Rost beim Mercedes-Benz C200 von 1995?
Guten Tag,
Ich möchte mir demnächst ein neues Auto zulegen und bin dabei auf einen MB c200 aus dem Jahre 1995 gestoßen. Der Wagen scheint sich in einem Guten Zustand zu befinden und auch noch keinen Rost zu haben. Allerdings habe ich schon häufiger mitbekommen, dass gesagt wurde, dass die Baureihe w202 große Rostprobleme hat. Nun habe ich ein wenig Angst, dass wenn ich den Wagen täglich nutze er mir nicht lange so gut erhalten bleibt. Als Stellplatz würde ein Carport dienen.
Vielen Dank im Voraus für die Antworten
3 Antworten
Hallo!
Ich fahre seit vielen Jahren bei absoluter Zufriedenheit einen 1997er Mercedes C180 mit dem konstruktiv gleichen Motor (M111) - der 200er hat 0,2 Liter Hubraum und 14 PS mehr, wobei man im Fahrbetrieb relativ wenig davon merkt. Der Motor hat minimal mehr Durchzug, aber er verbraucht einen Liter mehr Sprit (E10 verträgt er nicht). Mein C180 Automatik liegt im Alltag bei rund neun Litern, manchmal etwas weniger, manchmal geringfügig mehr.
Rostprobleme gibt es beim W202 tatsächlich, aber andererseits ist so einer mindestens 19 und höchstens 27 Jahre alt. Die Leute, die immer schimpfen wissen offenbar nicht, dass frühere Autos gar nicht so alt geworden sind. Typische Roststellen sind die Türkanten, die Radläufe vorn und hinten, die Kofferraumklappe, bei einem 1995er noch das Antennenloch und die Kotflügel vorne. Zuweilen rosten auch die Seitenteile hinten zwischen Radlauf und Rückleuchte, ebenso kann es Rost im Bereich ober- und unterhalb der Türleisten geben. Ansonsten wurde da auch viel seitens der Presse hochdramatisiert, der W210 rostete viel schlimmer und der W203 Vormopf auch. Der große Pluspunkt beim W202 ist aber seine typische Herkunft: Es gibt viele sehr gepflegte Rentnerautos mit wenig Rost oder wirklich ohne Rost.
Außer Rost sind Klagen unterschiedlicher Art beim 202er Mercedes ausgesprochen selten, das Differenzial ist öfters ölfeucht speziell ab ca. 150.000 Kilometern.. und die Modelle bis Mai/Juni 1997 wie dein 1995er hatten außerdem teilweise noch Probleme mit dem hakeligen Zündschloss. Darauf wäre zu achten - das kann ins Geld gehen. Kenne Leute, die das bei Mercedes machen ließen und rund 900 Euro loswurden. Klemmende oder undichte Schiebedächer kommen gelegentlich auch vor. Nebenher kann man die Spurstangenköpfe, die so alle 80-90000 Kilometer im Schnitt mal ausleiern, als Schwachstelle erwähnen, aber andererseits sind die Autos eben auch mindestens 19 Jahre alt - da darf das passieren. Auffallend haltbar sind sämtliche Verschleißteile und auch ein Satz passabler Reifen (Semperit usw.) des Midprice-Segment kann auf dem W202 bei normaler Fahrweise 100.000 Kilometer halten!
Das Differenzial (siehe oben) sifft gern in unbedenklichem Maße Öl ----> der TÜV schreibt's auf, ist aber kein problematischer Mangel. Man muss aber sagen: Wer sich mit den Dingern auskennt hält ein trockenes Differenzial für "viel zu trocken", zumal es dann auch rostet, wenn es trocken ist. Hatte erst vor einiger Zeit einen 202er C180 Esprit von '99 auf der Hebebühne ----> Differenzial staubtrocken, das ist sehr untypisch für einen W202. Ansonsten war's das ziemlich, das meiste ist schlicht auf das Alter oder auch versäumte Wartungsintervalle zurückzuführen. Thema Wartung: Öl und Filter alle 15.000 Kilometer oder einmal pro Jahr (10W-40 nach Mercedes-Freigabe Blatt 229.1, gibt es sogar beim Obi), Zündkerzen alle acht Jahre, Bremsflüssigkeit alle zwei Jahre, Kühlmittel alle drei Jahre. Viel mehr fällt in aller Regel nicht an. Das Automatik-Öl sollte man, falls es ein Automatik ist (1995 noch Viergang) alle vier Jahre tauschen.
An sich ist der W202 ein äußerst robustes und zuverlässiges Fahrzeug das gern hohe Kilometerleistungen erreicht bei normaler Pflege.. außerdem beim Fahren total entlastend - ich hatte noch nie ein Auto, aus dem ich selbst nach mehreren hundert Kilometern am Stück dermaßen ausgeruht ausgestiegen bin.
Normalerweise kann beim Kauf eines W202 nicht viel schiefgehen. Generell sind das pflegeleichte und zuverlässige Autos, mit denen man für wenig Kohle total viel Spaß haben kann und nur sehr selten etwas zu reparieren hätte. Ich bin mir sicher dass du mit diesem C200, sollte es vom Rost her gehen, ein Auto kaufst, an dem du noch lang Freude hast und das zu überschaubaren Kosten - das wirst du nicht bereuen. Hier ist noch eine relativ gute Kaufberatung zum W202, die man sich mal ansehen kann, ist auch ganz unterhaltsam gestaltet.
Viel mehr als 2000 Euro würde ich für einen frühen Vormopf C200 mit womöglich eher karger Ausstattung jedoch nicht ausgeben. Der Marktwert ist am Boden, die Nachfrage so gut wie nicht vorhanden, da sollte man sich preislich sehr zurückhalten - alles über 2000 Euro muss schon einer nach 1996/97 mit den technischen Änderungen zumindest der ersten Modellpflege, eher wenigen Kilometern und passabler Ausstattung (Fensterheber, Schiebedach, Armlehne vorne) sein oder zumindest einer, der wirklich erstklassig erhalten und super-super-scheckheftgepflegt ist ohne Rostbefall, aus erster Hand und mit allen Dokumenten. Sonst bringt das wenig.
Ich hoffe ich konnte dir helfen und wünsche dir frohe Weihnachten.
Sie Technik ist eigentlich sehr robust. Und ja - der Rost ist ein Freund dieser Baureihe, sollte man schon im Auge behalten.
Kaufen würde ich da nur die letzten Baujahre. Ein 95er wär mir persönlich zu alt.
Was willst Du mit so einer uralten Krücke mit porösen Brems-, Kühler-, und Benzinschläuchen, maroder Lichtmaschine, eingelaufenem Wasserpumpenlager, ausgeleierter Querlenkerbuchsen/Spurstangenköpfen und einem Sicherheitsniveau von vorgestern...die Liste ließe sich endlos fortführen.
Der Rost ist da noch das geringste Problem.