Segelschiffe - warum verlassen sie Abends den Hafen?

7 Antworten

Ich bin als Profiskipper im Jahr zwischen 6 bis 10 Wochen in Kroatien und im Mittelmeer mit Segelyachten unterwegs.

Abends kommen die Yachten in den Hafen und am Morgen verlassen sie diesen.

Die Frage ist blöd und nicht nachzuvollziehen. Der schlaue Lehrer soll einen einzigen Hafen nenne, wo man das beobachten kann. Selbst die alten Rahsegler, welche noch keinen Motor hatten, haben sich nicht nach diesen Winden, sondern nach Flut- und Ebbstrom gerichtet.

Wahrscheinlich spielt die Frage auf Land- und Seewind an. Demnach weht am Abend der Landwind vom Land zum Meer und am Morgen umgekehrt. Hat etwas mit der unterschiedlichen Temperatur von Landmasse und Meerestemperatur zu tun.

Der Lehrer deines Bruders soll eine einzige WebCam nennen, wo man das sehen kann.

www.sailöing.czaak.at
Rudi

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Skippertrainer, Ausbildner und professioneller Yachtskipper;

Das hat mit dem Aufheizen von Land und Wasser zu tun.

Wasser erwärmt sich langsamer, hält die Wärme dafür aber länger als die Landmasse. Am Abend ist alles aufgeheizt, aber das Land gibt die Wärme schneller ab. Über warmem Land oder Wasser wird auch die Luft erwärmt. Warme Luft steigt auf. Wenn also am Abend das Land auskühlt, das Meer aber die Temperatur länger hält, steigt über dem Meer die Luft auf. Somit entsteht unten an der Meeresoberfläche ein Unterdruck, ein kleines Tiefdruckgebiet. Die aufgestiegene Luft sinkt über dem kälteren Land wieder ab, es entsteht am Boden ein Überdruck, ein kleines Hochdruckgebiet. Hoch- und Tiefdruckgebiete gleichen sich immer aus, indem Luft von dem Gebiet mit Überdruck zum unterdruck fließt, was wir als Wind wahrnehmen. Wenn also über dem Land ein kleines Hochdruckgebiet liegt, auf dem Meer ein kleines Tiefdruckgebiet, weht der Wind vom Land zum Meer, das ist das, was Segelschiffe brauchen, da die Gezeiten nicht immer zur gleichen Uhrzeit eintreten. Zudem könnte es auch noch daran liegen, dass man sich früher an den Sternen orientierte, wenn man sich auf dem offenen Meer befand. Am Tag ist das eher schlechter, da hat man nur einen Stern zur Orientierung, und der bewegt sich immerzu...


justanotherdude  05.09.2017, 19:12

Gute Antwort :) Auch wenn das mit den Sternen nicht so ganz zutrifft. Man kann sich auch sehr gut am Stand der Sonne orientieren :-)

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ichbinich2000  06.09.2017, 11:11
@justanotherdude

Nicht soo gut, wie an den Sternen. Darauf bezog sich mein letzter Satz

Am Tag ist das eher schlechter, da hat man nur einen Stern zur Orientierung, und der bewegt sich immerzu...

Die Sonne ist ein Stern, aber er bewegt sich von uns aus gesehen so schnell, dass eine Orientierung daran nicht immer möglich ist. Denn stell dir mal vor, du befindest dich auf offener See, es ist kein Land in Sicht. Du siehst zwar die Sonne, aber du sollst dich jetzt sofort daran orientieren. Dazu brauchst du eine Uhr, um ungefähr bestimmen zu können, wo die Sonne um diese Uhrzeit steht. Außerdem wandert ja auch der Punkt des Sonnenauf- und Untergangs täglich, je nach Jahreszeit.

Die Sterne bewegen sich von uns aus gesehen aber sehr langsam, ihre Position verändert sich über Tage und Wochen hinweg, aber lang nicht so schnell wie die Sonne. Sie sind ein besseres Orientierungsmerkmal. Ohne Uhr und Kalender ist die Orientierung an der Sonne schwer bis fast unmöglich.

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Seglerin81  31.08.2022, 08:23

Sorry, leider ist das nicht der Grund. Zumindest nicht in der Segelpraxis. Der nächtliche Landwind bringt nur 1-2 bft. In 25 Jahren Segeln habe ich es nicht erlebt, dass deswegen jemand rausfährt. Der einzige mögliche geographiebezogene Grund sind die Gezeiten. Die Frage ist vom Lehrer hoffentlich etwas anders formuliert, als sie hier wiedergegeben wurde. Hier klingt sie so, als sei das etwas, was Segelschiffe in der Regel tun. Wenn sie vernünftig formuliert ist müsste es eher in diese Richtung gehen: "Was kann ein Grund dafür sein, dass Segelschiffe den Hafen nachts verlassen?".

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Die Frage will vermutlich auf Gezeiten raus. Ich segle seit 25 Jahren und habe mehrere Jahre als Ausbilderin gearbeitet. Wegen des Land- /Seewindes fährt kein Segler nachts raus! Zumal der nächtliche Landwind selten mehr als 1-2 bft bringt (im Gegensatz zum nachmittäglichen Seewind, der im Frühjahr, wenn es über Land schon warm wird, das Wasser aber noch kalt ist, schon Mal 4-5 bft bringen kann). Anpassung an die Gezeitenströmungen ist in der Praxis der einzige Grund, warum man einen Hafen nachts verlässt (abgesehen natürlich von nicht-Geographie bezogene Gründen wie "nächste Etappe ist lang und man muss früh los" oder "Crew soll Nachtfahrt üben im Rahmen von Ausbildungstörn" o.ä.).

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Die Frage will vermutlich auf Gezeiten raus. Ich segle seit 25 Jahren und habe mehrere Jahre als Ausbilderin gearbeitet. Wegen des Land- /Seewindes fährt kein Segler nachts! Zumal der nächtliche Seewind selten mehr los 1-2 bft bringt (im Gegensatz zum Landwind, der am Nachmittag im Frühjahr, wenn es über Land schon warm wird, das Wasser aber noch kalt ist, schon Mal 4-5 bft bringen kann). Anpassung an die Gezeitenströmungen ist in der Praxis der einzige Grund, warum man einen Hafen nachts verlässt (abgesehen natürlich von nicht-Geographie bezogene Gründen wie "nächste Etappe ist lang und man muss früh los" oder "Crew soll Nachtfahrt üben im Rahmen von Ausbildungstörn" o.ä.).

Weil der Wind abends vom Land Richtung Meer weht und morgens vom Meer Richtung Land?

Segelschiffe sind auf Wind angewiesen. Gegen dem Wind lässt es sich sehr schwer Segeln.