Ratte alleine halten?

2 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Wenn sie schon so alt ist, würde ich ihr den Stress nicht antun, da noch weitere Tiere zu integrieren. So eine Integration - selbst wenn sie funktioniert - kann in den blödesten Fällen ebenfalls 2-3 Monate dauern und das ist für eine Ratte eine Menge Zeit. Stattdessen könntest du nun mehr Zeit mit ihr verbringen, auch wenn natürlich klar ist, dass ein Mensch niemals eine Ratte oder gar ein Rudel ersetzen kann.

Solltest du den Platz (damit ist vorallem auch ein großer Zweitkäfig gemeint) und die Zeit haben, kannst du es natürlich trotzdem versuchen. Wenn es nicht klappt, hälst du am Ende leider zwei Rudel - also die Seniorin für sich und die anderen für sich. Da wird es kaum ausbleiben, dass sie sich gegenseitig immer riechen werden und als sehr territoriale Tiere wird das ebenfalls dann dauerhaft und für beide Rudel mit einem gewissen Stresslevel verbunden sein.

Klar wäre es schön, wenn das ältere Tier nochmal eine Gruppe bekommen könnte aber man spielt da halt wirklich mit einem Risiko :/


emilyhag 
Beitragsersteller
 15.08.2024, 12:52

Danke! Leider besitze ich kein Zweitkäfig mehr, wo ich das mit der Rudelaufteilung hätte versuchen können :/ Ich werde mal die nächsten paar Tage schauen, wie meine Ratte mit allem umgeht und ob sich ihr Verhalten dementsprechend ändert. Ich möchte meine Seniorin ja nicht unnötig stressen. Auf jeden Fall werde ich jetzt noch mehr Zeit wie vorher mit ihr verbringen. LG.

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Lmorg  15.08.2024, 13:35
@emilyhag

Okay^^ Und wiel du noch gefragt hast, wie eine Integration ablaufen sollte:

Also ohne einen Zweitkäfig ist so eine Integration wirklich nicht ungefährlich. Ein eher ahnungsloser Halter denkt sich gern, man könne zwei sich fremde Ratten einfach zusammen in einen Käfig setzen... das kann durchaus sehr blutig und hässlich enden, weil die Tiere sich nicht selten zerbeißen und tödlich verletzen, wenn sie plötzlich "Eindringlinge" inihrem Revier haben. Riechen sie sich ständig, ohne dass sie in Kontakt kommen können, kann das ihr territoriales Verhalten verstärken, dann sind sie immer nervös und gestresst.

Bei meinen beiden Rudeln (je 2 und 3 Tiere) hat es 2 Monate gedauert, bis ich sie endlich ruhigen Gewissens zusammen in einen Käfig setzen konnte, obwohl ich sie täglich auf neutralem Boden unter Aufsicht zusammengesetzt habe. Manchmal muss man dabei sogar auf seine eigenen Finger aufpassen.

Also wenn du mal irgendwann Ratten vergesellschaften willst, dann brauchst du auf jeden Fall ein Zimmer, in dem noch nie eine Ratte gewesen ist oder selbiges muss gut gereinigt sein, sodass kein Geruch irgendeines Rudels vorhanden ist - klar, sauber sollte es eh sein^^ Dort sollten keine Versteckmöglichkeiten vorhanden sein, denn die Tiere sollen sich nicht voreinander verstecken, sondern sich kennenlernen; auch ist allzu viel Platz nicht hilfreich weil es nichts bringt, wenn beide Rudel sich nur in den am weitesten voneinander entfernten Ecken aufhalten. Ein Zweitkäfig (ebenfalls frei von fremden Rattengerüchen) ist nötig, in dem du eines der Rudel für die Dauer der Integration gut halten kannst - diese sollten außerhalb der Integration in getrennten Zimmern stehen, aus oben erläuterten Gründen.

Ich habe meine Rudel im Badezimmer vergesellschaftet. Zumindest anfangs, später ging es dann in den Flur und dann ins Wohnzimmer, wo schon die Gerüche meines älteren Rudels vorhanden waren. Für die allerersten Begegnungen kann man auch eine neutrale Decke in die Dusche legen und die Tiere dort reinsetzen. Alles unter permanenter Beobachtung. Am besten hält man eine Kehrschaufel und ein paar DICKE Handschuhe bereit für den Fall, dass man eingreifen und eine Beißerei verhindern muss. "Beißerei" heißt, dass die Tiere aufeinander losgehen und sich richtig ineinander verkeilen und verbeißen oder sobald Blut fließt.

