Radikalische Substitution von Methylcyclopentan?

3 Antworten

Verstehe ich das richtig: Zuerst chlorierst Du (per radikalischer Substitution, was anderes ist ja fast denkunmöglich), und dann wird das Produkt der Chlorierung nochmals bromiert?

Die erste radikalische Halogenierung sollte bevorzugt das 1-Chlor-1-methylcyclo­pro­pan liefern. Mit Bildung der sekudären Produkte muß leider gerechnet werden, weil Cl₂ ziemlich reaktiv ist und (wie ein hungriger Hund, der aus dem Topf frißt, den er als ers­­ten findet), währed das weniger reaktive Brom sich eher wie eine Katze ver­hält, die an jeden Topf ausgiebig schnuppert und dann entscheidet, was sie ihren Ge­schmacks­knospen am ehesten zumuten kann. Da es in dem Molekül acht se­kun­dä­re aber nur ein ter­tiäres H-Atom gibt, mußt Du mit viel Nebenprodukten rechnen (tiefe Tem­pera­tur hilft, weil dann das Cl₂ mangels thermischer Energie nicht ganz so rabiat unter­wegs ist).

Bei der darauffolgenden Bromierung gibt es nur noch sekundäre C-Atome (und pri­mä­re, aber die wird die Katze nicht einmal ignorieren) und ich sehe kein klares Argu­ment, ob das Brom benachbart oder entfernt zum Cl in den Ring geht, würde aber aus dem Bauch auf entfernt tippen, also kommt wohl 3-Brom-1-chlorcyclopentan her­aus. Ich glaube nämlich nicht, daß ein Halogensubstituent ein Radikal am Nach­bar-C sta­bi­li­siert, sonst hätte man ja viel mehr Probleme mit Mehrfachsubstitution.

Zuletzt stellt sich noch die Frage, welches Stereoisomer gebildet wird (ob also das Br gesehen von der Ringebene die Seite mit dem CH₃ oder die mit dem Cl wählt), aber da habe ich überhaupt keine Idee.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Chemiestudium mit Diss über Quanten­chemie und Thermodynamik
an dem Kohlenstoff hängt an dem auch die Methylgruppe ist.

Rein statistisch würde ich das ausschließen: eine sterische Hinderung durch die Methylgruppe kommt bei Radikalreaktionen eh nicht zum Tragen und die Verteilung von "gleichen" Wasserstoffen am Ring beträgt 8:3:1.

Nach der Chlorierung wird das relativ putzige Chlor das fette Brom nicht unbedingt an der Platzfindung hindern, sodaß es wohl überall zu finden sein wird.

> die möglichen Strukturformeln

interpretiere ich so, dass Du nicht die bevorzugt gebildeten Produkte notieren sollst, sondern alle, die möglich sind.

Die sterische Hinderung durch 2 Halogene am selben C ist nicht sonderlich ausgeprägt, siehe CBr4.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung