Pulsader aufgeschnitten was macht der Arzt/Notarzt?
Hallo
mal zum Anfang. Ich habe nicht vor mir etwas anzutun oder sonstiges!
mich würde es einfach mal interessieren was der Arzt/ Notarzt machen würde wenn jemand sich die Pulsader aufgeschnitten hat. Abbinden?
danke
Hallo Mia307,
Deine Frage klingt für mich sehr besorgniserregend - auch im Zusammenspiel mit deiner vorangegangenen Frage.
Sprich bitte unbedingt mit einem Menschen darüber, dem Du vertraust! Das kann ein guter Freund, ein Verwandter oder zum Beispiel auch eine Vertrauensperson aus der Schule sein.
Du kannst Dich zudem jederzeit an die Telefonseelsorge wenden. Dort ist rund um die Uhr jemand erreichbar und Du hast die Möglichkeit, ein anonymes und vertrauliches Gespräch zu führen: 0800/1110111 oder 0800/1110222 (gebührenfrei aus dem deutschen Fest- und Mobilfunknetz).
Auf der Webseite der Seelsorge kannst Du auch chatten, falls Du das lieber möchtest: http://www.telefonseelsorge.de/
Das Wichtigste ist jetzt: Überstürze nichts! Tu nichts, was Dich in Gefahr bringt und was Du nicht rückgängig machen kannst!
An den Beiträgen anderer beobachten wir, dass es vielen Menschen sehr ähnlich wie Dir geht. Du bist nicht alleine; es gibt immer einen Weg in eine bessere Situation. Oft braucht man nur jemanden, der einem hilft, ihn zu finden. Rede deshalb schnell mit jemandem über Deine Gedanken und gib niemals auf!
Auf dieser Seite https://www.gutefrage.net/aktion/suizid-hilfe-bei-selbstmordgedanken/ haben wir für Dich weitere wichtige Hotlines, Links und Tipps zusammengestellt.
Zögere im Notfall bitte auch nicht, den Notruf 112 zu wählen!
Viele Grüße
10 Antworten
Die Blutung so gut es geht stoppen zb durch einen druckverband.
Abbinden macht man eigentlich nur wenn garnichts anderes geht, da das abbinden die komplette Zirkulation des Blutes unterbricht und somit die Gefahr einer Sepsis gegeben ist sobald die sperre gelöst wird
Hi,
mich würde es einfach mal interessieren was der Arzt/ Notarzt machen würde wenn jemand sich die Pulsader aufgeschnitten hat. Abbinden?
Prinzipiell erfolgt hier eine "Trauma-Standardversorgung" nach dem xABCDE-Schema.
Heißt: behandle das, was den Patienten zuerst tötet - also die Blutung. Die erste Maßnahme ist also die Blutungskontrolle.
Die erfolgt klassischerweise durch Hochlagern der betroffenen Extremität, ggf. Abdrücken (z.B. der Arteria brachialis), Druckverband, ggf. zweiter Druckverband - wenn das nichts hilft manuelle Kompression der Wunde, wenn das nichts hilft: Tourniquet anlegen.
Das Tourniquet (oder das Abbinden generell) macht oft keinen Sinn und ist oft auch nicht notwendig.
Ansonsten richtet sich die weitere Versorgung nach dem Patientenzustand, wie Rollerfreake es schon beschrieben hat.
Im "Worst Case" also:
- Sauerstoffgabe, hochdosiert über Maske (15 l/min) zwecks Schocktherapie bzw. -prophylaxe,
- Lagerung nach Kreislaufsituation - Flachlagerung ist meist das Minimum, ggf. bietet sich die Schocklage an
- venöser Zugang & Volumentherapie - bei gestoppter ("stehender") Blutung mit dem Ziel eines normalen Blutdrucks, bei nicht kontrollierter Blutung permissive Hypotension (also eine Art "Minimalblutdruck" halten, der für die Organversorgung ausreicht). Dafür bieten sich in erster Linie kristalloide Vollelektrolytlösungen an, im Extremfall kann auch auf kolloidale Lösungen zurückgegriffen werden.
- konsequenter Wärmeerhalt und
- ggf. Schmerztherapie
Die Reise geht dann zumindest erstmal in eine Klinik mit Unfallchirurgie und ggf. Gefäßchirurgie - je nach Ursache (suizidale Absicht?) weiter in eine Psychiatrie.
LG
Erfahrungsgemäß: nicht viel.
Das liegt aber eher in der Natur des Suizidversuchs. In den meisten Fällen, in denen der Rettungsdienst zu einem Suizidversuch gerufen wird, ist dies eine Art Hilfeschrei des Patienten. Der Patient hat Probleme und möchte die Aufmerksamkeit auf sich lenken. Der Suizidversuch selbst ist dabei zwar nicht ungefährlich, aber oft halbherzig.
Kann man vergleichen, wenn jemand einen dicken Silvester Böller in der Fußgängerzone zündet. Klar kann was passieren, aber es ist nicht so gefährlich. Dafür drehen sich alle um.
Beim Suizidversuch in diesen Fällen ist die Blutung nicht so schlimm und man bekommt es relativ gut wieder in den Griff.
Die gefährlichen Suizidversuche sind so abgeschirmt, dass sowieso erst jemand dazu kommt, wenn es zu spät ist.
Übrigens, die Entscheidung, ob es ein Hilfeschrei wird oder nicht, trifft der Patient nicht unbedingt bewusst. Das kann auch im Unterbewusstsein ablaufen.
Ansonsten stehen zur Blutstillung verschiedene Methoden zu Verfügung. Für den Laien würde ich empfehlen, manueller Druck. Also, ein Taschentuch oder so auf die Wunde drauf und den Arm. Mit der Hand umfassen und drücken. Eben wie beim Druckverband.
Erst mal Wunde versorgen und danach in die Psychiatrie überweisen
Druckverband!
Abbinden ist immer die letzte Möglichkeit, wenn sich eine Blutung nicht stoppen lässt.