Promotion oder Berufseinstieg?

2 Antworten

Hi ich bin nach der Promotion in die Pharmabranche gewechselt, mache jetzt Pharmacovigilance. Wobei ich ursprünglich eigentlich ins Medical writing überwechseln wollte.

Ich bereue den Wechsel nicht, da mein Beruf

* gut bezahlt ist (Tarif Chemische Industrie)

* wir Gleitzeit haben

* die Arbeitszeiten geregelt sind

* es sich gut mit meiner Familie vereinbaren lässt

Ich habe somit genügend Zeit und Geld um zu Leben. Um das zu machen, was mir wichtig ist.

Wenn man Karriere machen möchte kann man spanende Projekte machen.

Nur möchte ich das nicht - mir gehen die Kinder vor. Ich möchte nicht 10 Stunden am Tag arbeiten, viel Stress haben und Auslandsreisen machen müssen. Dafür verdiene ich entsprechend weniger - aber immer noch sehr gut.

October

Ich verstehe deine momentane Enttäuschung. Aber Du solltest jetzt nüchtern und realistisch deine Berufsziele überdenken. Willst Du eine wissenschaftliche Laufbahn machen? Wenn ja, ist dir klar, dass das ein jahrelanger oft frustrierender Weg ist, bis Du dich nach der Promotion habilitiert hast? Und auch danach hast Du ja keine Garantie, einen "Ruf" zu erhalten. Und als Frau ist man - trotz aller öffentlichen Erklärungen - manchmal immer noch benachteiligt. Klappt es mit der Professur nicht. ist ein Privatdozentenleben weder finanziell noch sonst sehr reizvoll. Dagegen könnte man die Chance stellen, an etwas neuem, aufregendem mitzuarbeiten und sich in gewissem Sinne auch ein klein wenig "unsterblich" zu machen. - Gehst Du nun ohne Promotion in die Industrie, wirst Du sicherlich besser verdienen. Vielleicht bekommst Du auch eine interessante Aufgabe, sicher ist das aber nicht. Du bist fremdbestimmt, hast eventuell unfähige Vorgesetzte, deren Arbeit Du teilweise mitmachen musst. Aufstieg in leitende Führungspositionen ist möglich aber nicht sicher. Die Promotion wäre für diesen Punkt wahrscheinlich hilfreich. Ein weiterer Punkt, den es zu bedenken gilt, ist eine mögliche Familienplanung (was Du ja vielleicht schon getan hast). Im öffentlichen Dienst an einer Hochschule ist es leichter, ohne berufliche Nachteile ein Kind zu bekommen. In der Industrie kann man - wenn man Pech hat - sich die Karriere blockieren. Such´ dir mal in einer stillen Stunde eine ruhige Ecke, wo Du all diese Fragen durchdenken kannst. Mein Rat: Lass´ nicht nur deinen Verstand entscheiden. Wichtig ist, dass auch deine emotionale Seite deine Entscheidung für richtig hält.