Zwangsputzen, Besteigen, Unterkriechen, kleine Kämpfe (ohne Blutfluss!) und kleinere Jagden sind recht üblich und sollten nicht unterbunden werden, denn so klären die Tiere ja Rangfolgen untereinander. Beobachtet man Zwangsputzen oder Angriffe mit den Zähnen auf den Bauchbereich einer anderen Ratte, muss man genau aufpassen. Ratten wissen, wo sie zubeißen müssen, um eine andere Ratte zu töten und diese Angriffsfläche bietet der Bauch eines Tieres. Ich habe von Integrationen gelesen, bei denen Tiere gestorben sind, nachdem eine einzige, blitzschnelle Beißattacke auf den Bauch ausgeübt wurde - die scharfen Zähne reißen die Bauchdecke regelrecht auf, da hat das Opfer keine Chance, auch nicht, wenn man es schnellstmöglichst zum Tierarzt bringt.

Je nachdem, wie es läuft, kann man die Tiere immer so 15-30 Minuten zusammensetzen (anfangs lieber kürzer, als zu lang) und ihnen dann wieder eine mehrstündige Pause gönnen, indem man sie zurück in ihre Käfige setzt. Das 2-4 mal am Tag zu probieren, ist okay. Wenn es gut läuft, kann man schließlich auch mal Käfigeinrichtungen austauschen oder etwas Einstreu von einem Käfig, in den anderen geben, damit sich die Tiere auch in ihrem Käfig langsam an den Geruch der anderen Ratten gewöhnen.

Der dann nächste Schritt wäre das gelegentliche Zusammensetzen der Ratten in den Hauptkäfig oder, wenn man vorsichtiger vorgehen will, der Austausch der beiden Rudel in die verschiedenen Käfige - auch hier sollte noch in beiden Fällen gut beobachtet werden, sofern die Tiere zusammengesetzt werden.

Klappt das alles gut, kann man sie gemeinsam in den Hauptkäfig setzen und dort beobachten, wie sie sich verhalten.

Damit ist man auf der sicheren Seite, auch wenn's mit viel Zeit und Beobachtung verbunden ist. Eine Garantie, dass die Rudel gut miteinander auskommen, gibt es nicht und erzwingen kann man es am Ende leider auch nicht. Ratten sind eben Charaktertiere und sehr individuell. Im schlimmsten Fall sterben Tiere, meistens aber sollte es gut laufen, wenn man alles richtig macht.

Kann man die Rudel auch nach 3 Monaten nicht zusammensetzen, muss man die Integration als gescheitert ansehen :-/

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So, das war jetzt eine Menge Text aber ich glaub ich hab alles reingepackt, was wichtig ist :D

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emilyhag 
Beitragsersteller
 15.08.2024, 14:19
@Lmorg

Vielen Dank! Sehr sehr hilfreich :)

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Vielleicht wäre eine ältere neue Ratte gut für deine Ratte?


emilyhag 
Beitragsersteller
 15.08.2024, 14:21

Hm, ja wäre schon möglich. Leider ist es etwas schwerer in meiner Umgebung Tierläden zu finden, die auch ältere Ratten zum Verkauf bereitstellen. Da müsste ich mich noch genauer informieren. Danke!

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spikecoco  15.08.2024, 15:20
@emilyhag

Ratten sollte man nicht deratigen Läden kaufen, sondern aus Notstellen oder Tierheimen

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emilyhag 
Beitragsersteller
 16.08.2024, 18:55
@spikecoco

In meiner Nähe gibt es keine Tierheime, vor allem nicht mit Nagetieren wie Ratten :/

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Lmorg  16.08.2024, 21:28
@emilyhag

Dann würde ich vorschlagen, du suchst nach einem Züchter^^ Ich bin für meine Ratten 200km gefahren, um sie abzuholen.

Niemals sollte man - egal was für Tiere - in Geschäften kaufen. Never ever. Das sind Einkaufsläden, die (unter anderem) Tiere anbieten und von selbigen keinen Schimmer haben. Dort sind die Tiere nichts als Waren. Sie werden in zu kleinen Gehegen/Käfigen gehalten, in zu großen oder zu kleinen Gruppen mit gemischten Geschlechtern, falscher Einrichtung, 0 geeigneter Beschäftigung und ohne jegliche medizinische Versorgung.

Diese Haltungsbedingungen sind katastrophal und sorgen bei Tieren in der Regel für Krankheiten und Verhaltensstörungen, welche entweder richtig teuer für den zukünftigen Halter werden oder ihm nicht lang Freude am Tier bereiten, weil sie krepieren oder völlig unverträglich mit Menschen oder Artgenossen sind. Kranke Tiere werden aussortiert und entweder getötet oder einfach freigelassen. Bei den richtig abartigen Geschäften lässt man sie einfach im Käfig, bis sie von allein an ihren Qualen sterben und/oder ihre Artgenossen anfangen, es auszustoßen und zu attackieren. Das ist nichts, was ein echter Tierfreund oder überhaupt irgendein Mensch, der bei klarem Verstand ist, in welcher Hinsicht auch immer unterstützen sollte.

Wer ein Tier in einem Geschäft kauft, unterstützt damit die Massenproduktion von selbigen und ebenso das völlig unnötige Tierleid, das damit einhergeht.

Die einzig richtige Wahl, um sich ein Tier anzuschaffen, ist ein Tierheim oder ein seriöser Züchter.

