Referendariat Lehramt - wie kann ich meine Freundin unterstützen?
Hallo!
Meine Freundin hat gerade mit ihrem Referendariat (Gym, BaWü) begonnen und fühlt sich in manchen Dingen hilflos und alleine gelassen. Scheinbar bereiten ihr insbesondere Unterrichtsentwürfe für das Fach Deutsch größere Probleme.
Sie hat mir erzählt, dass die Vorbereitung am Seminar zu diesem Punkt in ihren Augen sehr mangelhaft war. Die Referendare an ihrer Schule müssen zudem sehr schnell selbst mit dem Unterrichten einsteigen und irgendwie kann sie sich wohl weder an die Leute vom Seminar, noch an die Lehrer an ihrem Gymnasium so richtig mit ihren Fragen wenden.
Ich denke allerdings auch, dass sie sich auch ein wenig mit zu hohen Ansprüchen an sich selbst im Weg steht. Was also tun?
Mein Problem ist, dass ich sie gerne unterstützen würde, allerdings überhaupt nicht weiß, was sinnvoll wäre. Ich tröste sie, wenn sie sich aufgeschmissen fühlt. Das reicht mir aber nicht.
Ich bin nicht vom Fach (selbst noch Student, kein Lehramt), würde ihr aber gerne praktische Hilfe anbieten. Könnte mir vielleicht ein Referendar oder ehemaliger Referendar einen Tipp hierzu geben? Literaturempfehlung? Materialsammlungen?
Jede Form von Unterstützung wäre mir eine Freude.
Vielen Dank!
6 Antworten
Vielleicht solltet ihr mal darüber nachdenken, ob Deiner Freundin es hilft, wenn sie Dich als "Versuchskaninchen" nutzt und mit Dir den jeweiligen Unterrichtsteil durchgeht, so als ob Du ihr Schüler wärst.
Danke für deine Antwort. Ich werde es ihr mal anbieten und schauen was sie davon hält.
99% der Referendare geht es so, leider. Problem ist die viel zu theoretische Ausbildung, in welcher bis zum Beginn des Referendariats kaum Praxisbezug vorhanden ist. Dazu kommt, dass die Schulen i.d. R. unter Lehrermangel leiden und die Referendare als vollwertige Lehrkräfte einsetzen, ohne jedoch ihrer Verpflichtung einer entsprechenden Unterstützung in ausreichendem Maße nachzukommen.
Ich weiß, dass hilft alles wenig. Du kannst nur trösten. Sie muss sich durchbeißen, wie die anderen auch. In einem halben Jahr siehts besser aus. Sprich ihr Mut zu, stärke ihr Selbstbewusstsein, mehr kannst Du nicht tun. Wie Du selbst schon schreibst, ist es wichtig, dass sie ihren Ehrgeiz gerade in der Anfangsphase ein wenig zügelt und ihre Maßstäbe ein wenig herunter setzt.
Deine Frage hier finde ich übrigens rührend. Sie ist zu beglückwünschen für solch einen Freund. Viele Grüße!
Dankeschön für deine lange Antwort. Es bestätigt mich in meinem Handeln und ich freue mich, dass es auch in dieser Form wohl bereits einen gewissen Wert hat.
Grüße zurück ;)
Hi,
ich habe im Referendariat, weil ich das so belastend empfand eine professionelle Beratung in Anspruch genommen. Kann ich nur empfehlen. Evtl. bei einer Familienbildungsstätte oder einer ähnlichen Einrichtung.
Liebe Grüße
Juegoe
Gerade wegen des entwürdigenden (!!!), entmenschlichenden (!!!) Referendariats, das ich in grausamer Weise selbst durchlitten habe, warne ich vor dem Beruf des Lehrers !!
DIES IST NATÜRLICH ÜBERHAUPT KEIN TROST FÜR DEINE FREUNDIN !
Ich, seit bald vier Jahrzehnten am Gymnasium tätig, habe natürlich ganze Referendar-Generationen erlebt - und: NICHTS hat sich an dem PSEUDO-PÄDAGOGISCHEN MIST (!!!!!) der Ausbildung geändert !!!
Du kannst deiner Freundin allenfalls sagen: 'Wenn du den (psychischen) Härtetest des unsäglichen Referendariats mit all' seinen furchterregenden Abhängigkeiten überlebt hast, bist du FREI !'
Alles Gute wünscht
paulklaus !
ich schließe mich allen Argumenten von SOMMERKATZE an (s.o.). Gerade menschenkinderfreundliche (ist nicht immer gegeben) Lehrkräfte haben oft idealistische Absichten bzw. Vorstellungen zu Beginn des "Praxisschocks". Da hindurchzukommen ohne gleichgültig zu werden, braucht Hilfen, wie du sie bietest. Vielleicht kann eine Lektüre weiterhelfen, die sich tausendfach bei Ref. bewährt hat: Sucht bitte unter Hilbert Meyer (div.Titel) das Geeignete. Und dann: Baldmöglichst eine(n) Referendar)n zum Austausch aus dem Seminar finden, die/der ebenso betroffen aber/und vertrauenswürdig erscheint-Geteiltes Leid...
Merci für die Antwort und den Buchtipp! Die Meinungen spalten sich bei Meyer zwar scheinbar in zwei Lager - aber ich denke ich besorge ihr einfach mal den "Leitfaden zur Unterrichtsvorbereitung" auf gut Glück.
Nach eigener Aussage ist sie zwar überhaupt nicht der idealistische Typ aber den Praxisschock ereilt wohl die meisten. Und das Teilen des Leides versuche ich möglichst zu fördern ;)