und Rose wiederfinden.

Italienfahrt

O schnelle Fahrt! Die Felder an den Seiten
des Blicks vorüberfliegend. Welche Wonne!
Ich pflücke eine Handvoll gelber Sonne
und eine Handvoll blauer, lichter Weiten,

und streue sie auf dein zerzaustes Haar.
Wir fahren südwärts! Schon den Herbst vergessen,
schon fremde Wörter, dunkelnde Zypressen,
und rings schon der Zikaden schrille Schar.

Gemeinsam heller Wein und süße Lieder
und warme, lange Nächte Haut an Haut,
und morgens durch die offnen Fenster wieder

Italienhimmel, blau und froh und laut.
Du lachst. Ich seh’ in deinen Blicken zwei
ganz kleine graue Wolken. Schon vorbei!