Seriöse Züchter erkennt man daran, dass sie offen zeigen, wie es ihren Tieren geht und wie sie gehalten werden; dass sie ihr Wissen über die Tiere teilen und Fragen jeder Art beantworten können. Auch zeigen sie großes Interesse daran, an wen sie ihre Tiere überreichen und informieren sich ausgiebig darüber, ob der Interessent Ahnung von der Haltung hat; wie er wohnt/lebt; wie viel Zeit er hat; ob er das Geld hat, um sich den Tierarzt leisten zu können; was für ein Futter er füttern wird; wie der zukünftige Käfig aussieht; ob weitere Haustiere vorhanden sind, und und und.

Der Züchter, den ich kontaktiert habe, kam 100km angefahren, um sich meine Wohnung, Käfig, etc. pp. mit eigenen Augen anzusehen und schickte sowohl davor, als auch danach, regelmäßig Fotos von seinen Tieren an mich, um mich wissen zu lassen, wie es ihnen geht und wie sich sich entwickeln. Ich habe 2 Monate auf mein Rudel gewartet, weil die Knirpse zu dem Zeitpunkt, als ich ihn anschrieb, noch nicht mal geboren waren, so wurde ich über die Verfassung und den Charakter der Elterntiere immer auf dem neuesten Stand gehalten^^

Meiner persönlichen Meinung nach sollte sich niemand Tiere anschaffen, wenn ihm soetwas zu viel Aufwand ist :/

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emilyhag 
Beitragsersteller
 16.08.2024, 21:54
@Lmorg

Leider bin ich noch nicht volljährig und kann nicht einfach so eine längere Fahrt auf mich nehmen oder ggf. einen Kauf tätigen. Ich kümmere mich um die Ratten ganz allein (bzw. habe mich gekümmert), nur helfen meine Eltern mir alles notwendige zu bezahlen. Meine Familie besitzt schon seit mehreren Jahrzehnten Haustiere (meist aus dem Tierheim oder Straßentiere aus anderen Ländern), jedoch bei kleineren Nagetieren waren wir zuerst alle etwas planlos. Diese Ratten waren die ersten Zwei, die jemals unserer Zuhause auch ihres nennen konnten. Mir fehlt es also nicht an Geld oder Zeit, sondern es fehlt einfach die Volljährigkeit. Meine Eltern sind, was die Nagetiere betrifft, eher zurückhaltender. Sie halten mich für zurechnungsfähig genug, mich um die Tiere alleine zu kümmern. Jedoch die Anschaffung der Tiere geht leider größtenteils von ihnen aus. :/ Die erste Anschaffung von Ratten war vielleicht nicht sehr ideal, aber das ist der Prozess des Lernens und der Weiterentwicklung in diesem Fall. Ich suche ein Gespräch mit ihnen und schaue, was sie von Züchtern für das nächste Rudel halten.

Ist das Internet eine gute Informationsquelle für solche Rattenzüchter oder ist jeder Züchter individuell unterwegs?

LG

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Lmorg  16.08.2024, 23:32
@emilyhag

Im Internet wird man auf jeden Fall fündig, wenn man einen Züchter sucht (falls du das mit deiner Frage meinst). Es wäre nur wirklich wichtig, die guten von den schlechten unterscheiden zu können aber dazu muss man ja erst mal Kontakt aufnehmen^^ Mit einem schlecheten Züchter meint man simpel "Tiervermehrer" und dort haben die Tiere es nicht besser, als in einem Tierhandelgeschäft. Es kann durchaus dauern, bis man einen gefunden hat. Daher wäre ich auch strikt gegen ein Verbot, Tiere in Geschäften anbieten zu dürfen, denn niemand sollte sich ein Tier vor allem unter anderem deshalb anschaffen, weil sie leicht zu bekommen sind. Am Ende leiden die Tiere, für die man ja eigentlich das beste (und geeigneteste) Zuhause schaffen will.

Ein guter Züchter gibt übrigens auch nur dann weniger als drei (nie aber wenigser als zwei) Ratten weg, wenn klar ist, dass im neuen Zuhause bereits ein Rudel vorhanden ist, in welches die Neuankömmlinge integriert werden sollen. Das absolute Minimum für die Haltung sind drei Ratten, auch wenn im Netz die Falschinformation, dass man mindestens zwei halten sollte, leider weit verbreitet ist. Eine Rudelbildung, welche das Rudelverhalten fördert, das für Ratten ganz natürlich ist, ist erst ab einer Anzahl von drei Tieren möglich. Je mehr, desto besser aber natürlich brauchen mehr Tiere auch mehr Platz. Hält man Ratten nur zu zweit, bildet sich maximal eine Partnerschaft, nicht aber ein Rudel, wodurch die Tiere kein wirklich natürliches Verhalten an den Tag legen können bzw. sich nicht so ausleben können, wie ihre DNA es ihnen vorgibt^^ Naja und was passiert, wenn man die Tiere in Einzelhaft steckt, muss denk eich nicht erklärt werden.

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