Programmierer, Softwareentwickler oder Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung?

4 Antworten

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Fachinformatiker Fachrichtung Anwendungsentwicklung ist die offizielle Bezeichnung eines Ausbildungsberufs.

Programmierer und Softwareentwickler sind allenfalls "umgangssprachliche" Bezeichnungen in Stellenausschreibungen. Dadurch wird nicht klar, welche Qualifikation gefordert ist. Das kann vom Quereinsteiger, über einen Absolventen des oben genannten Ausbildungsberufs, bis zum studierten (ggf. promovierten) Informatiker alles mögliche sein. In der Stellenausschreibung wird das dann in der Regel konkretisiert, z. B. durch Angaben, wie etwa ...

  • abgeschlossenes Hochschulstudium der Informatik
  • abgeschlossenes Hochschulstudium der Informatik oder eines anderen technischen Studiengangs (z. B. Mathematik, Physik, Elektrotechnik)

Manchmal ist auch explizit angegeben, welcher Abschluss gefordert ist.

Also wenn Du Dich in einer dualen Berufsausbildung (IHK-Abschluss) für einen Beruf ausbilden lassen möchtest, in dem Du Software entwickelst bzw. programmierst, kommt eigentlich nur der Fachinformatiker Fachrichtung Anwendungsentwicklung in Frage, weil es sich nur dabei um einen Ausbildungsberuf handelt. Programmierer und Softwareentwickler kann sich jeder nennen, vom Quereinsteiger ohne jegliche formale Ausbildung bis zum promovierten Informatiker. ;-)


nitthrox 
Beitragsersteller
 21.09.2017, 12:56

Danke erstmal für die ausführliche Antwort :) Wissen sie zufällig wie man das mit dem Studieren ist wenn man nur die Ausbildung hat?

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NoHumanBeing  21.09.2017, 13:14
@nitthrox

Nunja, um studieren zu können, benötigst Du zunächst eine so genannte Hochschulzugangsberechtigung, in der Regel also das Abitur oder Fachabitur (allgemeine Fachhochschulreife oder fachgebundene Hochschulreife).

Dieses kann man, sofern es noch nicht vorliegt, auch jederzeit nachholen, beispielsweise an einer Fachoberschule (FOS) oder einer Berufsoberschule (BOS). Ausgehend von einem Mittleren Schulabschluss dauert das dann noch zwischen einem und zwei Jahren. Der genaue Ablauf und die Bezeichnungen der Schulformen können sich dabei zwischen den Bundesländern unterscheiden, weil Bildungspolitik Ländersache ist.

Falls Du eine Ausbildung zum staatlich geprüften Techniker an einer Fachschule durchläufst, die auch etwa zwei Jahre in Anspruch nimmt und auf einer abgeschlossenen dualen Berufsausbildung aufbaut, kannst Du eventuell das Fachabitur durch Absolvieren einer zusätzlichen Prüfung ohne weitere Zeit auf einer Schule erlangen. Ein Kollege von mir hat das so gemacht, ist letztlich aber ein größerer Aufwand, als es über FOS/BOS zu machen. Falls es Dir "nur" um die Hochschulzugangsberechtigung geht und Du den Fachschulabschluss eigentlich nicht benötigst, ist dieser Weg daher eher nicht zu empfehlen.

Seit dem Bologna-Prozess wird das Deutsche Bildungs- und Hochschulsystem immer durchlässiger. Manche Hochschulen haben inzwischen vollkommen andere Aufnahmebedingungen, sodass Du dort eventuell auch ohne (Fach-)Abitur studieren könntest. In der Regel sind dafür dann aber anderweitige Leistungen nachzuweisen, deren Umfang oft erheblich ist, oder es sind vor Aufnahme des eigentlichen Studiums zusätzliche Leistungsnachweise an der Hochschule selbst zu absolvieren.

Ein Hochschulstudium setzt eine abgeschlossene Berufsausbildung nicht voraus und baut auch nicht auf dieser auf, daher hat das Vorhandensein oder Abhandensein dieser faktisch keinen Einfluss auf das Studium. Natürlich kannst Du nach einer abgeschlossenen Berufsausbildung studieren, allerdings wird Dir dadurch vom Studium nichts erlassen, was auch logisch ist, da beides wirklich auf einem völlig anderen Niveau abläuft und es inhaltlich quasi überhaupt keine Überschneidungen gibt. Ich weiß das, weil ich ebenfalls zunächst den Ausbildungsberuf Fachinformatiker Fachrichtung Anwendungsentwicklung erlernt und anschließend Informatik studiert habe. Das kann man überhaupt nicht vergleichen, weder von den Anforderungen, noch von den Inhalten her. Bis auf ein paar Grundlagenveranstaltungen zum Programmieren wird im Studium daher dennoch alles neu für Dich sein. Und gerade das Programmieren wird man Dir in der Berufsausbildung auch nicht beibringen, allein schon, weil niemand die Zeit dafür hat. Vielmehr werden die Unternehmen voraussetzen, dass Du das bereits kannst.

Seit "Bologna" findet in der Regel nicht einmal mehr eine Anrechnung der Berufsausbildung auf die Praxissemester an den ehem. Fachhochschulen mehr statt, was zu Zeiten der Diplomstudiengänge in der Regel noch möglich war.

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Der Beruf heißt richtig:

Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung

oder auch

Fachinformatiker (Anwendungsentwicklung)

die beiden anderen meinen im Grunde aber das gleiche.


grtgrt  21.09.2017, 14:59

Die letzte Aussage ist falsch, denn: Wie weiter oben NoHumanBeing ganz richtig erklärt hat, gilt:

Ganz anders als der Begriff Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung stellen die Begriffe Programmierer und Softwareentwickler keine irgendwie wohldefinierte Berufsbezeichnung dar: Sie charakterisieren lediglich die Art der ausgeübten Tätigkeit, lassen aber keinen Schluss über die Qualität absolvierter Ausbildung zu.

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Es sind eher Oberbegriffe und keine Berufsbezeichnungen.
Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung ist ein Ausbildungsberuf, es gibt aber keinen Job, der so heisst. 

Wenn man es genau nimmt, ist der Programmierer jemand, der etwas programmiert. Das kann auch das Programmieren eines Gerätes sein, sagen wir eines Fahrstuhls. Dabei wird mit vorhandener Software etwas eingestellt, konfiguriert, eben programmiert.

Ein Softwareentwickler entwickelt, wie der Name schon sagt, Software, er schreibt also Programme/Funktionen/Skripte oder entwickelt bestehende weiter.
Da beim Schreiben von Programmen auch mit Software gearbeitet wird und nicht zwanghaft das direkte Schreiben von Code beinhaltet, ist ein Softwareentwickler aber genausogut als Programmierer zu bezeichnen.

Kurz und knapp: Ob Softwareentwickler oder Programmierer gesagt wird, ist völlig wurscht. FA für Anwendungsentwicklung wiederum ist der Ausbildungsberuf.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Informatik Studium.

nitthrox 
Beitragsersteller
 21.09.2017, 13:01

Dankeschön für die Antwort. :) Wissen sie zufällig wie das ist wenn man nach der Ausbildung studieren will? Was brauch man da für Anforderungen?

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apophis  22.09.2017, 08:45
@nitthrox

Abitur.

Man sollte schon eine Affinität für das Zeug haben, das gilt ja für alle Berufe. Vor Semesterstart gibt es aber (meist?) Vorbereitungskurse, wo man auf den Stand gebracht wird, den man braucht.
Du musst also jetzt kein Meister in C++, Java und Phyton sein, um studieren zu können.

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Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung ist ein Programmierer - heißt nur anderst. Softwareentwickler ist auch genau das gleiche.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Informatikstudium

Dultus, UserMod Light   21.09.2017, 13:06

Eigentlich eher nicht. Ein Mathematisch-Technischer-Softwareentwickler (Kurz Matse) ist auch ein Softwareentwickler, und kein FIAE. ;-)

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